Mit dem Autopilot über die Autobahn - Mercedes macht es jetzt möglich
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Florian Kunkel, Entwickler bei der Mercedes Benz AG, sitzt in einem fahrenden Mercedes vom Typ EQS 580 4Matic im fließenden Verkehr auf der Autobahn A100, unter Anwendung des Drive Pilots, einer Technologie der Mercedes Benz AG für das autonome Fahren.
© Quelle: Carsten Koall/dpa
Hannover. Mercedes-Benz macht den nächsten Schritt zum autonomen Fahren. Bei stockendem Verkehr auf der Autobahn kann in der S-Klasse und dem elektrischen EQS künftig die Technik das Kommando übernehmen. Die Luxuslimousinen sind als erste in Deutschland für das hochautomatisierte Fahren nach dem sogenannten Level drei zugelassen. Im Lauf des Jahres soll das Drive Pilot genannte System auch in den US-Bundesstaaten Kalifornien und Nevada zugelassen werden.
Bisher lag Tesla mit seinem System namens Autopilot vorn, das aber nicht ganz Level drei erreicht und zunehmend umstritten ist. Funktionen wie ein Autopilot biete es jedenfalls nicht, kritisieren Sicherheitsexpertinnen und -experten und Aufsichtsbehörden. Es hat aber genügt, um die Konkurrenz auf den Plan zu rufen.
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Ein Mercedes vom Typ EQS 580 4Matic mit integriertem Drive Pilot fährt im fließenden Verkehr auf der Autobahn A100 unter Anwendung des Drive Pilots, einer Technologie der Mercedes Benz AG für das autonome Fahren.
© Quelle: Carsten Koall/dpa
Nach anfänglicher Ernüchterung verbreiteten die Hersteller zuletzt wieder Optimismus. BMW hat seine Siebener-Baureihe – den direkten Konkurrenten der S-Klasse – ebenfalls für Level drei vorbereitet, und der VW-Konzern will es 2025 anbieten.
Auf dieser Stufe kann man in bestimmten Situationen das Lenkrad loslassen. Drive Pilot könne „bei hohem Verkehrsaufkommen oder Stausituationen auf geeigneten Autobahnabschnitten in Deutschland bis zu einer Geschwindigkeit von 60 km/h“ auf Wunsch das Kommando übernehmen, erklärt Mercedes – Ausweichmanöver inklusive. „Sie können entspannen oder arbeiten und so wertvolle Zeit zurückgewinnen.“ Die Sonderausstattung kostet in der S-Klasse mit Verbrennungsmotor 5000 Euro und im elektrischen EQS 7430 Euro – jeweils ohne Mehrwertsteuer.
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Hände weg vom Lenker! Auf der Autobahn mit dem Drive Pilot von Mercedes
Als erster Autohersteller hat Mercedes-Benz in Deutschland eine Lizenz zum hochautomatisierten Fahren der Stufe drei erhalten. Seit 2017 ist das nach dem Straßenverkehrsgesetz (StVG) auf deutschen Autobahnen zugelassen – wenn auch mit etlichen Einschränkungen. Ein Selbstversuch mit dem neuen Elektroflaggschiff EQS.
Dafür bekomme man eine Technologie „die dank Redundanzen mit einer Vielzahl an Sensoren einen sicheren Betrieb ermöglicht und dem Kunden das wertvolle Gut Zeit zurückgibt“, sagt Britta Seeger, im Mercedes-Vorstand für Vertrieb verantwortlich.
Wertvoll ist diese Zeit nicht nur für die Kundinnen und Kunden, sondern vor allem für die Autohersteller. Denn das Geschäft mit dem automatisierten Fahren soll sich nicht im Verkauf von Geräten und Software erschöpfen. Die gewonnene Zeit soll genutzt werden, um mit den Autoinsassen mehr Geschäft zu machen. Wer nicht mehr auf die Straße sehen muss, kann lesen, Filme anschauen, an Videokonferenzen teilnehmen, Reisen buchen, neue Apps herunterladen, Zusatzausstattung für das Auto kaufen.
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„Wann immer er von uns gefahren wird, ist da riesiges Potenzial“, erklärte VW-Chef Herbert Diess jüngst vor Aktienanalysten und schwärmte von „sehr kostbarer“ Zeit. Sie verspreche einen „großen Zuwachs bei Umsatz und Gewinn“. „Die Konsumenten werden mehr ausgeben“, sagte Diess, denn: „Mehr freie Zeit, mehr Service – deshalb investieren wir so viel.“
Branchenfremde werden ins Autogeschäft gelockt
Das Geschäft mit den gelangweilten Fahrerinnen und Fahrern hat auch viele Branchenfremde ins Autogeschäft gelockt. Ist der Blick auf Smartphone oder Monitor im Auto keine Verkehrsgefährdung, wird die Onlinezeit der meisten Menschen sprunghaft zunehmen. Vor allem Amazon und Google sind mit ihren Betriebssystemen und Sprachassistenten schon in vielen Fahrzeugen präsent. Apple arbeitet angeblich seit Jahren an einem kompletten Fahrzeug, schweigt dazu bisher aber hartnäckig. Auch den Smartphonekonzern lockt vor allem der Verkauf digitaler Dienstleistungen.
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Mercedes EQS im Langzeittest – per Luxusgleiter durch Raum und Zeit
Über dieses Auto ist viel geschrieben worden, auch an dieser Stelle. Doch wir wollten mehr wissen und haben den Mercedes EQS selbst für zwei Wochen gefahren. Lange genug, um herauszufinden, wie sich das E‑Flaggschiff der Schwaben im Alltag schlägt – mit überraschenden Erkenntnissen.
Dafür muss aber die Technik verlässlich das Steuer übernehmen. Das gehe nicht auf einen Schlag, sagte Diess, „das ist ein Prozess“. Den Anfang machten die langsamen Fahrstrecken, dann folge zum Beispiel die Fahrt zum Parkplatz und irgendwann das vollautonome Fahren.
Mit dem jetzt von Mercedes erreichten Level drei ist die Hälfte des Weges geschafft. Die erste Stufe ist das assistierte Fahren zum Beispiel mit Tempomat und Spurhalteassistent. Auf der zweiten Stufe spricht man vom teilautomatisierten Fahren: Das Fahrzeug kann zum Beispiel selbstständig bremsen und beschleunigen, die Hände müssen nicht mehr jederzeit am Lenkrad liegen.
Beim dritten Level – „hochautomatisiert“ – darf sich der Fahrer „vorübergehend von Fahraufgabe und Verkehr abwenden“, wie der ADAC erklärt. Man darf zum Beispiel lesen, muss aber bei Warnsignalen jederzeit das Steuer übernehmen können. Level vier gilt bereits als „voll automatisiert“, der Fahrer oder die Fahrerin wird auf bestimmten Strecken zum Passagier oder zur Passagierin. In heiklen Situationen kann das System selbstständig einen sicheren Zustand erreichen, also zum Beispiel einen Parkplatz ansteuern. Erst Level fünf gilt als tatsächlich „autonomes“ Fahren: Das Fahrzeug steuert sich in jeder Lage und vor allem jeder Umgebung selbst.
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