In diesen Branchen können Sie 2020 mit mehr Geld rechnen
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Mehr Geld in der Tasche – zumindest in einigen Branchen wird das auch 2020 der Fall sein (Symbolbild).
© Quelle: Robert Günther/dpa-tmn
Hannover. Es ist kein Geheimnis: Der deutsche Wirtschaftsmotor ist ins Stottern geraten. Nach einer Dekade des Dauerbooms hat sich die Konjunktur hierzulande merklich eingetrübt. 2019 dürfte das Wachstum rund 0,5 Prozent betragen haben – genaue Zahlen liegen noch nicht vor –, in diesem Jahr sieht es nicht viel besser aus: Die Wirtschaftsweisen prognostizieren ein Miniplus von 0,9 Prozent.
Schwelende Handelskonflikte wie zwischen den USA und China, ein generell schwächelnder Welthandel, Auftragsrückgänge in der Industrie und das Brexit-Wirwarr haben die Wirtschaft ausgebremst. Einerseits.
Und trotzdem steigen für Millionen Beschäftigte auch in diesem Jahr die Löhne um rund zwei Prozent. Das ergab eine Umfrage der „Bild“-Zeitung unter den größten deutschen Wirtschaftsverbänden. Spitzenreiter ist die Versicherungswirtschaft mit ihren 200.000 Angestellten – und einem Lohnplus von 2,8 Prozent.
Hier die Ergebnisse der Umfrage in der Übersicht nach Branchen und Beschäftigten:
Versicherungen (0,2 Mio.): plus 2,8 Prozent
Elektrotechnik (0,9 Mio.): plus 2 Prozent
Einzelhandel (3,1 Mio.): plus 1,8 Prozent
Banken (0,5 Mio.): plus 1,7 Prozent (Privatinstitute)
Chemie (0,5 Mio.): plus 1,5 Prozent (Tarif)
Handwerk (5,6 Mio.): „deutliche Steigerung“
Metall (4 Mio.): Tarifverhandlungen im März 2020
Hotellerie und Gastronomie (2,4 Mio., Teilzeit inklusive): Tarifverhandlungen stehen an
Bau (2 Mio.): Tarifverhandlungen, mit einer Steigerung ist zu rechnen
Pflege (1,3 Mio., Teilzeit- und Assistenzstellen inklusive): „erhebliche Lohnsteigerungen“ erwartet
Maschinenbau (1,1 Mio.): unternehmensabhängig
Medizinische Fachberufe (0,7 Mio.): leichte Steigerung für manche Berufe
Öffentlicher Nahverkehr (0,4 Mio.): leichte Steigerung, fällt je nach Region unterschiedlich aus
Güterverkehr (0,6 Mio.): Steigerung erwartet
Fachkräftemangel begünstigt Lohnentwicklung
Dass die Löhne in konjunkturell schwierigen Zeiten steigen, ist auch eine Folge des Fachkräftemangels. Deutschen Firmen fällt es zunehmend schwerer, offene Stellen zu besetzen. 47 Millionen Menschen sind in Deutschland im erwerbsfähigen Alter – noch.
Schon bald gehen die Babyboomer in Rente, das Arbeitskräftepotenzial wird deutlich schrumpfen. „Das nun zu Ende gegangene Jahr wird das letzte gewesen sein, in dem das Arbeitskräftepotenzial noch einmal kräftig gewachsen ist“, sagte Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung gegenüber „Spiegel Online“.
Im vergangenen Jahrzehnt sind im Schnitt pro Jahr 500.000 sozialversicherungspflichtige Jobs entstanden, gleichzeitig drängten mehr Menschen auf den Arbeitsmarkt. Diese Entwicklung dürfte sich nun umkehren. Deutsche Firmen, so IAB-Forscher Weber, müssten lernen, mit weniger Menschen dennoch mehr zu erwirtschaften.
Arbeitskraft wird also zum knappen Gut. Und damit teurer. Zumindest für Arbeitnehmer ist das eine gute Nachricht: Die Löhne dürften weiter anziehen – auch dann, wenn der Wirtschaftsmotor stottert.
RND/fh