Absturz bei Bitcoin und Stablecoins: „Es herrscht Ausverkaufsstimmung“
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Kryptowährungen wie Bitcoin haben in den vergangenen Tagen massiv an Wert verloren. (Symbolbild)
© Quelle: Fernando Gutierrez-Juarez/dpa-Ze
„Es herrscht Ausverkaufsstimmung“ – so fasst Analyst Timo Emden die jüngsten Entwicklungen bei Kryptowährungen zusammen. In den vergangenen Tagen haben Bitcoin und Co. erneut deutlich an Wert verloren. Zugleich versetzt der Absturz eines sogenannten Stablecoins die Kryptowelt in Aufruhr.
Dabei prophezeiten Fans Kryptowährungen zuletzt eine glorreiche Zukunft: Schutz vor Inflation könne das „digitale Gold“ bieten, auch als unkompliziertes Onlinezahlungsmittel sei das Digitalgeld geeignet. Auf Kryptowährungen basierende Echtheitszertifikate sollten als Smart Contracts klassische Kreditverträge ersetzen. Und Teile des Kunstmarkts jubelten, weil fälschungssichere NFTs den Handel mit digitaler Kunst erleichterten.
Seit den Ankündigungen zur Zinswende spüren Kryptoanleger davon nichts mehr: Schon im Winter fielen die Kurse, zuletzt verbuchte die Leitwährung Bitcoin 22 Prozent Verlust in fünf Tagen. Ein Bitcoin wurde am Donnerstag für etwa 27.500 Dollar gehandelt. Die einstige Höchstmarke von gut 67.000 Dollar ist in weiter Ferne, die psychologisch wichtige 30.000-Dollar-Marke seit Dienstag deutlich unterschritten. Bei anderen Kryptowährungen sieht es oft noch schlechter aus.
Zinswende belastet Kryptowährungen
„Die Hoffnung, dass sich die US-Notenbank FED mit Zinserhöhungen zurückhält, hat sich nicht bestätigt“, erklärt Emden die jüngsten Entwicklungen. Erste Prognosen sähen den Bitcoin demnächst bei 20.000 Dollar, „auch ich sehe wenig, was für einen baldigen Umschwung spricht“, meint Emden.
Hauptverantwortlich für die Kursverluste sind laut Sören Hettler von der DZ Bank vor allem institutionelle Investoren, die zuletzt dem Hype gefolgt waren – und nun wieder in weniger riskante Anlageklassen ausweichen. Wegen der Großinvestoren ähnelten die Kursentwicklungen bei Kryptowährungen nun denen von Techaktien – was Hettler zufolge die Rolle des Bitcoin als „digitales Gold“ infrage stellt.
Stablecoin TerraUSD schmiert ab
„Der Absturz von TerraUSD ist eine weitere Hiobsbotschaft, die Schockwellen aussendet“, betont Emden außerdem. Der Kurs des sogenannten Stablecoin hat sich bis Donnerstag mehr als halbiert. Dabei sollte genau das eigentlich nicht passieren: Auf die ein oder andere Art versprechen die Anbieter, dass Stablecoins von echten Dollareinlagen gedeckt sind und der Wert deshalb stets stabil bleibt. „Es fehlt die Sicherheit, dass die Gelder wirklich vorhanden sind“, sagt Emden nun. Er spricht deshalb von einer „Vertrauenskrise“, die auch weitere Kryptowährungen treffen könnte.
Anlegerinnen und Anleger haben Stablecoins vor allem genutzt, um Gewinne aus anderen Kryptogeschäften wertstabil zu parken. TerraUSD war dafür die viertbeliebteste Kryptowährung, etwa 11 Milliarden Dollar betrug die Marktkapitalisierung vor dem Crash. Nun haben sich einschlägige Internetforen in regelrechte Selbsthilfegruppen verwandelt, auch Suizidgedanken äußerten schwer enttäuschte Anlegerinnen und Anleger dort. Kryptowährungen sind hoch riskante Assets, bei denen man äußerste Vorsicht walten lassen sollte.
Haben Sie Suizidgedanken? Dann wenden Sie sich bitte an folgende Rufnummern:
Telefonhotline (kostenfrei, 24 Stunden), auch Auskunft über lokale Hilfsdienste: (0800) 111 0 111 (ev.), (0800) 111 0 222 (r.-k.), (0800) 111 0 333 (für Kinder/Jugendliche)
Kommen schärfere Regeln?
Zentralbanken wie die EZB betrachten Stablecoins indes schon länger argwöhnisch. Denn schlussendlich konnte selbst der Anbieter von Tether, mit 79 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung der größte Stablecoin, bislang nicht nachweisen, dass die Summe auch von Dollareinlagen gedeckt ist. Auch Tether gab am Donnerstag leicht nach und konnte die Dollarparität nicht aufrechterhalten.
Emden hält deshalb deutlich schärfere Regulierungsmaßnahmen für möglich, „im unwahrscheinlichen Worst Case“ auch ein Totalverbot von Stablecoins. Die Kurse von Kryptowährungen würden das wohl weiter drücken. Hettler zeigte sich indes überzeugt, dass die Kurse irgendwann wieder anziehen könnten: Institutionelle Investoren seien zwar von „ideologischen Beweggründen“ unberührt – aber eine sehr vom Bitcoin überzeugte Community habe die Digitalwährung immer noch, so der Analyst.
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