Möglicher Galeria-Retter Schön: „Einfach kann jeder“
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Markus Schön.
© Quelle: Privat
Für einen Teil der angeschlagenen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) ist vielleicht ein Retter in Sicht: Der Officeausstatter Buero.de buhlt um 47 Standorte, will die Warenhäuser erhalten und auch den Beschäftigten eine Perspektive bieten. „Natürlich birgt das Unterfangen eine gewisse Komplexität, aber einfach kann jeder“, sagte der Buero.de-Vorstandsvorsitzender Markus Schön dem RND.
Galeria Kaufhof muss ein Drittel ihrer Filialen schließen
Die Warenhauskette will mindestens ein Drittel ihrer 131 Filialen aufgeben, unter den 17.400 Beschäftigten soll es auch zu Kündigungen kommen.
© Quelle: Reuters
Medienberichten zufolge laufen mittlerweile Gespräche mit dem Insolvenzverwalter. GKK hatte sich zuletzt in ein Schutzschirmverfahren geflüchtet, nachdem Gespräche über eine dritte staatliche Rettung binnen weniger Jahre keine konkreten Ergebnisse gebracht hatten. Nun ist unklar, wie es mit den 131 Warenhäusern und gut 17.000 Beschäftigten weitergeht.
Klar ist hingegen, dass die Überreste der einst stolzen Kaufhausketten Galeria Kaufhof und Karstadt für potenzielle Investorinnen und Investoren eine große Herausforderung sind. Wirtschaftlich stand am Ende des letzten Geschäftsjahres bei GKK ein Minus von 622 Millionen Euro bei 2,1 Milliarden Euro Umsatz. Auch sind viele Parteien involviert: Kommunen bangen um Frequenzbringer in Innenstädten, die Bundesregierung um etwa 680 Millionen Euro aus bisherigen Rettungspaketen und die Gewerkschaft Verdi um zahlreiche Arbeitsplätze.
Schön setzt auf mittelgroße Städte
Nicht zuletzt wegen des erstarkenden Onlinehandels zweifeln Fachleute außerdem am Konzept Warenhaus, attestieren vor allem Filialen in großen Städten und Metropolen Zukunftsaussichten. Schön hingegen hat es auf Standorte in mittelgroßen Städten abgesehen: „Mit Warenhäusern in Metropolen tue ich mich schwer. Da gibt es meist so viele Angebote, dass es ein Vollsortimenter schwer hat“, meint der Buero.de-Chef. Mittlerweile kursiert auch eine Liste mit Standorten, die Schöns Interesse geweckt haben.
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Ihm zufolge könnten nun Warenhäuser entstehen, die das nicht sonderlich umfangreiche Angebot des Einzelhandels in mittelgroßen Städten umfänglich abrunden – und dabei ein „echtes Einkaufserlebnis, eine große Produktvielfalt und ordentliche Beratung“ bieten, wie Schön sagte. Shop-in-Shop Konzepte, also an starke Marken untervermietete Ladenflächen, seien ebenso angedacht wie eine enge Verzahnung mit dem Onlinehandel, der eigentlichen Stärke von Buero.de.
Eine Perspektive für die Beschäftigten
„Wir würden keinen der 47 Standorte schließen, man kann auch Gewinne erwirtschaften, indem man den Umsatz steigert“, kündigte Schön an. Auch wolle er „allen Beschäftigten an den 47 Standorten ein Angebot machen, beim neuen Konzept mitzumachen“. Details dazu nannte er nicht, bis zuletzt waren die GKK-Beschäftigten per Tarifvertrag abgesichert, im Einzelhandel keine Selbstverständlichkeit. „Für mich sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das wesentliche Asset bei GKK“, erklärte Schön aber.
„Klar ist aber, dass das nicht das Warenhaus der 60er oder 70er Jahre wird“, zeigte Schön indes auch überzeugt. Ein wirklicher Ankerpunkt wie damals seien Kaufhäuser schlicht nicht mehr. Aber sein Ansatz stößt ihm zufolge auf Gegenliebe: „Ich habe schon viele Gespräche unter anderem mit Kommunalpolitikern geführt. Alle Gesprächspartner hielten das Vorhaben für eine super Idee“, schilderte der Unternehmer.
Nicht das erste mal an GKK interessiert
Dennoch ist unklar, wie aussichtsreich das Unterfangen ist: Buero.de ist ungleich kleiner als GKK, Medienberichten zufolge peilt der Onlinehändler aktuell 250 Millionen Euro Jahresumsatz an. Es ist zudem nicht das erste Mal, dass Schön öffentlich Interesse an GKK-Filialen äußert. Vor einigen Jahren hatte er schon einmal seinen Hut in den Ring geworfen, als der Verkauf von GKK-Standorten zur Diskussion stand. Damals zweifelten Insiderinnen und Insider an der Ernsthaftigkeit von Schöns Absichten, heute auch.
Zudem ist keinesfalls gesichert, dass Schöns Pläne alle gefährdeten GKK-Standorte rettet: Auf seiner Liste stehen zwar einige, die schon in der Vergangenheit von Schließungen bedroht waren – aber eben nicht alle. Verdi wollte das Vorhaben am Montag nicht kommentieren. „Aus unserer Sicht muss der umfassende Erhalt aller betroffenen Arbeitsplätze im Vordergrund stehen“, betonte die Gewerkschaft lediglich.