Welthungerhilfe warnt vor neuer Migrationswelle
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Die Hungerskrise im Jemen ist nicht überwunden – weltweit sind 40 Millionen Menschen in ihrer Heimat auf der Flucht.
© Quelle: Mohammed Mohammed/XinHua/dpa
Osnabrück. Die Präsidentin der Welthungerhilfe, Marlehn Thieme, hat vor einer neuen Migrationswelle gewarnt. Den Hilfsprogrammen der Vereinten Nationen in den betroffenen Ländern fehle das Geld für die notwendige Arbeit, sagte sie der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Zwar habe sich die Lage in den Lagern in der Türkei, in Jordanien und im Libanon seit 2015 verbessert, dennoch drohe ein Rückfall.
Allein für Syrien fehlten 30 Prozent der benötigten Gelder, sagte Thieme. "Und eine Perspektive für die Flüchtlinge, in ihre Heimat zurückzukehren, fehlt noch immer." In dem Bürgerkriegsland seien 13 Millionen Menschen auf Lebensmittelhilfe angewiesen. Auch im Jemen sterben Menschen wegen Mangelernährung. 80 Prozent der 15 Millionen Kinder überlebten laut Unicef nur, weil sie humanitäre Hilfe erhalten. Nach Einschätzung der Vereinten Nationen herrscht im Jemen die größte humanitäre Krise weltweit
Weltweit seien in den vergangenen zwei Jahren 17 Millionen hungernde Menschen hinzugekommen. „Das ist unerträglich“, sagte Thieme. 40 Millionen Menschen seien in ihren Heimatregionen auf der Flucht. „Die extremen Verteilungskonflikte, die dort entstehen, lassen die Debatten über Integration und Migration hierzulande geradezu erbärmlich erscheinen.“
Die Staatengemeinschaft leiste viel zu wenig zur Eindämmung von Konflikten, kritisierte Thieme. Deswegen werde auch der gerade verabschiedete UN-Migrationspakt Not und Elend kaum lindern.
Thieme warf Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) vor, dessen „Pakt mit Afrika“, der auf Privatinvestoren setze, greife viel zu kurz. „Das reicht bei weitem nicht aus. Die Ärmsten der Armen werden von Privatinvestoren nichts haben, weil sie in Regionen leben, in denen sich keine Geschäfte machen lassen.“ Drei von vier Hungernden in Afrika lebten auf dem Land. „Sie müssen durch staatliche Programme und Hilfsprojekte in die Lage versetzt werden, sich selbst zu ernähren.“
Von RND/epd