Angeblicher Antisemitismusvorfall: Staatsanwaltschaft Leipzig erhebt Anklage gegen Gil Ofarim
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Der Musiker Gil Ofarim.
© Quelle: picture alliance / Geisler-Fotopress
Die Staatsanwaltschaft Leipzig hat Anklage gegen den Musiker Gil Ofarim erhoben. Das teilte die Staatsanwaltschaft in einer Pressemitteilung mit. Der 39-Jährige gab im vergangenen Jahr an, in einem Leipziger Hotel wegen seines jüdischen Glaubens angefeindet worden zu sein. Der Vorwurf lasse sich den Ermittlern zufolge nicht erhärten. Das Ermittlungsverfahren wegen des Vorwurfs der Beleidigung, der versuchten Nötigung, der Volkverhetzung und der falschen Verdächtigung gegen den Hotelmitarbeiter sind eigestellt worden.
Ofarim wird von der Staatsanwaltschaft Verleumdung und falsche Verdächtigung vorgeworfen - ob die Anklage zugelassen wird und sich der Sänger vor Gericht verantworten muss, steht noch nicht fest. Das Management Ofarims wollte sich gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) nicht äußern.
Die Staatsanwaltschaft Leipzig habe umfangreiche Ermittlungen durchgeführt. Es seien zahlreiche Zeugen vernommen und ein digitalforensischer Sachverständiger mit der Sichtung und Begutachtung der sichergestellten Videoaufnahmen mehrerer Überwachungskameras im Hotelbereich beauftragt worden. „Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft hat sich in der Gesamtschau der hieraus gewonnenen Erkenntnisse das Geschehen, wie es von Gil Ofarim in seinem veröffentlichten Video geschildert worden ist, tatsächlich so nicht ereignet“, heißt es in der Mitteilung. Die Staatsanwaltschaft habe im Ergebnis der Ermittlungen keine Feststellungen treffen können, die die Schilderung Ofarims zum Geschehensablauf bestätigen.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) dankte der Polizei und der Staatsanwaltschaft am Donnerstag für ihre Ermittlungsarbeit. „Das Schlimmste ist, jemanden als Antisemit zu bezeichnen. Dies für Falschaussagen und Verleumdung zu missbrauchen, ist schockierend und zutiefst verachtenswert“, zitiert die „Leipziger Volkszeitung“ den CDU-Politiker. In den vergangenen Jahrzehnten sei ein großes Vertrauen zwischen Deutschen und Juden gewachsen. „Das war und ist, vor allem im Blick auf unsere Geschichte, nicht selbstverständlich. Es ist ein hohes und wertvolles Gut, ein Wert, den wir uns nicht zerstören lassen“, so Kretschmer.
Hotel reagiert erleichtert auf Ermittlungsergebnis
Die Betreiber des Hotels reagierten erleichtert auf das Ergebnis der Ermittlungen. Das gesamte Hotelteam des Hotels „The Westin“ sei nun „nach langen Wochen und Monaten über die Entscheidung der Staatsanwaltschaft äußerst erleichtert“. Manager Andreas Hachmeister erklärte: „Ich bin sehr froh und optimistisch nun wieder in die Zukunft blicken zu können.“ Nach Angaben des Hotels wurde der in dem Video beschuldigte Mitarbeiter persönlich und in den sozialen Medien massiv bedroht.
Gil Ofarim hatte Anfang Oktober 2021 in einem Instagram-Video geschildert, dass ihn ein Mitarbeiter von The Westin Leipzig aufgefordert habe, seine Kette mit Davidstern abzunehmen. Ofarim erstattete Anzeige. Der Hotelmitarbeiter bestritt die Vorwürfe und erstattete seinerseits Anzeige wegen Verleumdung. Der Sänger schilderte sein vermeintliches Erlebnis danach in zahlreichen Talkshows und Interviews. Der Fall sorgte bundesweit für Empörung.
RND/nis/dpa