Daimler: Milliardenkosten wegen Dieselskandal sorgen für Gewinneinbruch
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Weithin sichtbares Symbol auf dem Bahnhofsturm Stuttgart ist der rotierende Mercedesstern. Aktuell hat Mercedes mit Gewinneinbrüchen zu kämpfen.
© Quelle: imago images/Arnulf Hettrich
Wenn es nach dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) geht, dann ist der Dieselskandal in Bezug auf Mercedes-Fahrzeuge abgehakt. Einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) zufolge könnte das Thema aber schneller wieder für den Daimler-Konzern auf das Tablett kommen, als es den Schwaben lieb sein wird.
Die Zeitung berichtet, dass neue Messungen von unabhängigen Forschern eine ganz andere Faktenlagen aufzeigen. Das Kraftfahrt-Bundesamt schrieb in einer Studie vom 10. Januar 2020 noch, dass die Software-Updates zu einer deutlichen Verbesserung des Emissionsverhaltens führten, bei niedrigen Temperaturen eine positive Wirkung nachweisbar sei und damit auch seitens Daimler die Vorgaben des Nationalen Forum Diesel vom August 2017 deutlich übertroffen habe. Daten des britischen Prüfungsinstituts Emissions Analytics zeigen aber andere Daten auf.
Emissions-Messungen mit erstaunlichen Ergebnissen
Laut der SZ habe das Institut bei Mercedes kontrolliert, welche Wirkung die offiziellen Software-Updates haben. Das Ergebnis erstaunt: Demnach stoßen die getesteten Dieselautos zum Teil sogar größere Mengen des giftigen Stickoxids aus als vor dem Update, so die Zeitung weiter und beruft sich auf das ZDF-Magazin Frontal 21, das die Ergebnisse an die SZ weitergeleitet hat.
Auf dem Prüfstand seien Diesel mit der Schadstoffnorm Euro 5 zwar relativ sauber, im Straßenverkehr würden sich die Abgaswerte aber rapide verschlechtern. Deshalb können nur genau dokumentierte, einheitliche Straßentests klären, ob das Problem gelöst sei, berichtet die SZ weiter.
Der Daimler-Konzern selbst hatte bereits im Oktober 2019 erklärt, man habe nach einer ersten Freigabe durch das KBA schon im September 2018 mit dem Aufspielen von Software-Updates bei Mercedes-Benz Diesel-Fahrzeugen der Abgasnorm Euro 6b begonnen. Bei diesen Fahrzeugen seien in Deutschland mittlerweile schon über 90 Prozent mit der aktuellen Software aktualisiert. Weitere Updates für Euro 5 beziehungsweise Euro 6 Fahrzeuge werden seit Anfang 2019 sukzessive im Feld umgesetzt, so der Konzern in der gleichen Mitteilung weiter.
Weitere Milliardenkosten lassen Daimler-Gewinn einbrechen
Am Mittwoch musste nun der Daimler-Konzern eingestehen, dass die Dieselaffäre den Autobauer nochmals deutlich teurer zu stehen kommt als bisher gedacht. Für 2019 rechne man mit weiteren 1,1 bis 1,5 Milliarden Euro an zusätzlichen Kosten, teilte der Konzern am Mittwoch in Stuttgart mit. Es gehe um "voraussichtliche zusätzliche Aufwendungen für laufende behördliche und gerichtliche Verfahren und Maßnahmen betreffend Mercedes-Benz Dieselfahrzeuge in verschiedenen Regionen und Märkten", hieß es in der Mitteilung. Daimler hatte im vergangenen Jahr schon insgesamt rund 1,6 Milliarden Euro dafür zurückgestellt.
Nach vorläufigen Zahlen rechnet der Konzern für das vergangene Jahr nun mit einem operativen Ergebnis von 5,6 Milliarden Euro. Das wäre nur etwa halb so viel wie im Vorjahr, als der Gewinn ebenfalls schon deutlich gesunken war. Die zusätzlichen Aufwendungen für die Diesel-Probleme sind darin aber noch nicht berücksichtigt. Sie träfen im Wesentlichen die Geschäftsfelder Cars und Vans, hieß es. Die Vans liegen schon ohne die Zusatzkosten für 2019 mit dem operativen Ergebnis im Minus.
Die komplette Bilanz legt Daimler am 11. Februar vor. An der Börse sorgen die Nachrichten von Daimler für keine gute Stimmung. Der Aktienkurs des Autobauers verliert 0,87 Prozent auf 45,89 Euro und setzt damit den negativen Trend der vorangegangenen Handelstage fort.