Deutsche Waffenschmieden frohlocken über Milliardendeal
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Eine Panzerhaubitze 2000 der Bundeswehr fährt während der Übung "Wettiner Heide" auf dem Übungsplatz.
© Quelle: Philipp Schulze/dpa
Berlin. Es ist ein Milliardendeal, und zumindest der Umfang überrascht. 100 Panzerhaubitzen vom Typ 2000 hat die Ukraine beim Münchner Rüstungskonzern Krauss-Maffei Wegmann geordert, und die Bundesregierung hat offenbar grünes Licht gegeben. Das zumindest sagt das Unternehmen, aus dem zuständigen Bundeswirtschaftsministerium heißt es lediglich „kein Kommentar“.
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Die Deutsche Presseagentur zitiert einen Unternehmenssprecher, laut dessen Information das Bundeswirtschaftsministerium eine Genehmigung für den Bau der Geschütze erteilt habe. Damit sei auch der Export genehmigt.
Eine so frühe Genehmigung sieht das deutsche Recht eigentlich nicht vor
Vor allem letztere Aussage ist ungewöhnlich, denn eigentlich gelten für die Ausfuhr von Kriegswaffen strenge Regeln, deren Einhaltung in einem mehrstufigen Verfahren geprüft wird. Neben der Herstellung muss auch die Ausfuhr eines Waffensystems erlaubt werden, wenn es fertiggestellt worden ist. Eine Doppelgenehmigung gleich zu Beginn sieht das deutsche Recht eigentlich nicht vor. Der Optimismus des Unternehmens deutet darauf hin, dass die Bundesregierung politische Flankierung zugesichert hat.
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Ein Volumen von 1,7 Milliarden Euro soll der Rüstungsdeal laut Unternehmensangaben haben, und Krauss-Maffei Wegmann will sofort und auf eigenes Risiko mit dem Bau beginnen, auch wenn noch kein Kaufvertrag zwischen der Firma und der Regierung in Kiew geschlossen wurde. Von dem Deal würde auch der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall profitieren, der das Geschützrohr der Haubitze fertigt.
Panzerhaubitze 2000 zählt zu den modernsten schweren Kriegswaffen
Die Panzerhaubitze 2000 zählt zu den modernsten schweren Kriegswaffen, die die deutsche Rüstungsindustrie zu bieten hat. Das selbstfahrende Geschütz, für dessen Antrieb und Unterbau ähnliche Komponenten wie bei den Kampfpanzern Leopard 1 und 2 verwendet werden, kann binnen zehn Sekunden bis zu drei Artilleriegeschosse mit einem Kaliber von 155 Millimetern abfeuern. Je nach Munition kann das Waffensystem Ziele in mehr als 50 Kilometern Entfernung bekämpfen.
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© Quelle: dpa
Die Bundeswehr hatte in den 1990er- und frühen 2000er-Jahren insgesamt 185 Panzerhaubitzen angeschafft, den Bestand aber im Zuge der Neuausrichtung der Streitkräfte drastisch reduziert. Aktuell verfügt das deutsche Heer noch über rund 40 einsatzfähige Haubitzen. Das Geschütz wurde an mehrere Nato-Partner exportiert, unter anderem die Niederlande.
Erste Haubitzen aus Bundeswehrbeständen an der Front
Die Regierung in Den Haag war es dann auch, die die Bundesregierung im Mai mit der beabsichtigten Lieferung von fünf Haubitzen an die Ukraine unter Druck setzte, sich in der Frage ebenfalls zu bewegen. In einem ersten Schritt kündigte Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) an, der Ukraine sieben eingelagerte Exemplare der Bundeswehr zur Verfügung stellen zu wollen. Später kündigten Deutschland und die Niederlande an, je drei weitere Systeme zur Verfügung zu stellen.
Die Ausbildung der ukrainischen Soldaten an dem westlichen Waffensystem fand an der Artillerieschule der Bundeswehr in Idar-Oberstein statt. Inzwischen sind die ersten Haubitzen aus Bundeswehrbeständen an der Front im Osten der Ukraine eingetroffen. In den sozialen Medien machten danach Videos von ukrainischen Soldaten die Runde, die die Präzision und Leistungsfähigkeit lobten.
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Offenbar ist die ukrainische Armee so zufrieden, dass sie auch langfristig auf das Waffensystem setzt. Anders ist die nun bekannt gewordene Bestellung kaum zu erklären, denn die Produktion von 100 Exemplaren wird Jahre dauern. Und selbst der Hersteller räumt ein, dass die Voraussetzung für einen schnellen Produktionsstart die Versorgung mit genügend Material sei. Vor allem Panzerstahl gilt als knappes Gut, für das es in Europa kaum noch Hersteller gibt.