Corona-Schock: Diese Unternehmen trifft das Virus besonders hart
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Autoproduktion in Corona-Zeiten: Mitarbeiter der Porsche AG tragen bei der Produktion des elektrisch angetriebenen Sportwagens Porsche Taycan Mundschutz.
© Quelle: Marijan Murat/dpa
Hannover. Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie sind historisch: Weltweit stürzt die Konjunktur ab. Nahezu alle Branchen sind betroffen. Das zweite Quartal gilt als bisheriger Höhepunkt der Krise. Entsprechend mies fallen auch die Zahlen aus, die große Unternehmen jetzt für den Zeitraum April bis Juni veröffentlicht haben.
Ein Überblick über Firmen und Branchen:
Autobauer: VW und Renault mit heftigen Verlusten, Porsche büßt Gewinn ein
Der Volkswagen-Konzern hat die Corona-Krise bei Umsatz und Ergebnis voll zu spüren bekommen und ist wie erwartet in die roten Zahlen gerutscht. Im zweiten Quartal fuhr VW einen auf die Aktionäre entfallenden Nettoverlust von 1,6 Milliarden Euro ein, nachdem der Konzern hier im Vorjahreszeitraum noch knapp 4 Milliarden Euro Gewinn gemacht hatte.
VW will nun nach einem deutlichen Abfluss finanzieller Mittel aus dem laufenden Geschäft die Dividende für das vergangene Jahr spürbar kürzen, um die Kasse zu schonen. Der Autobauer hatte schon durchblicken lassen, dass der ursprüngliche Dividendenvorschlag von 6,56 Euro je Vorzugsaktie nicht das letzte Wort sein müsse –nun soll es 4,86 Euro und damit 1,70 Euro weniger geben.
Auch der Sportwagenbauer Porsche büßt in der Corona-Krise kräftig Gewinn ein und sieht seine langfristigen Renditeziele erst einmal in weite Ferne rücken. Das operative Ergebnis der Porsche AG sackte im ersten Halbjahr um mehr als ein Viertel auf gut 1,2 Milliarden Euro ab, wie aus dem Geschäftsbericht der Konzernmutter Volkswagen hervorgeht.
Tiefrote Zahlen meldet auch Renault. Vor allem beim Partner Nissan ist das Geschäft eingebrochen. Wie der französische Autobauer am Donnerstag in Boulogne-Billancourt bei Paris mitteilte, betrug der auf den Konzern entfallene Nettoverlust 7,29 Milliarden Euro. Im Vorjahreszeitraum gab es noch einen Gewinn von 970 Millionen Euro.
Deutsche Bahn: Konzern erwartet Rekordverlust
Die Deutsche Bahn rechnet 2020 im laufenden Geschäft mit einem Rekordverlust. Zum Jahresende erwarte man ein Minus von bis zu 3,5 Milliarden Euro vor Zinsen und Steuern (Ebit), kündigte das Bundesunternehmen am Donnerstag an. Der Umsatz könne auf bis zu 38,5 Milliarden Euro absacken. 2019 hatte er noch 44,4 Milliarden Euro betragen. Die Prognose sei aber mit hoher Unsicherheit behaftet, hieß es.
“Das Virus hat unseren erfolgreichen Wachstumskurs jäh ausgebremst und die DB in die schlimmste finanzielle Krise seit ihrem Bestehen gestürzt”, sagte der Vorstandsvorsitzende Richard Lutz.
Im ersten Halbjahr sank der Konzernumsatz verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um knapp 12 Prozent auf 19,4 Milliarden Euro. Der operative Verlust (Ebit) betrug 1,8 Milliarden Euro. Der Konzern führte das vor allem auf die Folgen der Corona-Pandemie zurück.
Deutschlands Brauereien ächzen: Bierabsatz im Keller
Die Brauereien in Deutschland haben im ersten Halbjahr 2020 vor allem wegen der Corona-Krise noch einmal weniger Bier verkauft als in den Jahren zuvor. Mit 4,3 Milliarden Litern wurde das niedrigste Ergebnis seit Einführung der aktuellen Statistikmethode im Jahr 1993 erzielt, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Die Menge lag demnach 6,6 Prozent unter dem Vergleichszeitraum im Vorjahr. Der Export ging dabei stärker zurück als der Inlandsabsatz.
