Draghis Niedrigzinsen sind kein Teufelszeug - so profitieren wir von ihnen
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Strafzinsen und Anleihenkäufe: Legt die EZB nach?
© Quelle: imago/Reiner Zensen/Xinhua
Sparkassen werfen Kunden aus lukrativen Sparverträgen raus und eine deutsche EZB-Direktorin schmeißt hin – das sind nur zwei der Frontberichte, die jüngst aus der Geldpolitik kamen. Doch mittlerweile ist die Kritik an der europäischen Zentralbank so schrill, dass die Vorzüge der Niedrigzinspolitik leicht übersehen werden.
Sabine Lautenschläger hat offenbar die Nase voll. Die Deutsche im EZB-Direktoriums hat ihr Amt niedergelegt – „zermürbt vom System Draghi“, wie es Insider kolportieren. Verübeln kann man es der früheren Bundesbankerin nicht. Jahrelang hat sie sich vergeblich gegen die Geldpolitik von EZB-Chef Mario Draghi gestemmt. Auch, weil diese deutschen Sparern aus Sicht hiesiger Banken und Lebensversicherer niedrigste Zinsen eingebrockt hat.
Die bekommen nun auch Kunden der Sparkasse München zu spüren: 28.000 Prämiensparverträge hat das Geldinstitut gekündigt, mit Verweis auf die niedrigen Zinsen. Auch Strafzinsen auf große Guthaben schließen die Münchner nicht mehr aus. Man könnte meinen, dass Sparer bei den Sparkassen nicht mehr willkommen sind – was nicht ganz verkehrt ist. Denn je mehr Geld bei einem Geldinstitut liegt, desto höher fallen die Zinslasten aus, die Draghis EZB von den Geldhäusern für Einlagen bei der Zentralbank fordert.
„Was Sie machen, ist falsch. Seit Jahren werfen Sie immer mehr Geld auf den Markt. Sie haben den Zins abgeschafft“, wirft deshalb Sparkassenpräsident Helmut Schleweis EZB-Chef Draghi schon länger vor. Doch, dass Draghi „das Leben von Millionen Menschen zum Schlechten ändert“, wie Schleweis es formuliert, ist nur eine Seite der Medaille.
Der Konsum stützt die Konjunktur
Die andere Seite hat heute die Gesellschaft für Konsumforschung (GFK) betont. Ihr zufolge wollen immer mehr Deutsche ihr Geld ausgeben, anstatt es anzusparen – eine verständliche Entscheidung in Zeiten, in denen Sparbücher und Lebensversicherungen kaum noch Zinsen abwerfen. Und im Sinne der Konjunktur eine gute Entscheidung, denn sie hilft in Zeiten, in denen globale Handelskonflikte die exportorientierte deutsche Wirtschaft zunehmend lähmen.
So sorgt die Geldpolitik indirekt dafür, dass Deutschlands Wirtschaft dank des Binnenkonsums nicht noch schneller in eine Rezession stürzt. Zugegebenermaßen auf Kosten der Sparer. Aber die könnten das Geld aus den aufgelösten Prämiensparverträgen auch an den Börsen anlegen. Die Kurse dort hat Draghis Geldpolitik beflügelt.
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