Willkommen im Jahr der Ladesäule!
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/Y466DKQ6ZFC2JJEJALWZWIQEIE.jpeg)
Ein Auto mit Plug-in-Hybrid-Antrieb lädt in Berlin-Mitte an einer Ladesäule.
© Quelle: Christoph Soeder/dpa
Frankfurt am Main. Zur jüngeren Geschichte der Elektromobilität gehören nervende Debatten über die Ladesäulen. Mit Stadtwerkechefs, die in Stromtankstellen nicht Energielieferanten, sondern Geldvernichter sehen. Mit Autolobbyisten, die fordern, dass der Staat jede Straßenlampe mit Ladefunktionen ausgestattet. Die Diskussionen münden in der Regel in einem unauflösbaren Henne-Ei-Problem: Es braucht viele E‑Autos, damit Ladesäulen aufgestellt werden, und es braucht zugleich viele Ladesäulen, um Stromer attraktiv zu machen.
Hört diese Quälerei in dem Land, das die Nummer eins der E‑Mobilität sein will, jemals auf? Es gibt Hoffnung – beim Blick über den Tellerrand. So haben die Analysten und Analystinnen von Bloomberg New Energy Finance errechnet, dass sich 2022 weltweit die Investitionen in Ladeinfrastruktur mehr als verdreifacht haben. Dieses Jahr soll es noch mal einen gehörigen Zusatzschub geben, so dass die kumulierten Investitionen die Schwelle von 100 Milliarden US‑Dollar übersteigen.
Ein Kipppunkt ist erreicht
Für Jigar Shah vom US‑Energieministerium signalisiert dies, dass „eine systemische Herausforderung“ gemeistert wird. Ein Kipppunkt: Aus dem Henne-Ei-Dilemma-Problem wird ein selbst verstärkender Effekt. Nun sind E‑Autos so begehrt, dass es sich lohnt, Ladesäulen aufzustellen, mit steigender Zahl sinken die Kosten für Installation und Betrieb usw. Und tatsächlich tut sich auch hierzulande was. Die Zahl der Schnelllader ist in den ersten neun Monaten von 2022 um fast 30 Prozent auf rund 11.500 gestiegen.
Allerdings ist das ziemlich lau im Vergleich zu China. Mehr als 60 Prozent der globalen Investitionen für Ladeinfrastruktur wurden 2022 dort getätigt, rund 600.000 öffentliche Stationen aufgestellt. Mit ähnlicher Wucht wird es nach Expertenprognosen 2023 weitergehen. China ist bei der E‑Mobilität weit enteilt. Massive tektonische Verschiebungen in zwei Schlüsselbranchen (Autos und Energie) zugunsten der Volksrepublik deuten sich an. Am 22. Januar beginnt dort das Jahr des Hasen. Man könnte es auch ins Jahr der Ladesäule umbenennen.