Vor allem in den Monaten April (-17,3 Prozent) und Mai (-13,0 Prozent) lag der Absatz deutlich unter den Vergleichswerten aus 2019. Bars und Restaurants waren geschlossen, Feste und sonstige Großveranstaltungen abgesagt. Mit den schrittweisen Lockerungen hatte sich der Bierabsatz dann wieder erholt und lag im Juni nur noch 1,9 Prozent unter dem Vorjahresmonat.
Airbus: Flugzeugauslieferungen brechen ein – 1,4 Milliarden Euro Verlust
Die Corona-Krise hat den Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus im zweiten Quartal tief in die roten Zahlen gerissen. Weil die Zahl der Flugzeugauslieferungen einbrach, stand unter dem Strich ein Verlust von mehr als 1,4 Milliarden Euro, wie der Konkurrent des US-Konzerns Boeing am Donnerstag in Toulouse mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte hier noch ein Gewinn von knapp 1,2 Milliarden Euro gestanden.
Jetzt will der Konzern die Produktion seines jüngsten Langstreckenjets A350 noch stärker zurückfahren als geplant. Statt sechs sollen nur noch fünf Maschinen des Typs pro Monat die Werkshallen verlassen. Das entspricht rund der Hälfte des Vorkrisenniveaus.
Auch für den ewigen Konkurrenten Boeing sind es schwere Zeiten. Dieser hatte am Mittwoch angekündigt, den Bau des Jumbo 747 in zwei Jahren komplett einzustellen. Boeing ist tief gezeichnet von der Corona-Pandemie und dem Debakel um den nach zwei Abstürzen mit Flugverboten belegten Krisenjet 737 Max. Im zweiten Quartal stand bei dem US-Konzern unter dem Strich ein Verlust von rund 2,4 Milliarden Dollar (gut 2 Milliarden Euro).
Ölpreis-Absturz: Shell und Total mit Milliarden-Minus
Hohe Abschreibungen infolge der Corona-Krise haben dem französischen Ölkonzern Total im zweiten Quartal einen Milliardenverlust eingebrockt. Unter dem Strich stand ein Verlust von 8,4 Milliarden US-Dollar (7,1 Mrd. Euro) nach einem Gewinn von 2,8 Milliarden Dollar ein Jahr zuvor, wie das Unternehmen am Donnerstag in Paris mitteilte. Als Grund für die Abschreibungen nannte Total-Chef Patrick Pouyanné den Einbruch der Nachfrage nach Öl und Gas infolge der Coronavirus-Pandemie und den damit verbundenen Preisverfall.
Der Ölpreiseinbruch während der Corona-Krise hat dem Ölkonzern Shell einen dicken Verlust eingebrockt. Wegen hoher Abschreibungen im zweiten Quartal stand unter dem Strich ein Fehlbetrag von 18,1 Milliarden US-Dollar (15,4 Mrd. Euro), wie das Unternehmen am Donnerstag in London mitteilte. Im Vorjahreszeitraum hatte Shell noch einen Gewinn von knapp 3 Milliarden Dollar erzielt. Wegen des beispiellosen Nachfrage- und Preisverfalls bei Öl schrieb Shell 16,8 Milliarden Dollar ab. Bereinigt brach der Gewinn wegen niedriger Preise für Öl und Flüssiggas auf 638 Millionen Dollar ein.
Windenergie: Siemens-Tochter Gamesa rutscht in rote Zahlen
Der Windanlagenbauer Siemens Gamesa hat im dritten Geschäftsquartal tiefrote Zahlen geschrieben. Für Belastung sorgte neben der Corona-Krise auch ein schwaches Geschäft mit Anlagen an Land, wie die Siemens-Tochter am Donnerstag im spanischen Zamudio mitteilte. Unterm Strich verbuchte das Unternehmen für die Monate April bis Juni einen Verlust von 466 Millionen Euro, nachdem im Vorjahr noch ein Gewinn von 21 Millionen Euro erzielt worden war.
