Piloten und Lufthansa einigen sich: Streik für Mittwoch kurzfristig abgesagt
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Passagiermaschinen der Lufthansa stehen auf dem Flughafen Frankfurt.
© Quelle: Boris Roessler/dpa
Frankfurt/Main. Bis zuletzt wurde verhandelt, am frühen Nachmittag dann der Durchbruch: Der für Mittwoch geplante Pilotenstreik bei der Lufthansa findet nicht statt. Man habe am Dienstag eine Teillösung erreicht, teilte ein Sprecher der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit der DPA mit. Das umfangreiche Paket finanzieller und struktureller Themen sei im Kern vereinbart und müsse in den folgenden Tagen ausgestaltet werden. Die angekündigten Arbeitskampfmaßnahmen würden abgesagt.
Am Dienstagmorgen hatte die Gewerkschaft noch gedroht. Der für Mittwoch angekündigte Streik könne nur abgewendet werden, wenn Lufthansa ein „ernstzunehmendes Angebot“ mache, hieß es seitens der Vereinigung Cockpit. Eine Arbeitsniederlegung bis Donnerstagmorgen hatten die Piloten ins Auge gefasst, bei der Frachttochter Lufthansa Cargo sogar einen Tag länger. Erneut wären in der Urlaubssaison - in den südlichen Bundesländern sind noch Sommerferien - etliche Passagiere gestrandet.
Tarifkonflikt: Lufthansa und Piloten einigen sich
In einer Krisensitzung haben Lufthansa und ihre Piloten eine Einigung erzielt. Der erneute zweitägige Streik scheint damit vom Tisch.
© Quelle: dpa
Lufthansa-Piloten hatten erst gestreikt
Für die Kranich-Airline wäre das schmerzhaft gewesen: Bereits am vergangenen Freitag hatten die Pilotinnen und Piloten von Deutschlands größter Fluggesellschaft ihre Arbeit niedergelegt, nachdem die VC zum Streik aufgerufen hatte. Rund 800 Flüge mussten gestrichen werden. Die Gewerkschaft hatte ursprünglich 5,5 Prozent mehr Geld in diesem Jahr sowie einen automatisierten Inflationsausgleich ab 2023 gefordert.
Zuletzt waren die Piloten von ihrer Forderung nach einem automatisierten Inflationsausgleich abgerückt und hatten stattdessen eine jährliche Tariferhöhung um 8,2 Prozent ab 2023 gefordert - zusätzlich zu einer Erhöhung in diesem Jahr um 5,5 Prozent. Die Lufthansa hat pauschale Erhöhungen der Grundvergütung von 500 Euro zum 1. September 2022 und um 400 Euro zum 1. April 2023 angeboten. Das ergebe je nach bisherigem Gehalt Steigerungen zwischen 5 und 18 Prozent, so das Unternehmen.
Lufthansa-Chef Spohr will auf Inflation reagieren
Konzernchef Carsten Spohr sagte am Montag, dass in Zeiten einer hohen Inflation deutliche Gehaltssteigerungen insbesondere in den unteren Gruppen angemessen und manche Einstiegsgehälter nicht mehr haltbar seien. „Wir haben unsere Mitarbeiter nicht alleingelassen in der Pandemie, und wir werden sie auch nicht alleinlassen in der Inflation.“
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Erst am 2. September hatten die Pilotinnen und Piloten der Lufthansa gestreikt.
© Quelle: Peter Kneffel/dpa
Laut Lufthansa beliefen sich die ursprünglichen Forderungen der VC auf rund 900 Millionen Euro Mehrkosten in zwei Jahren. Dies sei selbst ohne Rücksicht auf die finanziellen Folgen der Corona-Krise außerhalb des Vertretbaren.
Was ein Lufthansa-Pilot verdient
Nach Lufthansa-Angaben liegt das Jahres-Einstiegsgehalt eines Piloten oder einer Pilotin bei 69.000 Euro brutto. Je nach Dienstjahren und zusätzlichen Qualifikationen steigt der Verdienst an. „Die Endstufe ist bei 250.000 Euro erreicht“, sagte eine Sprecherin auf RND-Anfrage.
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Der gerupfte Kranich
Die Lufthansa gehört zum Inventar der Bundesrepublik und zählte sich selbst lange zu den besten Airlines der Welt. Strukturwandel, Billigkonkurrenz, Pandemie, Beinahepleite, Managementfehler und der Dauerzoff mit der Belegschaft haben die Airline in eine schwere Krise gestürzt. Der Kranich hat Federn gelassen.
Noch steht nicht fest, auf was sich beide Seiten geeinigt hatten. Der Tarifkonflikt schwelt allerdings schon länger. Hinzu kommt, dass es hinter den Kulissen großen Unmut über das Gründen neuer Tochter-Airlines gibt. Nachdem bereits Eurowings Discover gegründet wurde, wird nun unter dem internen Namen Cityline 2.0 eine weitere Lufthansa-Abspaltung diskutiert.
Streik auch bei Eurowings im Raum
Und auch bei den Konzerntöchtern liegt Streik in der Luft. Bei der größten Tochter Eurowings haben die Pilotinnen und Piloten kürzlich ebenfalls für eine Arbeitsniederlegung gestimmt. Ein genauer Termin steht allerdings noch nicht fest.
Mit Material der DPA