Wie es nach der vierten Zinserhöhung in Folge weitergeht
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EZB-Präsidentin Christine Lagarde erhöht erneut die Zinsen im Euro-Raum.
© Quelle: Arne Dedert/dpa
Berlin/Frankfurt. Die Europäische Zentralbank (EZB) zieht die geldpolitischen Zügel abermals an. Zum bereits vierten Mal in Folge beschloss der EZB-Rat bei seiner Sitzung am Donnerstag eine Erhöhung der Leitzinsen. Um 0,5 Punkte auf 2,5 Prozent steigt der Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken bei der EZB refinanzieren können.
Die Erhöhung fällt damit niedriger aus als bei den letzten zwei Zinsschritten, was die EZB mit der Sorge um die Konjunktur begründet. Im aktuellen und im nächsten Quartal könnte die Wirtschaft im Euro-Raum schrumpfen, hieß es. Allerdings rechnen die Ökonomen der Zentralbank damit, dass eine Rezession kurz und milde ausfallen wird.
EZB-Präsidentin Lagarde sagt anhaltendem Inflationsschub den Kampf an
Die EZB hat im Kampf gegen den anhaltenden Inflationsschub innerhalb weniger Monate die Zinsen bereits dreimal erhöht.
© Quelle: Reuters
Da die Inflationsaussichten nach wie vor hoch sind, geht der EZB-Rat davon aus, dass auch im kommenden Jahr weitere Zinserhöhungen nötig sein werden. „Der EZB-Rat ist insbesondere der Auffassung, dass die Zinsen noch deutlich und in einem gleichmäßigen Tempo steigen müssen, um ein ausreichend restriktives Niveau zu erreichen, das eine zeitnahe Rückkehr der Inflation zum mittelfristigen 2-Prozent-Ziel gewährleistet“, teilte die Zentralbank mit.
Anleihebestand soll sinken
Gleichzeitig beschloss das Gremium, den gewaltigen Bestand an Anleihen zu reduzieren, den die nationalen Notenbanken in den vergangenen Jahren im Auftrag der EZB eingekauft hatten. Insgesamt 3,4 Billionen Euro hat die EZB seit 2015 in Anleihen von Staaten, aber auch von Unternehmen investiert.
Frisches Geld investiert die EZB bereits seit dem Sommer dieses Jahres nicht mehr am Anleihemarkt. Allerdings fließen Einnahmen aus auslaufenden Anleihen im Rahmen des allgemeinen Kaufprogramms APP bislang vollständig in neue Wertpapiere. Ab März 2023 soll der Umfang der Reinvestitionen „in einem maßvollen und vorhersehbaren Tempo“ zurückgefahren werden, hieß es. Die genauen Parameter zur Verringerung der APP-Bestände will der EZB-Rat bei seiner Sitzung im Februar bekannt geben. Ziel ist es, den Gesamtbestand an Anleihen um 15 Milliarden Euro im Monatsdurchschnitt zu verringern.
Die EZB bekräftigte ihr Ziel, im Euro-Raum mittelfristig stabile Preise bei einer Inflationsrate von 2 Prozent zu erreichen. Aktuell sind die Währungshüter davon weit entfernt – im Oktober und im November erreichte die Teuerungsrate im Euro-Raum zweistellige Zahlen im Vergleich zum Vorjahr. „Wir lassen nicht nach. Wir müssen eine längere Strecke gehen“, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde in Frankfurt.
Die EZB erkannte die Gefahr spät
Lagarde und weite Teile der EZB-Spitze hatten die hohe Inflation lange als vorübergehend interpretiert und den Kurswechsel daher erst später eingeleitet als beispielsweise die US-Notenbank Fed. Die US-Notenbank hatte am Mittwoch ihren Leitzins um 0,5 Prozentpunkte erhöht. Die Fed leitete damit einen etwas moderateren Kurs ein, signalisierte aber weitere Anhebungen. Der Leitzins in den USA liegt nun in einer Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent.
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Für Verbraucherinnen und Verbraucher hat der Zinsanstieg unterschiedliche Folgen. Wer sein Erspartes auf Tagesgeld- oder Girokonten anlegt, kann sich darüber freuen, dass die Negativzinsen auf Einlagen der Vergangenheit angehören. Verbraucherportale berichten von Zinsen von bis zu 3 Prozent auf länger angelegtes Festgeld.
Gleichzeitig werden allerdings Kredite deutlich teuer. Die durchschnittlichen Zinssätze für neue Wohnungsdarlehen haben sich seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt. Dadurch wird es für immer weniger Menschen möglich, Immobilienkäufe zu finanzieren.
Mit Material von dpa