Das Instagram für Pornos: Was ist eigentlich Only Fans?
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Youtuberin Kelly hat es ausprobiert: In einer Woche bei Only Fans machte sie über 9000 Euro Umsatz.
© Quelle: picture alliance / SvenSimon
Köln. Wer gelegentlich Promimeldungen verfolgt, der kommt an dieser Plattform derzeit nicht vorbei: Only Fans. Immer mehr Stars und Sternchen melden sich hier an – darunter etwa amerikanische Youtuberinnen und Youtuber wie Trisha Paytas, Tana Mongeau und Nikocado Avocado. Auch TV-Star Evelyn Lozada ist seit kurzem auf Only Fans – und nicht zuletzt auch der Sänger Aaron Carter.
Die Plattform entwickelt sich vor allem in den USA zu einem absoluten Hypethema – doch längst hat sie auch Deutschland erreicht. Zuletzt etwa sorgte das deutsche IT-Girl Georgina Fleur mit einem eigenen Account auf der Plattform für Aufsehen.
Was ist Only Fans?
Aber was ist Only Fans? Nun, nennen wir das Kind beim Namen: Die Plattform ist so etwas wie das Instagram für Pornos. Ähnlich wie auf anderen Socialmedia-Plattformen kann hier jeder Promi und jeder Normalo Inhalte posten – mit einem gewaltigen Unterschied: Wer folgen will, muss beim jeweiligen Creator ein monatliches Bezahlabo abschließen.
Zwar ist Only Fans nicht explizit als Pornoplattform ausgewiesen – rein theoretisch kann das soziale Netzwerk für jeden erdenklichen Bezahlinhalt verwendet werden. Doch Only Fans geht einen Schritt weiter, wo Plattformen wie Facebook, Youtube oder Instagram einen Schlussstrich ziehen: Nacktheit ist hier ausdrücklich erlaubt, was für einen Boom hüllenloser Influencer sorgt.
Gegründet wurde Only Fans 2016 in England von Guy und Tim Stokely – über die Betreiberfirma Fenix International Limited ist wenig bekannt. Nach eigenen Angaben hat die Plattform 24 Millionen registrierte Nutzer, 500.000 davon seien selbst Content-Creator. Von den Einnahmen der Creator gehen 20 Prozent an Only Fans selbst – den Rest können sie behalten.
Männer, die nackt Tischtennis spielen
Wie genau dieser Content aussehen kann, zeigt ein junger Mann, der sich “Leo” und auf Youtube “The Only Fans Bible” nennt. Sein Account gehört nach eigenen Angaben zu den größten deutschen männlichen Kanälen auf der Plattform. Zu seinen erfolgreichsten Videos gehört nach eigenen Angaben eines, in dem er nackt Tischtennis spielt – doch die meisten seiner Inhalte sind deutlich expliziter. Sein Publikum: vor allem schwule Männer.
Auf Youtube gibt der junge Mann, der nach eigenen Angaben 20 Jahre alt und Student ist, Tipps für angehende Nackt-Influencer. Er selbst habe innerhalb kurzer Zeit 7000 Fans auf der Plattform generiert, erzählt er dort. Wieviel Geld sich damit machen lässt, ist schnell ausgerechnet: Bei einem Abo-Preis von etwa 10 Euro dürfte der 20-Jährige abzüglich der Only-Fans-Abgaben rund 56.000 Euro Umsatz im Monat machen. In einem Video, das allerdings schon einige Monate alt ist, spricht er selbst von rund 50.000 Dollar im Monat.
Wie er so erfolgreich werden konnte, erklärt der 20-Jährige ebenfalls in seinen Videos: Gerade in der Anfangszeit lief die Promotion seines Kanals über sogenannte “Shout outs” bei anderen bekannten Nackt-Profilen. Zudem nutze er die Plattform Twitter für kleine Teaser, um weitere Abonnenten zu generieren – dadurch habe sich seine Bekanntheit noch mal “um 100 Prozent” gesteigert.
