Lohnt sich der Kauf von Bitcoins für Privatanleger?
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© Quelle: imago images/ZUMA Press
Stuttgart. Der Kurs der Kryptowährung Bitcoin ist am Montag zeitweise um mehr als 20 Prozent eingebrochen. Zuvor war das „digitale Gold“, wie die bekannteste und wichtigste Digitalwährung schon teilweise genannt wurde, von einem Rekordhoch zum anderen geklettert.
Noch Ende der vergangenen Woche hatte der Bitcoin einen Stand von fast 42.000 Dollar erreicht und damit seinen Wert innerhalb eines Monats verdoppelt. Zum Wochenauftakt folgte nun der Absturz auf Kurse von unter 31.000 Dollar.
Die Hoffnung auf „das schnelle Geld“
Mit dem jüngsten Kursrutsch hat die Kryptowährung ein Klischee wieder bestätigt: Auf extreme Kursanstiege folgt oft ein herber Einbruch. Zumindest beim Bitcoin scheint dieses der Fall zu sein – und genau deshalb ist die Kryptowährung auch für den Privatanleger gefährlich, der ein bisschen Geld am Finanzmarkt anlegen und schnelle Rendite machen möchte.
Doch die Aussicht auf „das schnelle Geld“ mit dem Bitcoin hat wohl viele Anleger in den vergangenen Monaten dazu gebracht, in die hippe digitale Währung zu investieren – zumal auch andere Digitalwährungen von dem Bitcoin-Boom zuletzt profitiert haben. Die nach Marktanteil zweitgrößte Kryptowährung Ether stieg zum Beispiel auf rund 1277 Dollar, den höchsten Stand seit Anfang 2018. Wer sich die Kursentwicklung des Bitcoins anschaut, kann auf den ersten Blick auch sehr gut verstehen, warum viele Anleger „dabei sein“ wollen.
Bitcoin war einer der Stars des Börsenjahres 2020
Der Bitcoin gehört zu den Stars des vergangenen Jahres am Finanzmarkt. Bei 8000 US-Dollar gestartet, brach er im Frühjahr 2020 bei der ersten Corona-Welle zunächst um nahezu 50 Prozent ein, um sich anschließend bis zum Jahresende mehr als zu vervierfachen. Auch der Start ins neue Jahr war ein Erfolg – mit einem Rekordhoch von 40.330 Dollar
Trotz der jüngsten Verluste werden Kryptofans nicht müde, die Attraktivität des Bitcoins hervorzuheben, Skeptiker wiederum verweisen immer wieder auf die Risiken. Fakt ist, dass die Finanzmärkte den Bitcoin nicht erst seit vergangenem Jahr im Fokus haben und das Thema „digitale Währung“ immer mehr auch bei den Notenbanken ins Rollen kommt.
Der Bitcoin und seine (Kurs-)Erfolge haben die gesamte Finanzbranche unter Druck gesetzt, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Vor elf Jahren mit einem Kurs von nicht einmal einem US-Dollar gestartet, verfügt der Bitcoin heute über ein Marktvolumen von mehr als 670 Millionen US-Dollar.
Britische Finanzmarktaufsicht warnt vor Kryptoanlagen
Die Frage, inwieweit der Bitcoin eine echte Anlagealternative zu Aktien oder Gold ist oder ob es sich um eine (weitere) Blase am Finanzmarkt handelt, beantwortete zuletzt die britische Finanzmarktaufsicht Financial Conduct Authority (FCA) sehr deutlich in einer Mitteilung an Privatanleger. Die FCA warnte Anleger davor, generell in Kryptoanlagen zu investieren.
Der Bitcoin und andere digitale Währungen seien hochriskant und spekulativ, der Totalverlust der Anlage sei möglich, so die Finanzmarktaufsicht weiter. Zudem warnt sie auch vor der hohen Volatilität. Ebenso riet die FCA Anlegern, darauf zu achten, welche Gebühren beim Kauf anfallen und ob beim entsprechenden Anbieter auch wirklich gesichert ist, dass ein Wechsel von Bitcoin in Bares jederzeit möglich ist und der Kauf nicht über einen unregulierten Finanzdienstleister erfolgt.
