Werden in Niedersachsen bald russische AKW-Brennstäbe produziert?
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Blick auf ein Zugangstor vom Werk der Framatome - Advanced Nuclear Fuels GmbH.
© Quelle: Friso Gentsch/dpa/Archivbild
Hannover/Lingen. Zur Herstellung von Brennelementen für osteuropäische Atomkraftwerke in der Lingener Brennelementefabrik haben russische und französische Firmen ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet. Das sagte ein Sprecher des Umweltministeriums in Hannover am Mittwoch.
Dem niedersächsischen Umweltministerium liegt ein Antrag auf Änderung der Produktion vor, wie ein Sprecher dem NDR bestätigte. Demnach will die Framatome-Tochter ANF in Lingen sechseckige Brennstäbe fertigen, die für den Einsatz in osteuropäischen Atomkraftwerken eines russischen Typs vorgesehen sind. Das russische Unternehmen Rosatom besitze das Monopol für diese sechseckigen Brennstäbe, berichtet der NDR.
Das Ministerium muss als atomrechtliche Genehmigungsbehörde über den Antrag entscheiden. Zuerst hatte die „Neue Osnabrücker Zeitung“ berichtet.
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Niedersachsens Energie- und Umweltminister Christian Meyer (Grüne) sieht diese Kooperation mit dem russischen Staatskonzern äußerst kritisch. „Geschäfte mit Putin sollten beendet werden“, sagte er. Die Urangeschäfte Russlands mit Lingen zeigten die hohe Abhängigkeit der europäischen Atomindustrie von Putins Russland. „Dies durch Joint Ventures, direkte oder indirekte Beteiligungen Russlands zu verfestigen, halte ich politisch angesichts Putins brutalem Energiekrieg gegen Europa für fatal“, sagte Meyer.
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Enge Kooperation mit Rosatom geplant
Zunächst war ein Joint Venture des französischen Framatome-Konzerns, zu dem die Lingener Brennelementefabrik ANF gehört, mit einem Tochterunternehmen des russischen Staatskonzerns Rosatom in Deutschland geplant. Dieser Antrag wurde nach dem russischen Überfall auf die Ukraine zurückgezogen, nachdem Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erhebliche Zweifel an einer Genehmigung geäußert hatte.
Daraufhin gründeten dem Umweltministerium zufolge die Framatome GmbH, die Muttergesellschaft der ANF, und die russische Rosatom-Tochter TVEL ein Gemeinschaftsunternehmen in Frankreich. Für die Produktion der Brennelemente für den russischen Reaktortyp sei eine enge Kooperation mit Rosatom geplant.
RND/dpa/seb