Auch Aaron Carter ist dabei
Auch Yma Louisa Nowak ist eine sogenannte “Intimfluencerin”, wie sie das Nachrichtenmagazin “Der Spiegel” nennt. Bekannt wurde die 22-Jährige durch die RTL-Datingshow “Take me out” – inzwischen verkauft sie für 14,99 Dollar pro Monat intime Clips und Bilder bei Only Fans. Der größte Teil ihrer zahlenden Fans seien Männer in den Zwanzigern, sagt sie dem Magazin. Von ihren durchschnittlich 140 bis 170 Abonnenten könne sie gut leben.
Längst sind auch bekannte Promis auf den Only-Fans-Zug aufgesprungen. Der Sänger Aaron Carter, der immer wieder mit Skandal-Schlagzeilen auf sich aufmerksam macht, hat inzwischen einen Only-Fans-Account. Bilder zeigen den Popstar nackt in allen möglichen Posen, mal alleine und mal mit seiner Freundin, dem Model Melanie Martin.
Ohnehin hat die Plattform längst die Popkultur erreicht: US-Superstar Beyoncé (38) rappt in einem Remix des Songs “Savage” von Kollegin Megan Thee Stallion sogar davon. In dem Songtext heißt es: “Hips tick tock when I dance (Dance), On that demon time she might start a Only Fans”.
Youtuberin macht Only-Fans-Selbstversuch
Wie sich das Leben einer “Intimfluencerin” anfühlt, hat kürzlich auch die Youtuberin Kelly (Misses Vlog) getestet. Für ein Selbstexperiment ließ sie auf der Plattform die Hüllen fallen und berichtet in einem aktuellen Video von ihren Erfahrungen. In dem Video ist zu sehen, wie die 26-Jährige zunächst erotische Bilder in Dessous von sich anfertigen lässt, anschließend postet sie ihren Only-Fans-Account auf Twitter. Innerhalb von nur einer Woche macht die Youtuberin mehr als 9000 Dollar Umsatz mit der Plattform.
Ganz geheuer ist Kelly der Schritt aber offenbar nicht: Schon auf Twitter sorgt der Plan der Youtuberin für große Diskussionen, im Video wirft Kelly auch die Frage auf, ob das nicht eigentlich schon Prostitution sei. Ihre Freunde verneinen: “Nein, Prostitution ist, wenn du deine Ehre abgibst”, erwidert einer. Ein anderer meint: “Letztendlich ist das ja komplett deine Wahl, was du von dir preisgibst und was du zeigst. Why not?”
Moderner Feminismus
Tatsächlich scheint diese Haltung auch in der Only-Fans-Community zu gelten. Yma Louisa Nowak beispielsweise bezeichnet ihre Arbeit gegenüber dem “Spiegel” als “modernen Feminismus”. Es gehe ihr um Selbstbestimmung, um die Darstellung ihres Körpers als ästhetisch und schön. An Sexualität, egal welcher, sei schließlich nichts Verwerfliches.”
Zudem stehe Only Fans – im Gegensatz zur professionellen Pornobranche – für mehr Vielfältigkeit. Ein Intimfluencer kann theoretisch jeder werden. Auf Only Fans sind nicht nur die durchtrainierten Körper zu sehen – sondern auch solche, die aus der Norm fallen. Hier kann jeder machen, was er will – und Geld verdienen, ohne Verträge mit Pornoproduzenten abschließen zu müssen.
Auch Youtuberin Kelly zieht nach ihrem Selbstversuch ein eher positives Fazit: “Ich habe für mich herausgefunden, dass ich noch mehr daran arbeiten sollte, nicht das Gefühl zu haben, mich rechtfertigen zu müssen, für das, was ich mit meinem eigenen Körper mache.” Die eingespielten 9000 Dollar wolle sie nun spenden – an eine Organisation für Frauenrechte.