Opec: Wie geht es mit dem Preisverfall am Ölmarkt weiter?
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Die Rohölpreise sind zuletzt auf den tiefsten Stand seit einem Jahr gefallen.
© Quelle: dpa
Wien. Die Ölpreise haben sich am Dienstagmorgen etwas von ihrer jüngsten Talfahrt erholt. Händler begründeten dies mit der Hoffnung darauf, dass die chinesischen Behörden drastische Maßnahmen zur Eingrenzung des Coronavirus' tun dürften. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Morgen 54,95 US-Dollar. Das waren 50 Cent mehr als am Montag. Der Preis für amerikanisches Rohöl der Sorte WTI stieg um 57 Cent auf 50,68 Dollar.
In der Nacht auf Dienstag waren die Rohölpreise noch auf den tiefsten Stand seit gut einem Jahr gefallen. Amerikanisches Rohöl kostete erstmals seit Januar 2019 weniger als 50 US-Dollar.
Als Reaktion auf den Preisrutsch beim Rohöl wird ein Fachkomitee aus Opec- und Nicht-Opec-Staaten die Lage auf dem Weltmarkt beraten. Nach Angaben aus informierten Kreisen wird das Joint Technical Committee (JTC) am Dienstag und Mittwoch in Wien zusammenkommen.
Forderung nach Drosselung der Ölproduktion
Es geht darum, ob das Komitee dem Öl-Kartell und seinen Verbündeten eine Drosselung der Ölproduktion empfiehlt oder sie gar veranlasst. "Wir haben eine Notfallsituation", sagte der Analyst der Commerzbank, Carsten Fritsch, am Montag mit Blick auf die Ausbreitung des Coronavirus und die wirtschaftlichen Folgen.
Die Ölnachfrage in China stehe möglicherweise vor einem Einbruch um 20 Prozent, heißt es in einer Analyse der Bank. Eine weitere Drosselung der Ölproduktion seitens der Opec hänge stark davon ab, wie leidensbereit Saudi-Arabien sei, meinte Fritsch. "Denn die werden es alleine machen müssen." Unter den insgesamt 24 Mitgliedsstaaten der Opec+ sei die Bereitschaft anderer Länder nicht sehr groß, den Ölhahn weiter zuzudrehen.
Analysten sehen unmittelbaren Handlungsbedarf
Nach Ansicht des Analysten besteht unmittelbarer Handlungsbedarf. Ein Warten auf das für den 5. und 6. März geplante Ministertreffen des Kartells und anderer Ölförderstaaten sei schwierig. Bis dahin drohe der Preis unter die Marke von 50 Dollar pro Barrel (159 Liter) zu rutschen und damit die Tiefstände vom Dezember 2018 zu erreichen.
Der russische Präsident Wladimir Putin telefonierte angesichts der Lage nach Kremlangaben am Montag mit dem saudischen König Salman. Beide wollen demnach ihre Handlungen weiter gemeinsam aufeinander abstimmen, um die Stabilität auf dem Ölmarkt zu gewährleisten. Details nannte der Kreml nicht. Experten in Moskau gingen von einer weiteren Produktionskürzung aus.
Das Ölkartell Opec und weitere Förderstaaten hatten sich erst im Dezember auf eine Produktionskürzung um weitere 500.000 Barrel pro Tag geeinigt. Mit diesem Schritt wollte die Opec+ insgesamt 2,1 Millionen Barrel Öl pro Tag weniger produzieren als im Oktober 2018. Seit dem Beschluss im Dezember ist der Ölpreis von knapp 70 Dollar für die Sorte Brent auf deutlich unter 60 Dollar pro Fass gefallen.
RND/dpa