Run auf Griechenland: Land rechnet 2023 mit neuem Reiserekord
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Ein Mann steht am Strand von Milos unter einer griechischen Flagge. Das Land erwartet 2023 einen Tourismusrekord.
© Quelle: imago/Westend61
Griechenlands Tourismusminister Vasilis Kikilias ist zuversichtlich. Er erwartet für dieses Jahr ein Wachstum im Fremdenverkehr von 20 Prozent. Wenn sich das bewahrheitet, wird Griechenland 2023 den Reiserekord aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 deutlich übertreffen.
Kikilias gab die Prognose jetzt bei einem Kongress auf der Insel Rhodos ab. Das Treffen war dem Thema „Nachhaltiger Tourismus“ gewidmet – ein Aspekt, der mit steigenden Besucherzahlen und zunehmender Sensibilität für Umweltbelange sowie die Klimakrise immer wichtiger wird. In einem Pilotprojekt wollen die Verwaltungsregion Südliche Ägäis, zu der Rhodos gehört, und der Reiseveranstalter Tui Konzepte für einen umweltbewussten Fremdenverkehr ausarbeiten und in der Praxis testen. Rhodos bietet sich für diesen auf fünf Jahre angelegten Modellversuch besonders an, weil die Insel als „Flaggschiff“ des griechischen Tourismus gilt. Kein anderer Inselflughafen in Griechenland wird aus dem Ausland häufiger angeflogen.
Reisesaison beginnt früher denn je
Als einen Weg zu mehr Nachhaltigkeit nennt Tourismusminister Kikilias die Ausdehnung der Reisesaison. Sie wird in diesem Jahr in Griechenland früher beginnen als je zuvor: Am 11. März will Easyjet die ersten Urlauber dieses Jahres aus Großbritannien nach Rhodos fliegen. Am gleichen Tag beginnt Delta Airlines wieder die im Winter ausgesetzten Linienflüge von New York nach Athen.
Auf die Reisenden aus Nordamerika setzt die griechische Tourismusbranche große Hoffnungen. 56 Direktflüge pro Woche aus den USA und Kanada wird es in dieser Saison geben, mehr als je zuvor. Die Gäste aus Übersee sind in Griechenland besonders gern gesehen, weil sie länger bleiben und im statistischen Durchschnitt pro Kopf etwa 60 Prozent mehr ausgeben als europäische Reisende.
Beliebteste Inseln: Kreta, Rhodos, Kos
Steigende Buchungen für Griechenland-Reisen melden die Reiseveranstalter auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie in Großbritannien, Frankreich, Italien und den skandinavischen Ländern. Zu den am meisten nachgefragten Destinationen gehören neben Kreta und Rhodos auch die Dodekanes-Insel Kos sowie die ionischen Inseln Korfu und Zakynthos.
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Blick auf einen Strand auf Kos.
Wie Tui meldet auch der Reiseveranstalter FTI starke Nachfrage und verlängert deshalb einige Programme bis in den November hinein. Dass Griechenland auch in der Vor- und Nachsaison ein attraktives Reiseziel ist, zeigte der vergangene Oktober mit höheren Besucherzahlen als je zuvor.
2022 summierten sich die Einnahmen aus dem Tourismus auf 18 Milliarden Euro. Sie blieben damit knapp unter dem Ergebnis von 2019, dem letzten Jahr vor der Pandemie. Für 2023 rechnet die Branche mit einem neuen Rekordergebnis. Der Start ist vielversprechend: Im Januar stiegen die Passagierzahlen am Flughafen Athen gegenüber 2019 um 5 Prozent.
Personalmangel: Wer soll die Touristen bewirten?
Aber wer macht die Betten der Gäste, wer serviert ihnen das Frühstück? Auf diese Frage haben viele griechische Hoteliers noch keine Antwort. Die Branche kämpft mit Personalproblemen. Während der Pandemie haben die Hotels und Restaurants massiv Beschäftigte entlassen. Viele fanden in anderen Branchen besser bezahlte, weniger stressige Jobs und zeigen keine Bereitschaft, ins Dienstleistungsgewerbe zurückzukehren. Schon 2021 fehlten in der griechischen Hotellerie und Gastronomie 53.000 Arbeitskräfte. Im vergangenen Jahr waren es bereits 60.000. Für 2023 rechnet die Branche sogar mit mindestens 80.000 offenen Stellen.
Die Arbeitgeber fordern deshalb von der Regierung Visaregelungen, die es ermöglichen, bis zu 100.000 Arbeitskräfte aus Drittländern in Asien und aus den nicht zur EU gehörenden Balkanstaaten zu beschäftigen. Die Gewerkschaften sind strikt dagegen. Sie fürchten Lohn-Dumping und eine Erosion der Arbeitnehmerrechte. Gewerkschafter fordern stattdessen bessere Bezahlung, um die Jobs im Tourismus attraktiver zu machen.
Einer der Gründe für den Personalmangel im Dienstleistungssektor ist der niedrige Mindestlohn, nach dem viele Beschäftigte bezahlt werden. Er beträgt aktuell 713 Euro brutto. Zum 1. April steigt er auf 751 Euro. Dafür müssen die Mitarbeitenden in den Hotels, Restaurants und Cafés aber in der Praxis oft auch noch unbezahlte Überstunden machen.