Immer neue Grenzen stecken
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Brinja Weiglein und ihr Hund Foster sind beim Megamarsch über 64 Kilometer gemeinsam unterwegs.
© Quelle: pr
Von daniel kultau VEHLEN. In diesem Jahr fiel der Lauf aufgrund des Coronavirus in dieser Form ins Wasser. Doch stattdessen hatte jeder die Möglichkeit, den Marsch für sich allein zu absolvieren. Brinja Weiglein aus Vehlen tat dies. Und zwar gleich zweimal innerhalb einer Woche.
„Ich muss mir immer neue Grenzen stecken“, erklärt die 44-Jährige, die neben ihrem Job beim „Touristik Zentrum westliches Weserbergland“ auch als Personal-Trainerin unter anderem Kurse in einem Obernkirchener Fitnessstudio gibt oder bei „Sport im Park“ in Stadthagen die Leute anspornt. „Vor allem geht es mir darum, die Leute zu motivieren“, sagt Weiglein weiter, die ihre Erlebnisse auch auf ihren Social-Media-Kanälen fleißig teilt. Ihren ersten Megamarsch absolvierte sie im vergangenen Jahr in einer neunköpfigen Gruppe. Im Ziel kam sie mit einer Mitstreiterin zu zweit an. „Wir hatten gesagt, dass wir das nie mehr machen wollen“, erinnert sich die Vehlenerin. Denn bei 70 Kilometern kamen die Blasen, ab 80 Kilometern platzten sie auf. „Ich dachte, meine Füße wären Brei.“
Dabei habe sie früher gar nicht daran denken können, je so sportlich zu werden. „Bis ich 31 war, habe ich gar keinen Sport gemacht.“ Doch dann legte sich ein Schalter im Kopf um, sodass der Sport inzwischen ein fester Teil ihres Lebens geworden ist. „Ich sehe Leute, die sich – je älter sie werden – immer mehr in ihr Schicksal ergeben und sagen: ‚Sport ist Mord.‘“ Kein Weg für Weiglein. Sie sammelte in den Folgejahren Trainerscheine en masse, arbeitete sogar als Sportwarenfachverkäuferin. Deswegen hatte sie auch die nötige Ausrüstung und jede Menge Schnickschnack, um gut vorbereitet in den Megamarsch 2020 zu gehen. Im April sammelte sie bereits 300 Wanderkilometer, im Mai waren es sogar 400.
Eine Woche, bevor das Event stattfinden sollte, testete sie die Strecke für ihren Arbeitgeber. Von Rinteln aus ging es Richtung Hameln. Die gesamte Strecke hatte zudem noch 1600 Höhenmeter, die überwunden werden mussten. „Besonders fies war es an der Paschenburg“, erinnert sich Weiglein, die neben einigen Mitwanderern auch ihren Hund Foster mit dabei hatte. Schon eine Woche zuvor hatte dieser seine Megamarsch-Tauglichkeit bei einer 60 Kilometer langen Wanderung unter Beweis gestellt, doch an diesem Tag war für ihn nach 64 Kilometern Schluss. Er wurde abgeholt. Nach 22:51,24 Stunden erreichte die 44-Jährige schließlich das Ziel.
Nur eine Woche später ging es dann erneut auf die Strecke. Dieses Mal von Porta Westfalica über den Weserberglandweg. „Ich wollte einfach gucken, ob ich das noch mal innerhalb einer Woche kann“, nannte sie ihren Ansporn. Mit Stirnlampe ging es um 3 Uhr nachts los. Die ersten 32 Kilometer mit Unterstützung, danach war sie auf sich allein gestellt. Das bedeutete mehr Gepäck und Planung. „Kurz vor dem Süntelturm bin ich wieder umgedreht, um rechtzeitig vor der Dunkelheit am Auto sein zu können.“ Nachdem sie die Schuhe viermal gewechselt hatte und ab Kilometer 80 sogar immer wieder gelaufen war („Ich wollte eine bessere Zeit und hatte auch keine Lust mehr“), war der zweite Megamarsch innerhalb einer Woche nach 21:09,44 Stunden absolviert. Dieses Mal sogar mit 2700 Höhenmetern. „Danach war ich dann aber auch einfach müde und erleichtert, dass ich endlich schlafen kann.“ Durchaus nachvollziehbar.
Als großes Ziel hat sich die Sportverrückte für die Zukunft unter anderem eine Wanderung auf dem 171 Kilometer langen Kölnpfad vorgenommen. Davor, in gut drei Wochen am 8. August, steht jedoch erst mal der nächste Megamarsch an. Noch überlegt die 44-Jährige, wie sie wieder einen draufsetzen kann. „Entweder versuche ich, noch schneller zu sein – oder die Strecke einfach mal zu laufen.“