Gender Pay Gap: Der Staat kann nicht alles regeln
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Tendenziell verdienen Frauen weniger – und das sollte sich ändern, meint unser Autor.
© Quelle: Christin Klose/dpa-tmn
Jetzt sind also die großen Unternehmen dran. Die SPD-Politikerin Franziska Giffey will eine Frauenquote für die Vorstände börsennotierter Aktiengesellschaften einführen. Es ist eines der Lieblingsprojekte der Genossen und soll zeigen: Seht her, das Thema Gerechtigkeit ist noch immer bei der SPD am besten aufgehoben.
Und wer mag der Familienministerin widersprechen: Die Chefetagen deutscher Unternehmen sind größtenteils von Männern dominiert. Das Bemühen um eine faire Verteilung von Führungspositionen ist also ehrenwert. Nur: Es ist reine Symbolpolitik.
Gehaltsunterschiede sind häufig hausgemacht, doch auch die Männer müssen umdenken
Wie eine Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung zeigt, ist Frauen nicht allein damit geholfen, dass der Staat in die Vertragsfreiheit eingreift. Positionen sollten ohnehin nach Qualifikation vergeben werden – und nicht nach Geschlecht. So weit die Theorie.
Allerdings muss mit Blick auf die Realität des Arbeitsmarktes auch festgehalten werden: Es gibt eine strukturelle Benachteiligung von Frauen. Die allerdings ist weniger den Auswüchsen eines vermeintlichen Turbokapitalismus geschuldet, als vielmehr der Tatsache, dass Frauen – anders als Männer – häufig in Branchen arbeiten, die schlechter bezahlt sind. Eine Erzieherin verdient weniger als ein Ingenieur.
Zwar werden die Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern insgesamt kleiner, aber: In Teilzeit- und Mini-Jobs sind Frauen überrepräsentiert, sie kümmern sich auch häufiger um häusliche Pflege. Und: Auch Erziehung ist noch immer größtenteils Frauensache. Das ist ungerecht. Hier ist ein Umdenken erforderlich – gerade bei den Herren der Schöpfung.
Doch auch die Frauen sind gefordert. Es ist höchste Zeit, dass sie endlich selbstbewusst für ihre Rechte eintreten. Dass sie ihr Können in den Vordergrund stellen – und das auch gegenüber Vorgesetzten und männlichen Kollegen zeigen. Zahlreichen Studien zufolge treten Frauen in Gehaltsverhandlungen oft anders auf als Männer: defensiver, weniger breitbeinig.
Daran ändert kein Gesetz der Welt etwas. Das wäre eine Aufgabe für Gewerkschaften: Tarifverträge können Unterschiede zwischen den Geschlechtern einebnen, der Tatsache Rechnung tragen, dass Frauen weniger hart verhandeln.
Wenn die Politik also – über symbolische Quoten hinaus – wirklich etwas für Gleichberechtigung tun will, sollte sie Frauen zu mehr Selbstbewusstsein ermutigen. Und für starke Gewerkschaften eintreten.