E-Autos: Tesla-Chef Elon Musk zieht in den Preiskampf

Musk will einen Tesla zum Schnäppchenpreis auf den Markt bringen – der zudem vollautonom fahren kann.

Musk will einen Tesla zum Schnäppchenpreis auf den Markt bringen – der zudem vollautonom fahren kann.

Frankfurt/Main. Es ist einmal mehr eine mutige Ansage von Elon Musk: Beim “Battery Day” versprach der Tesla-Chef, im Jahr 2023 ein Elektroauto für 25.000 Dollar anzubieten und es soll auch noch vollautonom fahren können. Zudem peilt der Popstarunternehmer an, dass seine Firma in drei Jahren 20 Millionen Fahrzeuge verkauft. Das wäre fast doppelt so viel wie zuletzt der Volkswagen-Konzern.

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Bei der E-Mobilität hängt alles an den Batterien. Sie sind die mit weitem Abstand teuerste Komponente. Die aktuelle Akkugeneration bedingt zudem, dass die Reichweiten der Pkw begrenzt sind. Das Model 3 von Tesla etwa schafft laut ADAC-Test maximal rund 500 Kilometer. Ähnlich weit soll der neue ID 4 von Volkswagen (ein SUV mit Stromantrieb) nach offiziellen Tests kommen. Musk setzt nun auf eine Reihe von Innovationen, um die Stromspeicher leistungsfähiger und zugleich deutlich billiger zu machen. So will er die sogenannte Festkörpertechnologie einsetzen und die Batterie zu einer tragenden Komponente im Chassis der Autos machen.

Akkumulatorenproduktion soll bei Tesla stattfinden

Darüber hinaus plant er, dass Tesla die Produktion der Akkumulatoren selbst in die Hand nimmt. Eine Pilotfertigungslinie in der Stammfabrik im kalifornischen Fremont wurde bereits aufgebaut. Zudem hat sich das Unternehmen Rechte zum Abbau von Lithium in Nevada gesichert – das Leichtmetall ist der wichtigsten Rohstoff für die Akkus. Bislang setzt das Unternehmen auf die Zulieferung durch den japanischen Elektronikkonzern Panasonic. Batterien sollen künftig auch im brandenburgischen Grünheide hergestellt werden, wo gerade unter Hochdruck eine neue Tesla-Fabrik hochgezogen wird.

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Tesla-Aktie stürzte ab

Nach Bekanntgabe der hochfliegenden Pläne verlor die Tesla-Aktie deutlich an Wert. Der Grund: Investoren hatten erhofft, dass es sensationelle neue Nachrichten bei Batterien gibt, die in aktuelle Teslas schon demnächst eingebaut werden. Immerhin wurde bekannt, dass im nächsten Jahr die “Plaid”-Version des Model 3 auf den Markt kommt. Die Reichweite soll mehr als 800 Kilometer und die Höchstgeschwindigkeit mehr als 300 Sachen betragen.

Doch die Investoren waren offenbar davon enttäuscht, dass sie von Musk wieder einmal vor allem Zukunftsmusik und wenig Konkretes zu hören bekamen. Der charismatische Unternehmer konnte schon einige Male seine Versprechen nicht halten. So sollte das Model 3 eigentlich nur 35.000 Dollar kosten, es ist nach wie vor erheblich teurer.

Musk ist die jetzige Produktion zu langsam

Musk begründete den geplanten Alleingang bei den Batterien auch damit, dass die Stückzahlen von den derzeit aktiven Herstellern nicht schnell genug hochgefahren würden. Er erwartet, dass es im Jahr 2022 massive Lieferengpässe geben wird. In zwei Jahren wollen alle größeren Autobauer der Welt eine Flotte mit reinrassigen Elektroautos anbieten. Zudem wird das Angebot bei Plug-in-Hybriden erheblich ausgebaut – auch für diese Autos werden Lithium-Ionen-Batterien benötigt.

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Tesla-Manager Andrew Baglino erläuterte, mit den geplanten Innovationen werde es möglich, die Reichweite der Autos um 54 Prozent zu erhöhen, während gleichzeitig die Kosten für die Batterien um 56 Prozent gedrückt würden. Nach Berechnungen der Analysten von Bloomberg New Energy Finance würde das bedeuten, dass Tesla dann Stromspeicher für 56 Dollar pro Kilowattstunde fertigen kann. Mit einem Preis von umgerechnet gut 21.000 Euro wäre der Billig-Tesla auf dem Niveau vieler Kompakt-Pkw mit Verbrennungsmotor. Falls der Wagen tatsächlich 2023 kommt und es dann noch die Kaufprämie von bis zu 9000 Euro gibt, würde der Pkw auch für Kleinwagenfahrer interessant.

VW investierte zuletzt 200 Millionen Dollar in Batterietechnik

Auch hiesige Autobauer investieren in Batterietechnik. So hat Volkswagen kürzlich seine Beteiligung an der US-Firma QuantumScape um 200 Millionen Dollar aufgestockt. Ziel der Kooperation soll sein, die Großserienfertigung von Festkörperbatterien auf die Beine zu stellen. Diese Akkumulatoren kommen ohne brandgefährliche Flüssigkeiten aus. Sie sollen bei einer Größe, die aktuellen Batteriepaketen entspricht, laut Volkswagen elektrische Reichweiten ermöglichen, „die auf dem Niveau von konventionellen Antrieben liegen“. Gleichzeitig könne die Ladedauer deutlich verkürzt werden.

Unter Branchenexperten herrscht Konsens, dass E-Autos früher oder später preiswerter werden als Verbrenner mit vergleichbarer Leistung und Reichweite. Doch wann wird dieser Moment erreicht? Johannes Betz, Batterieexperte beim Öko-Institut, betont, dass schon jetzt ein harter Preiskampf tobe. “Mit einem heftigen Preissturz ist in naher Zukunft nicht zu rechnen – es sei denn, es entsteht ein vorübergehendes Überangebot an Batterien”, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Die Entwicklung der Rohstoffpreise spiele bei all dem eine wichtige Rolle. Es komme aber auch darauf an, wie schnell die Fertigung von Elektroautos ausgebaut werde und wie sich die Kapazitäten in den Batteriefabriken entwickelten.

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Politik am Zug: Hohe CO₂-Steuern erhöhen Attraktivität von E-Autos

Noch viel Entwicklungsarbeit sei bei den Festkörperbatterien notwendig. So sei es bisher sehr schwierig, deren Produktion im großen Stil zu betreiben, wenn es um keramische Elektrolyte gehe – diese gelten als Kernkomponente der neuartigen Akkus. Außerdem müssten diese Batterien zurzeit auf eine Temperatur von 60 bis 80 Grad erhitzt werden, um Strom erzeugen zu können.

Aus Betz‘ Perspektive wird ganz entscheidend für die weitere Entwicklung sein, wie die Politik regulierend eingreift: “Bei einer hohen CO₂-Steuer können Elektroautos sehr schnell für viele Autofahrer attraktiv werden.” Es komme aber auch darauf an, den Leuten die Ängste der Umstellung zu nehmen – etwa in puncto Reichweite oder Verfügbarkeit von Ladesäulen.


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