Vom Geldabheben an der Supermarktkasse
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An vielen Supermarkt-Kassen bekommen Kunden Bargeld.
© Quelle: Benjamin Nolte/dpa-tmn/dpa
Vor den Toren der Bankenstadt Frankfurt läuft seit Dezember ein kleines Experiment. Kann eine regionale Bank quasi ohne eigene Geldautomaten auskommen? Die Raiffeisenbank im Hochtaunus, von der Größe her immerhin im oberen Drittel der deutschen Genossenschaftsbanken, hat ihre vier Filialen geschlossen und hält nur noch an der verbleibenden Hauptstelle einen Automaten bereit. Die Geldautomaten seien bei Weitem nicht kostendeckend gewesen, so die Begründung. Bargeld gibt es entweder bei der Konkurrenz – 52-mal jährlich dürfen sich die Kunden an einem beliebigen anderen Automaten versorgen – oder kurz hinter den Schokoriegeln, nämlich an vielen Supermarktkassen.
Beim Hinausgehen aus einem Geschäft mehr Bargeld zu haben als beim Hineinkommen, das klappt natürlich auch für Kunden anderer Banken. Ich finde das praktisch und nehme regelmäßig einen Schein zum Lebensmittelkauf dazu, weil ich vom Büro besser zum Supermarkt als zum Geldautomaten komme.
Das Pendel schwingt von der Bank- zur Ladenkasse
Das Geldabheben beim Einkauf wird weiter an Bedeutung gewinnen. Während es 2018 rund 59000 Geldautomaten in Deutschland gab, zählte die Bundesbank 2021 nur noch 55000 Stück. Die Zahl der Bankfilialen sank von 30000 auf 23000. Doch es sind neue Geldquellen hinzugekommen, eben im Einzelhandel. Rewe-Filialen waren Vorreiter, mittlerweile sind viele große Ketten dabei – mit der wichtigen Ausnahme Aldi Nord.
Das Forschungsinstitut EHI kommt in einer Stichprobe zum Ergebnis, dass die Supermärkte pro 100 Euro Bareinnahmen rund 10 Euro wieder auszahlen. In den meisten Läden klappt das Abheben nur mit der Girocard, der alten EC-Karte. Bei manchen Direktbanken ist mittlerweile aber eine Debit-Kreditkarte der Standard. Die ist für die Händler teurer in der Abwicklung, daher akzeptieren sie viele Läden nicht als Abhebekarte.
Im Schnitt ist der nächste Abhebeort in Deutschland 1,6 Kilometer entfernt. Das Pendel schwingt aber langsam von der Bank- zur Ladenkasse.
Hendrik Buhrs ist Geldanlageredakteur bei „Finanztip“ und kümmert sich an dieser Stelle ums Haushalten. Weitere Tipps gibt er in seinen Ratgebern und dem wöchentlichen Newsletter (finanztip.de/newsletter). Alle bisherigen Kolumnenbeiträge finden Sie hier.