Dem Bitcoin haftet ein zweifelhafter Ruf an
Derartige Warnungen gab es in der Vergangenheit seitens Finanzexperten immer wieder. Dem Bitcoin haftet seit jeher der Ruf an, wegen seiner anonymer Zahlungsprozesse leicht für kriminelle Zwecke missbraucht werden zu können.
Doch im vergangenen Jahr kam es zu einer massiven Imageaufbesserung des Bitcoins und viele Investoren mussten sich augenscheinlich mit der Kryptowährung befassen. Nachdem der US-Bezahldienstleister Paypal Ende Oktober mitgeteilt hatte, er werde seinen Kunden in den USA künftig die Möglichkeit geben, Kryptowährungen zu nutzen und auch den Kauf sowie Verkauf der bekannten Kryptowährungen Bitcoin, Bitcoin Cash, Litecoin und Ethereum durchzuführen, stieg der Bitcoin-Kurs stark an. Die Nachricht hatte für viele Anleger eine Signalwirkung.
Geldanlageexperten sind weiter skeptisch
Der bekannte amerikanische Börsenguru Warren Buffett, dessen Investmentziele für viele Kleinanleger weltweit als Vorbild dienen, ist dagegen weiterhin nicht vom Bitcoin überzeugt. Dieser habe keinen Wert: „Wenn Sie Bitcoin kaufen, kaufen Sie nichts, was irgendetwas produziert. Sie hoffen nur, dass irgendjemand noch mehr dafür bezahlt“, so die Einschätzung des laut der Forbes-Milliardärsliste siebtreichsten Menschen der Welt. Für Buffett ist der Bitcoin keine Geldanlage, sondern reine Spekulation.
Thomas Stucki, Finanzmarktexperte bei der St. Galler Kantonalbank, ist ebenfalls skeptisch. Es sei fraglich, ob institutionelle Investoren effektiv im großen Stil in Bitcoin investieren wollen. Zwar hätten ein paar Hedge Fonds angekündigt, mit größeren Beträgen bei Bitcoin einzusteigen, doch „mit ihrer öffentlichen Ankündigung wollten sie in erster Linie andere Anleger zum Mitmachen animieren, was ihnen auch vorzüglich gelungen ist“, so der Experte weiter und ergänzt: „Es ist kaum vorstellbar, dass die großen Pensionskassen oder andere große institutionelle Anleger substanziell in Bitcoins investieren werden.“
Keine Vorteile beim Onlineeinkauf mit Bitcoin
Für Stucki wiederum ist es auch kein Vorteil, seine Onlineeinkäufe mit PayPal über Bitcoin zu bezahlen. Kein Onlinehändler werde das Schwankungsrisiko des Bitcoins tragen, so der Experte.
Ein Onlinehändler „wird den eigentlichen Preis seines Produkts, den er in US-Dollar, Euro oder Franken dafür haben will, im Moment des Kaufs in Bitcoin umwandeln. Dazu wird er noch eine Risikoprämie draufschlagen, damit er wirklich den erwünschten Betrag in seiner Währung erhält.“ Das Zahlen mit Bitcoin sei so immer für den Kunden ein Verlustgeschäft, so Stucki weiter. „Es ist besser, in der Währung des Händlers zu bezahlen“, ergänzt der Experte und spricht daher auch dem Bitcoin ein bisschen den Status quo einer Währung ab.
Vorsicht vor unberechenbaren Kursschwankungen
Dass der Hype um den Bitcoin weitergehen kann, ist nach Ansicht vieler Experten sehr gut möglich, dann wohl aber auch verbunden mit den schon gesehenen hohen Kursschwankungen und einer unberechenbaren Kursentwicklung.
Letztlich dürften diese beiden Faktoren auch die Gründe für einen Anleger sein, nicht Bitcoin oder eine andere Kryptowährung für den eigenen langfristigen Vermögensaufbau nutzen zu wollen. Hinzu kommt, dass ein Anleger, der auch das Thema Nachhaltigkeit bei der Geldanlage beachten will, eigentlich einen Bogen um Bitcoin machen muss. Denn der Energieverbrauch in der Herstellung (beim sogenannten Bitcoin-Mining) ist viel zu hoch und entspricht keineswegs einer „grünen Geldanlage“.