Beschert Christine Lagarde deutschen Sparern endlich wieder ordentliche Zinsen?
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Christine Lagarde soll nach dem Willen der europäischen Staatschefs künftig die EZB führen – doch wird sie am Niedrigzinskurs etwas ändern?
© Quelle: imago images / ZUMA Press
Hannover/Frankfurt. Die Top-Jobs in der EU sind verteilt und deutsche Sparer dürfte vor allem eine Personalie interessieren: Mit Christine Lagarde soll die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) an die Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB) aufrücken. Eine Position, die ihr viel Macht gibt – auch über die Sparbücher deutscher Verbraucher.
Nach dem Willen der europäischen Staats- und Regierungschefs soll nun erstmals in der 20-jährigen Geschichte der EZB eine Frau und Nicht-Ökonomin an die Spitze der mächtigen Notenbank rücken. Bislang führte Lagarde den IWF, der als UN-Organisation die globalen Finanzmärkte im Blick hat und Krisenstaaten unter die Arme greifen soll.
Das wird Lagarde auch künftig als wahrscheinliche EZB-Chefin beschäftigen, denn ein Großteil der Volkswirtschaften in der Euro-Zone leidet immer noch unter der schwächelnden Konjunktur. Als Notenbankerin hat Lagarde darauf Einfluss, denn ein niedriger Leitzins kurbelt die Wirtschaft an.
Abseits des umstrittenen - aber offenbar wirksamen – Aufkaufs von Staatsanleihen durch die EZB hatte das deren jetziger Chef, Mario Draghi, konsequent beherzigt. Seit 2016 liegt der Leitzins für den Euro bei 0 Prozent, was zumindest eine weitere Eintrübung der Konjunktur in der Euro-Zone verhinderte.
Experten erwarten keine Kursänderung
Die Auswirkungen bekamen aber auch hiesige Geldinstitute und damit Sparer zu spüren: Der niedrige Leitzins drückte auf die Zinsen für Sparbücher und Lebensversicherungen. Einige Banken begannen zuletzt, Strafzinsen für Kunden mit großen Guthaben einzuführen.
Dass sich daran etwas ändert, glauben Fachleute nicht. "Für welche Art der Geldpolitik Lagarde wirklich steht, kann derzeit niemand sagen", sagt zwar Carsten Brzeski, Chefvolkswirt Deutschland der ING-Bank. Er hält eine Fortsetzung des geldpolitischen Kurses für wahrscheinlich. Denn Draghi und seine Berater hatten zuletzt sogar öffentlich erwogen, den Leitzins weiter abzusenken.
Ähnlich sieht es BayernLB-Analyst Stefan Kipar. Auch angesichts der globalen Rahmenbedingungen sei zu erwarten, „dass die Nachbesetzung Draghis nicht zu einer spürbaren Änderung der Geldpolitik führen wird“, sagt Kipar wegen der eskalierenden Handelsstreitigkeiten zwischen den USA, China und der EU. Diese drücken die in Europa ohnehin schwächelnde Konjunktur noch weiter nach unten.
Aktienmärkte im Plus
Sparer bleibt deshalb vorerst nur eine Möglichkeit: Statt auf Sparbücher zu setzen, könnten sie ihr Geld in Aktien investieren. Die profitieren tendenziell von niedrigen Leitzinsen.
Und an den Börsen kam Lagardes Nominierung tatsächlich gut an, der Dax und der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx legten prompt um jeweils etwa ein halbes Prozent zu. „Frau Lagarde hat die geldpolitische Lockerung im Allgemeinen und Anleihekäufe im Speziellen stets unterstützt“, erklärte das der Chefökonom für Europa vom Analysehaus Capital Economics Andrew Kenningham.
Aus seiner Sicht könnte Lagarde als EZB-Chefin die Konjunktur auch anderweitig stützen: Lagarde werde Deutschland zu einer lockereren Finanzpolitik drängen und wohl auch Frankreichs Präsident Macron in seinem Drängen für „mehr Europa“ unterstützen, um systemische Risiken in der Region zu reduzieren, so Kenningham weiter.
Gelänge es, so die Volkswirtschaften der Euro-Zone zu stabilisieren, könnte auch der Leitzins wieder steigen – zur Freude deutscher Sparer.
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Von RND/dpa/Christoph Höland