RND „Krisen-Radar“

Die Altstadt von Odessa gehört zum Weltkulturerbe, Kremlchef Putin lässt sie trotzdem bombardieren. Auch die Kathedrale ist bei den Angriffen schwer beschädigt worden. Dort hat Can Merey den Priester Konstantin getroffen. Der Geistliche sagt: „Gegen Raketen kann man sich nicht mit Stöcken verteidigen.“

Die Regierung Moldaus will das Land unbedingt aus dem russischen Einflussbereich lösen und nach Europa führen. Moskau hält mit aller Kraft dagegen und hat weiter erheblichen Einfluss – auch durch die abtrünnige Region Transnistrien, deren Regime paradoxerweise durch die Regierung Moldaus am Leben erhalten wird.

Ein Besuch in Japan macht überdeutlich, wie Deutschland abgehängt wird – von der Bahn bis zur Digitalisierung. Die Zeitschrift „The Economist“ argumentiert, die Bundesrepublik müsse sich unter anderem stärker um ausländische Fachkräfte bemühen. Diese allerdings finden Deutschland einer aktuellen Umfrage zufolge oft alles andere als attraktiv.

Vor drei Jahren ist der deutsche Staatsbürger Jamshid Sharmahd vom Regime in Teheran in den Iran verschleppt worden. Erstmals seit langem durfte er nun wieder seine Familie kontaktieren. Seine Tochter Gazelle Sharmahd ahnt Schlimmes. Sie sagt: „Wenn wir einen Anruf bekommen, passiert danach normalerweise etwas Schlimmes.“

Der türkische Präsident Erdogan hat überraschend eine Wiederbelebung des EU-Beitritts­prozesses seines Landes auf die Agenda gesetzt. Dabei kann er die dafür notwendigen Reformen selbst nicht wollen. Dass die Türkei nie fest in Europa verankert wurde, liegt allerdings nicht nur in seiner Verantwortung. Hätte sich die Türkei als EU-Mitglied zu einer echten Demokratie entwickelt?

Mitten in Europa tobt ein Angriffskrieg. Länder wie Österreich machen es sich trotzdem in ihrer Neutralität bequem, die angesichts der neuen Weltlage längst überholt sein sollte. Vor allem, weil Österreich im Notfall trotzdem darauf bauen dürfte, auch von der Nato verteidigt zu werden.

Knapp eineinhalb Jahre vor der US‑Wahl nimmt der Anteil der Amerikaner zu, die die Unterstützung für die Ukraine zurückfahren möchten. Nicht nur Trump, der stets ein zweifelhaftes Verhältnis zu Putin gepflegt hat und nun wieder ins Weiße Haus einziehen möchte, weiß das für sich zu nutzen. Die Europäer werden sich darauf einstellen müssen, mehr zu leisten.

Der Abzug der Bundeswehr aus Mali in knapp einem Jahr ist beschlossene Sache. Nun droht die gesamte UN-Friedensmission in dem westafrikanischen Krisenland bereits davor zu scheitern. Das sollte auch in Europa Alarm auslösen.

Deutschland benötigt dringend Fachkräfte aus dem Ausland, was für diese aber oft nur mäßig attraktiv ist. Kanzler Scholz fordert zu Recht, Fachkräfte in Deutschland wirklich willkommen zu heißen. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Der zunehmende Rechtsextremismus droht, Anwerbebemühungen zu torpedieren.

Kein Menschenleben in der Ukraine ist vom russischen Überfall unberührt geblieben, auch wenn sich das in manchen Fällen erst auf den zweiten Blick zeigt. Beim Nato-Gipfel in Vilnius sollte dem Land endlich eine konkrete Beitrittsperspektive zum Bündnis geboten werden. Im Konflikt mit Russland würde auch Europa von den kampferprobten Ukrainern profitieren.

Mehr als eine halbe Million Türkinnen und Türken in Deutschland haben in der Türkei für den Autokraten Erdogan gestimmt. Dabei wissen sie natürlich genau, welches Land das bessere Modell zu bieten hat.

Wie operieren ausländische Reporterinnen und Reporter in Kriegs- und Krisengebieten? Wichtig ist, einen guten Fixer zu haben. Diese Helferinnen und Helfer operieren im Hintergrund, kümmern sich um Übersetzungen, die Organisation von Terminen und die Logistik. Ihre unverzichtbare Arbeit ist oft besonders riskant.

„Viele von uns sind total deprimiert“: Nie erschien eine Abwahl des türkischen Präsidenten Erdogan wahrscheinlicher als am vergangenen Sonntag. Nach seinem klaren Sieg ist die Enttäuschung der liberalen Türkinnen und Türken riesig. Sollte er sich auch in der Stichwahl durchsetzen, wird wohl alles noch schlimmer.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit liegt die Türkei inzwischen hinter Russland, viel Luft nach unten ist nicht mehr. Bei der Recherche vor der Wahl in dem Land zeigt sich, wie wichtig eine freie Presse für die Meinungsbildung in der Demokratie ist – und wie weit die Angst um sich gegriffen hat.

Mehr als sechs Kinder bekommt eine Frau im Niger – im Durchschnitt. Kein Land der Erde wächst schneller, kaum ein Land ist ärmer. Bildung wäre ein Schlüsselfaktor, um die Bevölkerungsexplosion unter Kontrolle zu bekommen. Doch schon jetzt platzen die Schulen aus allen Nähten und Kinder werden in Strohhütten unterrichtet.