LANDKREIS. Die letzte Ruhestätte von Verwandten und Freunden zu pflegen, ist für viele Hinterbliebene ein wichtiger Teil der Trauerarbeit. Das kann aber auch viel Zeit in Anspruch nehmen. Mit einer entsprechenden Bepflanzung lassen sich Gräber mit wenig Aufwand instand halten.
Die letzte Ruhestätte: So funktioniert unkomplizierte Grabpflege / Experten raten zu langsam wachsenden Gehölzen




„Bei einem pflegeleichten Grab entfallen zwar keine Arbeiten, aber die Arbeiten werden weniger“, sagt Birgit Ehlers-Ascherfeld, Vorsitzende der Gesellschaft deutscher Friedhofsgärtner (GdF). Ob ein Grab mit wenig Pflege auskomme, entscheide sich bereits bei dessen Anlage. Standort und Bodenverhältnisse seien dabei die wichtigsten Faktoren.
„Pflegeleicht ist jede Bepflanzung, die die Umgebung und die Gegebenheiten vor Ort berücksichtigt“, sagt Ehlers-Ascherfeld. Beim Standort gelte es neben den Lichtverhältnissen auch das umliegende Friedhofsgrün zu berücksichtigen. „Große Bäume und Sträucher sorgen für Wurzeldruck und wachsen stärker als kleine Pflanzen, die man frisch auf das Grab setzt“, erklärt die Fachfrau.
Erde austauschen: Wann ist das sinnvoll?
In bestimmten Regionen kann es ihrer Ansicht nach sinnvoll sein, die Erde zu tauschen: „In sandigem Heideboden, schwerem Lehm oder felsigen Bereichen wächst kaum etwas“, sagt die Expertin.
Jakob Grabow-Klucken vom BUND-Landesverband Niedersachsen rät hingegen nicht dazu, die Erde auszutauschen, sondern vielmehr passende Pflanzenarten auszuwählen. Eine standortgerechte Bepflanzung kommt seiner Meinung nach nämlich nicht nur den Insekten zugute, sondern verringert auch den Pflegeaufwand.
„Mit gezielter Pflanzenauswahl trockenheits-toleranter heimischer Wildstauden kann der Gießbedarf stark reduziert werden“, so der Leiter des BUND-Projekts Ökologische Nische Friedhof. Er erklärt, dass viele Wildstauden an nährstoffarmen Standorten wachsen. Düngung, Blumen- oder Komposterde begünstigten hingegen vor allem nährstoffliebende Unkräuter, die dann wieder gejätet werden müssten. Grabow-Kluckens Tipp: „Nährstoffgaben sollte man weitestgehend vermeiden.“
Je mehr Pflanzen dauerhaft auf dem Grab wachsen, desto geringer ist grundsätzlich der Pflegeaufwand. „Frisch gesetzte Pflanzen müssen häufiger gegossen werden, das macht eine Wechselbepflanzung so pflegeintensiv“, macht Ehlers-Ascherfeld deutlich. Sie empfiehlt Staudenmischungen, die je nach Jahreszeit unterschiedliche Protagonisten hervorbringen.
Auch versamende Wildpflanzen wie Natternkopf, Wiesensalbei und Taubnessel eignen sich für eine pflegeleichte Grabbepflanzung – und bieten zudem Insekten wichtige Nahrung. „Mit Glockenblumen im Frühsommer und Färber-Kamille im Spätsommer lassen sich viele spezialisierte Wildbienen fördern“, erklärt Grabow-Klucken. „Frühblüher wie Lungenkraut, Krokus, Blaustern und Milchstern geben ab Februar jungen Hummelköniginnen die Energie, ein Volk zu begründen.“
Bei den Gehölzen empfehlen sich langsam wachsende Arten für ein pflegeleichtes Grab. „Kleine Pinien, Mini-Kiefern oder Muschelzypressen müssen nicht geschnitten werden“, meint Ehlers-Ascherfeld. Von Buchsbaum rät sie mit Blick auf den inzwischen recht weit verbreiteten Buchsbaumzünsler ab. Als Alternative empfiehlt sie Eiben. „Taxus ist sehr pflegeleicht und lässt sich zudem zu dekorativen Kugeln und Säulen schneiden.“


Mulch und Bodendecker erleichtern die Grabpflege
In den Sommermonaten gehören Gießen und Jäten zu den regelmäßigen Aufgaben in der Grabpflege. Mit Mulch und Bodendeckern lässt sich die Häufigkeit zwar reduzieren. Doch optimal sind diese Lösungen aus Sicht der Expertin nur bedingt.
Ehlers-Ascherfeld weiß: Nicht jeder Bodendecker ist pflegeleicht. „Einige müssen regelmäßig zurückgeschnitten oder geteilt werden.“ Für sonnige und trockene Standorte rät sie zu Gänsekresse und genügsamen Sedum-Gewächsen, im Schatten zur Waldsteinia.
Grabow-Klucken bevorzugt trockenheits- tolerante, heimische Bodendecker. „Kleinblütige Arten wie Sandstrohblume, Sand-Thymian und Mauerpfeffer locken viele kleine Maskenbienen an.“
Beim Mulchen setzt Ehlers-Ascherfeld übrigens auf Pinien- oder Lavamulch. „Herkömmlicher Rindenmulch ist ein enormer Stickstoffzehrer und versauert den Boden.“ Das ständige Düngen und Kalken mache wiederum sehr viel Arbeit und sei in der Summe dann alles andere als pflegeleicht, erläutert sie. dpa