Am Ende der Spiele von Tokio: Olympia im Notstand
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Thomas Bach, Präsident des IOC.
© Quelle: Getty Images
Die Erleichterung im Internationalen Olympischen Komitee dürfte gigantisch sein. Wenn am Wochenende nichts Gravierendes passiert, sind die Olympischen Pandemiespiele ohne ganz große Katastrophen über die Bühne gebracht worden. Als das von IOC-Boss Thomas Bach postulierte Licht am Ende des Tunnels für die pandemiegeschüttelte Welt werden die Spiele von Tokio trotzdem nicht in die Geschichte eingehen.
Es wäre schließlich zynisch, ein Event als Erfolgsgeschichte zu verkaufen, das in einer Stadt, die sich offiziell im Notstand befindet, abgehalten werden musste: Zuschauer und Zuschauerinnen blieben überwiegend ausgesperrt. In einigen Athletenunterkünften wurde schon der Gang auf den Balkon zum Zankapfel. Als Zugeständnis feierte das IOC, dass die Athletinnen und Athleten auf dem Siegerpodest 30 Sekunden ohne Maske posieren durften.
Alles Maßnahmen, die als Präventivmaßnahmen zum Schutz der Olympiablase durchgehen, die jedoch gleichzeitig illustrieren, dass während dieser zwei Sommerwochen nichts anderes als Notspiele abgehalten wurden. Sie mussten stattfinden, um das System nicht ins Wanken zu bringen. Denn immerhin lebt das IOC von den Beträgen, die Fernsehsender für Übertragungsrechte und Sponsoren für die Sichtbarkeit ihrer Produkte zahlen.
Diese Einnahmen wiederum werden zu einem großen Teil an die Sportarten weitergegeben, die eben nur bei Olympischen Spielen in den Fokus gelangen und die ohne dieses Geld mitunter kaum in der Lage wären, ein Wettkampfsystem aufrechtzuerhalten.
So bleibt das Bild steriler TV-Spiele. Die Sportlerinnen und Sportler wenigstens profitierten von der Austragung. Ihre Trainingsjahre waren nicht umsonst – man hätte ihnen nur einen stimmungsvolleren Rahmen gewünscht. Außerdem positiv: Dopingfälle gab es wenige. Wie viel wert diese Beobachtung ist, wird dann die Zukunft – mit verbesserten Analysemethoden – zeigen. Manche Fabelleistung lässt die Zusehenden jedenfalls zweifelnd zurück.
Zur Ruhe kommt die olympische Bewegung sowieso nicht. In einem halben Jahr sollen die Winterspiele von Peking eröffnet werden. Corona dürfte dann nicht verschwunden sein. Dazu kommt eine politische Dimension. Das Europäische Parlament hat EU-Mitgliedsstaaten empfohlen, „Einladungen für Regierungsvertreter und Diplomaten abzulehnen, solange die chinesische Regierung keine nachweisbare Verbesserung der Menschenrechtssituation in Hongkong, der uigurischen Region Xinjiang, Tibet, der Inneren Mongolei und anderswo in China nachweist“.
So bleibt die Erkenntnis, dass die olympische Bewegung von einer Krise zur nächsten humpelt. Ein Licht am Ende des Tunnels? Da müssen Bach und Co. auf Paris 2024 hoffen.