Dax fällt unter 9000 Punkte
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/3B7UKJOZNNDTTO5N7O4F6RHVKY.jpeg)
Die Kurstafel an der Frankfurter Börse: Der überraschende Zinsschritt der US-Notenbank Fed vom Sonntag hat die deutschen Anleger ein weiteres Mal in den Panikmodus gehen lassen.
© Quelle: Boris Roessler/dpa
Frankfurt. Der Ausverkauf am deutschen Aktienmarkt wegen der Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise hat sich am Montag noch verschärft. Der Dax sackte unter die Marke von 9000 Punkte.
Zuletzt büßte er 7,9 Prozent auf 8503,79 Zähler ein auf den tiefsten Stand seit Herbst 2014. Auch die Maßnahmen mehrerer Notenbanken rund um den Globus konnten die Kursverluste nicht verhindern. Von den 30 Dax-Titeln mussten zehn Aktien prozentual zweistellige Verluste hinnehmen.
Der MDax der mittelgroßen Börsentitel büßte 8,8 Prozent auf 18.479,94 Punkte ein, fiel wieder unter die Marke von 20.000 Punkten und auf den tiefsten Stand seit Februar 2016. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor gut acht Prozent.
Fed greift zu drastischen Mitteln
Die US-Notenbank hat angesichts von Anlegerpanik und Rezessionsängsten wegen des neuartigen Coronavirus zu weiteren drastischen Mitteln gegriffen. In einer Notfallaktion senkte sie den Leitzins überraschend um einen ganzen Prozentpunkt auf fast null Prozent und kündigte ein Maßnahmenpaket in Koordination mit anderen Notenbanken an.
Auch die Notenbanken Japans und Koreas ergreifen weitere Maßnahmen im Kampf gegen die Krise. Diese Schritte konnten jedoch die hohen Verluste an den weltweiten Börsen nicht verhindern.
Laut Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank liegt der Verdacht nahe, dass die Zinssenkung der Fed "nicht nur aus konjunkturstützenden Gründen vollzogen wurde, sondern um auch einer Austrocknung der Geldmärkte entgegenzuwirken". So betrachtet wäre der Schritt aus Marktsicht wenig beruhigend. "Auch das ungewöhnliche Timing am Sonntagabend lässt auf Nervosität der Fed schließen."
Dax verliert fast 40 Prozent in drei Wochen
Mit den neuen Verlusten summiert sich der Einbruch des Dax in den vergangenen gut drei Wochen mittlerweile auf fast 40 Prozent. "Das kreischende Abbremsen der weltweiten Konjunktur ist zu beängstigend, als dass die US-Notenbank noch beruhigen könnte", schrieb Analyst Jim Reid von der Deutschen Bank. Selbst Nullzinsen könnten massive Verluste der Unternehmen und Einkommensausfälle von Beschäftigten nicht aufwiegen.
Die Bewertungsverluste an den Börsen seien die höchsten seit der großen Finanz- und Schuldenkrise vor zwölf Jahren, merkte Stratege Nick Nelson von der Bank UBS an. Anleger nehmen mit ihren aggressiven Aktienverkäufen weit niedrigere zukünftige Gewinne der Unternehmen vorweg. Nun brauche es als Initialzündung umfassende fiskalpolitische Programme in der EU und den USA
“Der DAX 30 befindet sich weiter im Crash-Modus. Ernüchternd gilt es trotzdem festzustellen, dass eine Erholung bestenfalls in einem „flachen V“ stattfinden wird”, so Martin Utschneider von Donner und Reuschel.
Es werde keinen schnellen Rebound geben, so der Experte weiter und ergänzt: “Hohe Schwankungsbreiten und Volatilitäten werden am Aktienmarkt zu wiederkehrenden kurzfristigen und einschneidenden Rücksetzern führen.Die Lage hat sich zunehmend verschärft.” Utschneider rechnet er erst mit einer Entschärfung der Lage, wenn es zu einem umfassenden Rückgang der Corona-Fallzahlen kommt.
Asiens Börsen weiter abgerutscht
Am Montagmorgen waren bereits die Kurse in Asien weiter abgerutscht. Der japanische Leitindex Nikkei-225 verlor gut 2,5 Prozent auf 17.002 Punkte. In China ging es für den CSI mit den 300 wichtigsten Aktien der chinesischen Festlandbörsen um 4,3 Prozent auf 3727,84 Zähler nach unten.
Am Montagnachmittag wollten die Finanzminister der Eurogruppe in einer Videokonferenz über ein umfassendes Krisenpaket gegen die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie beraten. Dies hatte Eurogruppenchef Mario Centeno am Wochenende angekündigt.
Die EU-Kommission hatte am Freitag ein milliardenschweres Notprogramm vorgeschlagen, um Unternehmen und Bürgern in der Coronavirus-Krise zu helfen. So sollen europäische Schulden-, Defizit- und Beihilferegeln so großzügig wie möglich ausgelegt werden, damit die EU-Staaten eigene Nothilfen auflegen können. Darüber hinaus sollen Milliarden aus dem EU-Haushalt umgewidmet werden, um Unternehmen zahlungsfähig zu halten und Investitionen zu ermöglichen.
RND/dpa