Gabelstapler-Hersteller Kion schreibt in der Krise Verluste
Der Gabelstapler-Hersteller Kion hat unter dem Strich wegen der Corona-Krise im zweiten Quartal rote Zahlen eingefahren. Der Verlust betrug 17,1 Millionen Euro nach einem Gewinn von 125,2 Millionen Euro ein Jahr zuvor, wie das MDax-Unternehmen am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Zahlen zu Umsatz, operativem Ergebnis und Auftragseingang hatte Kion bereits Mitte Juli genannt und dabei von deutlichen Belastungen des Betriebs insbesondere im April und Mai gesprochen.
Kion rechnet bei den Auftragseingängen 2020 insgesamt aber mit einem spürbaren Rückgang. Umsatz, operatives Ergebnis und Free Cashflow dürften deutlich zurückgehen, hieß es. Wegen der erheblichen Unsicherheiten verzichtet das Management weiter darauf, konkrete Prognosebandbreiten anzugeben.
Gesundheit: Fresenius dampft Ziele für 2020 ein
Der Gesundheitskonzern Fresenius dampft wegen der Corona-Krise wie bereits erwartet seine Ziele für das Gesamtjahr ein. Im zweiten Quartal hatte das Unternehmen die negativen Effekte der Viruspandemie vor allem bei seinen Töchtern Kabi und Vamed, aber auch wegen einer unsicheren Vergütung im spanischen Krankenhausgeschäft zu spüren bekommen. Das Management peilt nunmehr für 2020 währungsbereinigt ein Umsatzwachstum von 3 bis 6 Prozent an, wie der Dax-Konzern am Donnerstag in Bad Homburg mitteilte. Das Konzernergebnis wird inklusive der Covid-19-Effekte in einer Bandbreite von minus 4 Prozent bis plus ein Prozent gesehen.
Im Berichtszeitraum zwischen April und Juni kletterten die Erlöse um 2 Prozent auf 8,9 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (Ebit) blieb mit rund 1,12 Milliarden Euro in etwa stabil, während der Konzern beim um Sondereffekte bereinigten Konzernergebnis ein Minus um 13 Prozent auf 410 Millionen Euro hinnehmen musste. Analysten hatten allerdings mit einem noch stärkeren Rückgang gerechnet.
Wacker-Chemie mit Minigewinn
Schwächere Geschäfte mit der Auto- und Textilindustrie während der Corona-Krise haben Wacker Chemie im zweiten Quartal spürbar belastet. Zudem setzte harte Konkurrenz dem Geschäft mit dem Solarindustriegrundstoff Polysilizium weiter zu.
Teils niedrigere Rohstoffkosten und eine robuste Nachfrage etwa der Gesundheitsbranche und nach Hygieneanwendungen konnten das nicht ausgleichen. Unter dem Strich stand überraschend dennoch ein Gewinn von 4,5 Millionen Euro.
Nestlé verzeichnet Umsatzrückgang - und erhöht Gewinn
Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé hat im ersten Halbjahr nach Verkäufen von Unternehmensteilen einen sinkenden Umsatz verzeichnet und zugleich schwarze Zahlen geschrieben. Auch wegen des stärkeren Franken verminderte sich der ausgewiesene Umsatz in den ersten sechs Monaten des Jahres um 9,5 Prozent auf 41,2 Milliarden Franken (38,3 Mrd. Euro), wie der Lebensmittelkonzern am Donnerstag mitteilte. Unter dem Strich verblieb dank den Verkäufen ein gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 18 Prozent gestiegener Reingewinn von 5,9 Milliarden Franken.
Für das Gesamtjahr hat Nestlé den Ausblick leicht gesenkt: Nun erwartet der Nahrungsmittelkonzern ein organisches Wachstum von 2 bis 3 Prozent. Zuvor war Nestlé noch davon ausgegangen, das organische Wachstum gegenüber 2019 (plus 3,5 Prozent) weiter verbessern zu können. Die beiden Konkurrenten Danone und Unilever hatten ihre Jahresprognosen nach dem ersten Quartal ersatzlos kassiert.
RND/fh/dpa