Die Abgasnorm Euro 7 setzt eine schlechte Tradition fort
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Autoabgase (Symbolbild).
© Quelle: Franziska Kraufmann/dpa
Nicht nur bis zur letzten Minute, sondern offenbar noch darüber hinaus ist um die neuen Abgasregeln für Autos gepokert worden. Die Präsentation der Euro-7-Norm wurde jedenfalls um einen Tag verschoben. Angesichts der Reaktionen auf das Ergebnis könnte man jetzt einen gelungenen Kompromiss vermuten: Umweltschützer und Autoindustrie sind gleichermaßen unzufrieden. Die einen sprechen vom „Kniefall vor der Autolobby“, die anderen von ihren „ernsten Bedenken“.
Allerdings sind sich beide in einem bemerkenswerten Punkt einig: Für die Umwelt bringen die neuen Regeln wenig – sagt sogar der europäische Branchenverband Acea. Der ökologische Erfolg ist also bescheiden, der Aufwand aber beträchtlich. Der Feinschliff am Konzept – es fehlen noch viele Definitionen und Testprozeduren – und die Abstimmung der Technik darauf erfordern noch so viel Arbeit, dass es bis 2025 eng wird. Abgesehen davon, dass just zu dieser Zeit der Absatz der Verbrennungsmotoren einknicken wird, weil zehn Jahre später ohnehin Schluss mit Dieseln und Benziner sein soll.
Euro 7 eröffnet das Schlaraffenland der Wortklauber
So stehen die neuen Regeln in einer schlechten Tradition: Die eine Seite brüstet sich mit ambitionierten Umweltzielen und die andere feilt so lange am Kleingedruckten, bis man sagen kann, sie würden erreicht. Lobbyisten aller Seiten werden nach dem Vorschlag der EU-Kommission nicht Urlaub machen, sondern mit dem feineren Werkzeug weiterarbeiten. Wie misst man am besten Reifenabrieb? Muss man „konstruiert mutwillige Testfahrten“ ausschließen? Wie lange muss die Batterie eines E-Autos wie gut funktionieren? Das Schlaraffenland der Wortklauber hat nun wieder geöffnet.
Das alles geschieht mit löblichen Absichten. Aber der Umwelt wäre mehr gedient, wenn man Zeit, Geld und Hirnzellen in die Umsetzung der vielen Elektrostrategien stecken würde. Denn auch davon existieren viel zu viele nur auf dem Papier.