Frankreich, USA und Großbritannien: So gehen andere Länder mit der Inflation um

Die Menschen bekommen die Inflation zum Beispiel beim Tanken zu spüren.

Die Menschen bekommen die Inflation zum Beispiel beim Tanken zu spüren.

London. Die Inflationsrate in Deutschland ist in den vergangenen Monaten von Rekordwert zu Rekordwert geeilt. Bezogen auf das gesamte Jahr 2021 betrug sie 3,1 Prozent, der höchste Wert seit fast 30 Jahren. Weil die Deutschen die Teuerung zunehmend beim Wocheneinkauf und bei den Energiekosten zu spüren bekommen, wird darüber diskutiert, ob Gegenmaßnahmen notwendig sind.

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Andere Länder, die ebenfalls von der Inflation betroffen sind, haben bereits Maßnahmen ergriffen. Drei Korrespondenten des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) geben einen Einblick, wie die Inflationslage in Frankreich, Großbritannien und den USA ist und welche Maßnahmen dort getroffen werden. Weniger stark und doch erkennbar nahmen die Preise für Dienstleistungen, frische Produkte und Lebensmittel zu. Insgesamt lag die Inflationsrate im Dezember bei 2,8 Prozent im Vergleich zum Jahresende 2020.

Frankreich: Energiescheck für die Ärmsten

Eigentlich sind die Französinnen und Franzosen zwar an vergleichsweise hohe Lebenshaltungskosten gewöhnt, dafür aber auch an Energiepreise, die etwas unter dem europäischen Durchschnitt liegen. Doch im vergangenen Jahr stiegen letztere laut dem nationalen französischen Statistikamt Insee um 18,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr an und sind hauptverantwortlich für die Inflation – ein Problem auch in Frankreich.

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Die Inflation dürfte im derzeitigen Wahlkampf noch eine wichtige Rolle spielen, denn neben der Pandemie bezeichnen die Menschen in Frankreich die Kaufkraft als das für sie wichtigste Thema. Bereits Anfang Oktober hat die Regierung die Gaspreise gedeckelt, damit den Verbraucherinnen und Verbrauchern bis April keine starken Mehrkosten entstehen – das hat zumindest offiziell mehr mit dem Ende der Heizperiode zu tun als mit der Präsidentschaftswahl im April. Die Entscheidung fiel per Verordnung, der französische Staat ist größter Anteilseigner am zentralen Energieversorger Engie. Die Tarifbremse soll auch den Unternehmen zugutekommen.

Dasselbe gilt für den Strompreis, der zumindest drei Monate lang nicht steigen sollte und ab Anfang dieses Jahres höchstens um 4 Prozent. Rund sechs Millionen Haushalte mit geringem Einkommen erhielten im Dezember einen „Energiescheck“ über 100 Euro ausgezahlt. (Birgit Holzer, Paris)

Großbritannien: Obergrenze für Energiepreise

Damit hatten selbst Experten nicht gerechnet: Im November des vergangenen Jahres kletterte die Teuerungsrate im Vereinigten Königreich auf den höchsten Stand seit mehr als zehn Jahren. Die Verbraucherpreise lagen 5,1 Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Zu den Ursachen gehören hohe Energiekosten und gestiegene Rohstoffpreise sowie die Folgen des Brexits.

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Die Auswirkungen der Inflation treffen vor allem diejenigen Britinnen und Briten hart, die ohnehin nicht viel verdienen. Denn die Preissteigerungen wirken sich auf Waren und Güter aus, auf die jeder angewiesen ist – Benzin, Lebensmittel und Kleidung. Experten erwarten außerdem, dass der Verbraucherpreisindex noch weiter steigen könnte – auf bis zu 6 Prozent.

Kein Wunder also, dass die Rufe vonseiten der Opposition nach finanzieller Entlastung für die Verbraucher lauter werden. So fordert die Labour-Partei beispielsweise eine vorübergehende Aussetzung der Mehrwertsteuer auf Gas und Strom. Eine Maßnahme, die Finanzminister Rishi Sunak bislang ablehnt, da man damit auch diejenigen entlaste, die sich die Kosten leisten können. Ein Regierungssprecher sagte am Mittwoch gegenüber dem RND: „Wir wissen, dass die Menschen unter Druck stehen.“

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Deshalb investiere man rund 4,2 Milliarden Pfund (rund 5 Milliarden Euro), um zu helfen. Die Unterstützung umfasse unter anderem eine Energiepreisobergrenze sowie Hilfszahlungen für ein warmes Zuhause in den Wintermonaten. Aktuell wird außerdem darüber diskutiert, diese Hilfeleistungen weiter auszuweiten.

