Merkel: „Ein Signal der Hoffnung“ – die Bilanz der IAA 2021
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Bundeskanzlerin Angela Merkel auf der IAA in München.
© Quelle: Michaela Rehle/Reuters/Pool/dpa
München. Bundeskanzlerin Angela Merkel war ebenso vor Ort wie Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg und Fußball-Weltmeister Bastian Schweinsteiger. Drei Persönlichkeiten, drei Lebensläufe, drei Perspektiven – aber geeint in einer Wahrnehmung: der Wandel hin zu deutlich nachhaltigerer Mobilität ist von zentraler Bedeutung und unumkehrbar. Diese Botschaft sendete die an diesem Sonntag endende IAA Mobility in München aus. Bundeskanzlerin Angela sprach von einem „Signal der Hoffnung“ bei ihrem Besuch.
Zwei der sechs Hallen auf dem Messegelände waren der Fahrradbranche vorbehalten. Und auf der Freifläche dahinter gab es ein Gelände zum Testen von Fahrrädern – und den eigenen Fähigkeiten im Umgang damit. Dort wurden zum Beispiel Pedelec-Kurse für Senioren angeboten.
Die IAA Mobility war in dieser Form eine Neuheit. Sie zeigte im Kleinen, was im Großen schnell passieren sollte: das Verzahnen verschiedener Formen der Mobilität. Dabei werden noch Holprigkeiten und Berührungsängste zu überwinden sein.
Auch das war auf der IAA zu sehen. Nicht jeder Auto-Freak wird im Handumdrehen zum E-Biker. Trotzdem: die IAA zeigte auf, wie die mobile Zukunft aussehen kann (und sollte). Sie zeigte, was technisch alles möglich ist. Nach einer Woche IAA bleiben folgende Punkte bemerkenswert:
<b>1. Das E-Bike ist der Treiber der Verkehrswende</b>
Das Hamburger Marktforschungsinstitut Appinio hat ermittelt, dass zwei Drittel der Deutschen, die noch kein E-Bike besitzen, über die Anschaffung eines solchen nachdenken. Die Rad-Branche ist darauf eingestellt. E-Bikes in aller Form waren das Kernthema in den Rad-Hallen.
<b>2. Die Politik muss den Rahmen zur Verkehrswende schaffen und vorgeben</b>
Das Fraunhofer-Institut hat auf der IAA eine Studie präsentiert, die diese These stützt. Denn es hat ermittelt, dass in den nächsten zehn Jahren das Rad 35 Prozent mehr Raum im öffentlichen, urbanen Bereich benötigt. Das heißt: andere Nutzung von Straßen, Radraum statt Parkraum.
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Internationale Automobil-Ausstellung (IAA Mobility) in München. Auch Fahrräder waren ein großes Thema. Foto: Sven Hoppe/dpa
© Quelle: Sven Hoppe/dpa
<b>3. Beeilen beim Teilen</b>
Sharing-Modelle wurden auf der IAA besonders interessiert begutachtet. Autos, Räder, Roller – alles gemeinsam nutzbar in einer Wohneinheit oder Nachbarschaft, Kommunen, die das anstreben und unterstützen. Dieses Modell soll und wird gerade im urbanen Raum an Bedeutung gewinnen.
<b>4. Das Verglühen des Verbrenners</b>
Automobile E-Mobilität wird die Zukunft. Daran ließen die Automobilkonzerne auf der IAA keine Zweifel. Verbrennertechnologie wird nahezu nicht mehr beworben. Bis 2025 wird die Automobilindustrie stattdessen die unfassbare Summe von 250 Milliarden Euro in die Verkehrswende investieren. Für E-Ladesäulen, für effektivere Batterien, für mittelfristig erschwinglichere E-Autos und, und, und.
<b>5. Harte Zeiten für Autohäuser</b>
Auf der IAA machte die Grafik einer steil abfallenden Kurve die Runde. Nämlich die Kurve der Händlerzufriedenheit. Die liegt nach dem Schulnotenprinzip nur noch bei 3,32 – so schlecht wie seit 20 Jahren nicht mehr. Und die IAA zeigte auch, dass das Leben für Händler nicht zwingend leichter wird. Andere Vertriebswege machen Konkurrenz. So gibt es beispielsweise schon Modelle, nach denen chinesische E-Autos in den Filialen von Elektronikkaufhäusern angeboten werden.
<b>6. Auto- und Radindustrie rücken zusammen: Für wen ist das gut, für wen gefährlich?</b>
Vor der IAA war die Eurobike, auf der zum Beispiel Porsche ein Fahrrad vorstellte, das mit dem Rad-Hersteller Storck entwickelt wurde. Dieses Rad ist vollgestopft mit dem digitalen Wissen der Automobilindustrie. Da ist diese Branche deutlich weiter als die Fahrradindustrie. Ist es also möglich, dass mittelfristig Autokonzerne E-Fahrrad-Entwickler (und Verkäufer) werden? Absolut.
Fazit: Bei der IAA waren große Player der Fahrradindustrie vertreten, die bei der Eurobike eine Woche zuvor nicht ausgestellt hatten. Das ist ein Signal: die Zweiradbranche will das Miteinander mit der Automobilindustrie. Umgekehrt erscheint der Drang nach dem Zusammenwachsen noch nicht ganz so ausgeprägt zu sein. Gleichwohl haben diese beiden Säulen der Mobilität erkannt, dass die Zukunft im Miteinander liegt. Das ist eine zentrale Botschaft, die die IAA Mobility vermittelt hat.