Die Pandemie hat die Digitalisierung vorangebracht
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Videokonferenzen haben sich in der Pandemie durchgesetzt.
© Quelle: Archiv
München. Die deutsche Wirtschaft hat im dritten Pandemiejahr 2022 mehrere digitale Meilensteine hinter sich gelassen. Erstmals druckt die Hälfte aller Unternehmen im Jahresvergleich weniger auf Papier aus. Gleiches gilt für die Verwendung von Briefpost. Digitale Rechnungen sind erstmals die am häufigsten genutzte Rechnungsform. Das Fax wird zum Auslaufmodell.
Das sind Ergebnisse einer Studie des Digitalverbands Bitkom, die alle zwei Jahre den Stand der Digitalisierung in der Wirtschaft misst. „Die Digitalisierung der Kommunikationswege ist unumkehrbar, ihre Vorteile haben auch die letzten Zweifler überzeugt“, sagte Bitkom-Chef Achim Berg bei der Vorstellung der repräsentativen Befragung von Firmen aller Branchen.
Ausgelöst habe den Digitalisierungsschub die Pandemie. Anfang 2020 hatten erst 15 Prozent aller deutschen Firmen angegeben, eine Digitalisierungsstrategie zu haben. Jetzt ist es fast jedes zweite Unternehmen. Digitale Kundenkontakte, Videokonferenzen oder digitale Steuerung von Material und Personal seien gekommen, um zu bleiben, und würden weiter forciert, sagt Berg. Arbeit im Homeoffice wollten allerdings nur gut vier von zehn Firmen auch nach dem völligen Auslaufen der Pandemie beibehalten.
Ein Problem für Unternehmen sei aber der Rückstand der Behörden bei der Digitalisierung. Sie sind auf einem vom Bitkom gebildeten Digitalisierungsindex das Schlusslicht aller wirtschaftlich relevanten Akteure in Deutschland und auch im internationalen Vergleich weit abgeschlagen. „Was hilft es Firmen, wenn sie Brief und Fax im Umgang mit anderen Unternehmen und Verbrauchern abschaffen, es aber für Behörden weiter benötigen?“, fragt Berg.
Für sich selbst hätten die Firmen den Nutzen von Digitalisierung vor allem in der Pandemie erkannt. Sechs von zehn Betrieben berichten in der Umfrage, sie seien dadurch besser durch die Corona-Krise gekommen. Drei Viertel erklären allgemein, dass digitale Geschäfte besser laufen als analoge. Bei zwei Dritteln steigt die Kundenzufriedenheit.
„Digitalisierung macht Unternehmen krisenfest“, betont der Bitkom-Chef. Jedoch würden die Möglichkeiten bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Viele konzentrierten sich auf einfache Anwendungen wie Videokonferenzen, Chats oder Mail. Sobald es komplizierter werde, etwa bei der Onlinekooperation mit externen Partnern oder dem Erstellen virtueller Arbeitsräume, sinken die Anwendungsdaten rapide.
„Häufig werden in Unternehmen noch die alten, analogen Abläufe einfach digital nachgebildet“, kritisiert Berg. Das habe aber weniger mit Ignoranz oder Misstrauen zu tun als vielmehr mit fehlendem Anwenderwissen und dem Mangel an Fachkräften. Diesen beklagen zwei Drittel aller Firmen in der Studie.
Kurzfristig hofft Berg auf hochkompetente russische Programmierer, die ihrem Land wegen des Einmarsches in der Ukraine und immer mehr Restriktionen in Russland selbst derzeit in größerer Zahl den Rücken kehren. Sie sollten schnell und unkompliziert Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt bekommen, fordert der Bitkom-Präsident.
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