Die Wohltätigkeitsorganisation National Energy Action warnte davor, dass angesichts steigender Preise demnächst womöglich bis zu sechs Millionen Haushalte auf der Insel nicht mehr in der Lage sein könnten, ihre Strom- und Gasrechnungen zu bezahlen. (Susanne Ebner, London)

USA: Notenbank Fed will Zinsen anheben

Eigentlich wollte Joe Biden über den Jahreswechsel in seinem Wochenendhaus an der Atlantikküste etwas abspannen. Doch der Kurzurlaub brachte auch eine Begegnung mit der ökonomischen Realität. In der Küche verfolgte der Präsident nach eigener Schilderung ein Gespräch seiner Schwester mit deren Freundin Mary Ann. „Hast du gemerkt, dass ein Pfund (454 Gramm, Anm. d. Red.) Hackfleisch inzwischen mehr als 5 Dollar kostet?“, fragte die Besucherin.

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Auf einer abstrakteren Ebene ist Biden das Problem sehr wohl bewusst. Es betrifft nicht nur das in den USA traditionell sehr günstige Hamburgerfleisch, das binnen eines Jahres um ein Viertel teurer wurde. Die Rekordinflation ist längst auch zum politischen Problem für den Präsidenten geworden. Um 6,8 Prozent waren die Preise im November (die Dezemberzahlen werden in der nächsten Woche erwartet) im Jahresvergleich nach oben geschossen. Benzin, Autos, Leihwagen, Hotelübernachtungen, Fleisch und Möbel legten bei den Preisen gar zweistellig zu.

Wer derzeit in den USA tanken will, der zahlt im Schnitt 3,30 Dollar für den Gallon (3,78 Liter). Das klingt für deutsche Ohren paradiesisch, liegt jedoch satte 44 Prozent über dem Vorjahreswert. Zudem ist das Benzin in vielen Bundesstaaten deutlich teurer: In Kalifornien etwa ist der Preis von 3,26 Dollar auf 4,65 Dollar gesprungen. Beim Einkaufen muss man für ein Päckchen Frühstücksspeck im Supermarkt inzwischen 5,99 Dollar zahlen. Der Becher Sahne schlägt mit 5 Dollar zu Buche.

Zudem sind vielerorts die Mieten explodiert: Eine Dreizimmerwohnung im vergleichsweise günstigen Austin im Bundesstaat Texas kostet laut dem Immobilienportal Zumper inzwischen 1900 Dollar (plus 27 Prozent). Im teuren San Francisco kletterten die Mieten zwar „nur“ um 11 Prozent – dafür aber auf 3880 Dollar.

Das wird sich schneller ändern, als die Leute glauben.

Joe Biden,

US-Präsident

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Kein Wunder, dass sich 80 Prozent der Amerikaner bei Umfragen über die Inflation „besorgt“ zeigen. Knapp mehr als die Hälfte ist unzufrieden mit der Art, wie der Präsident das Problem angeht. Tatsächlich hat sich Biden monatelang auf seine Infrastruktur- und Sozialpakete konzentriert und dem Preisauftrieb wenig Beachtung geschenkt.

Öffentlich verbreitet er weiter Optimismus: „Das wird sich schneller ändern, als die Leute glauben“, verkündete er Mitte Dezember. Die Republikaner haben das Thema jedoch längst für sich entdeckt und machen die Ausgabenprogramme des Präsidenten für die Misere verantwortlich.

Tatsächlich dürften eher der Personalmangel und die Lieferengpässe durch die Corona-Pandemie als Preistreiber wirken. Biden vermutet zudem Preisabsprachen der Anbieter und hat seine Behörden aufgefordert, mögliche Kartelle in der Ölindustrie und im Oligopol der amerikanischen Fleischverarbeiter zu untersuchen.

Die größten Hoffnungen des Präsidenten dürften aber auf der einflussreichen Notenbank Fed ruhen, die eine baldige Abkehr von ihrer ultralockeren Geldpolitik angedeutet hat. Die erwartete Anhebung der Zinsen, die die Nachfrage und damit den Preisauftrieb bremsen dürfte, ist dem Weißen Haus willkommen – freilich nur, solange dadurch nicht die Konjunktur abgewürgt wird. (Karl Doemens, Washington)

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