Frankreich: Beliebte Reiseziele begrenzen Besucherzahlen – wegen Overtourism
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Badeurlauber am Strand in der Bucht Calanque de Port-Pin, Nationalpark Calanques.
© Quelle: imago images/imagebroker
Mehrere beliebte Urlaubsregionen in Frankreich schlagen Alarm: Ihre schönsten Naturdenkmäler und Landschaften kommen mit der immer größer werdenden Masse an Reisenden nicht mehr zurecht. Um dem Overtourism entgegenzuwirken, haben einige bereits die Besucherzahlen begrenzt, weitere denken über Maßnahmen nach.
Durchgesetzt hat das Besucherlimit bei beliebten Ausflugszielen bereits die Ferieninsel Korsika. Viele Urlauberinnen und Urlauber reisen dort für einen Tag zu den Levazzi-Inseln, entsprechend voll wird es dort bis in den September hinein. „Die Insel an sich ist wirklich schön, aber überlaufen ist noch gar kein Begriff“, kommentierte eine Frau das Ausflugsziel auf der Reiseplattform Tripadvisor bereits im September 2018. Für ihren Ausflug vergab sie daher nur einen von fünf möglichen Sternen.
Doch damit ist seit dem Besucherlimit Schluss: Nur noch 2000 Menschen dürfen die Inseln betreten. Damit soll das bedrohte Naturerbe geschützt werden. Auch der Bavella-Gebirgskamm und das Restonica-Tal sind regelmäßig überlaufen, weswegen auch hier eine Obergrenze eingeführt wurde.
Beliebter Calanques-Nationalpark mit Besucherlimit
Ähnlich ist auch der beliebte Calanques-Nationalpark bei Marseille vorgegangen. Er dient vor allem wegen seiner Bilderbuch-Strände als Besuchermagnet. Kleine Buchten, massive Steilhänge, klares, türkis schimmerndes Wasser haben jedes Jahr Tausende Besucherinnen und Besucher angelockt. Doch seit diesem Sommer dürfen nur noch 400 Strandfans den Nationalpark betreten. Die kostenlosen Tickets müssen vorab gebucht werden und sind oft schon Wochen zuvor vergeben.
Auch an der Normandie wird es vor allem in den Sommermonaten voll. Millionen Reisende wollen die Klippen von Étretat bestaunen, erwandern, fotografieren. Das hat Folgen: Mülleimer quellen regelmäßig über, Wanderwege werden breitgetreten, Zigarettenstummel liegen in der Natur, regelmäßig kommt es zu Erdrutschen. Auch die örtliche Kläranlage kommt an ihre Grenzen, sie könne bis zu 6000 Besucherinnen und Besucher, zusätzlich zu den Einheimischen, nicht bewältigen. Wegen Überbeanspruchung habe man sie im vergangenen Jahr bereits schließen und warten müssen.
„Jedes Jahr wird es schlimmer“
Ein Zustand, den viele nicht mehr hinnehmen möchten. Deswegen fordern Umweltaktivistinnen und -aktivisten ein Eingreifen der Politik. „Jedes Jahr wird es schlimmer“, sagt Shaï-Hannah Mallet-Bitton, Umweltaktivistin, dem Onlineportal „France24″. Die Region brauche zwar den Tourismus, aber es müsse ein besseres Gleichgewicht hergestellt werden. „Davon würden auch die Touristinnen und Touristen profitieren. Viele nehmen einige Stunden Autofahrt auf sich, um herzukommen, und fahren dann enttäuscht zurück, weil sie keinen freien Parkplatz mehr ergattern können. Dieser Massentourismus stellt niemanden zufrieden.“
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Die Klippen von Étretat werden Jahr für Jahr beliebter als Ausflugsziel in Frankreich.
© Quelle: imago images / Westend61
Wichtig sei es, frühzeitig gegenzusteuern, ehe die Lage für die Naturschönheiten aussichtslos geworden sei, sagt Julien Bout, Geschäftsführer des Vereins für Verantwortungsvollen Tourismus. Damit könne verhindert werden, dass sie in nicht allzu ferner Zukunft komplett für Besucherinnen und Besucher geschlossen werden müssen. Die gute Nachricht: Das Bewusstsein dafür wachse.
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RND/vh