Putin und das Gas: Deutschland sollte mit dem Schlimmsten rechnen
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Russischer Machthaber Wladimir Putin.
© Quelle: IMAGO/SNA
Jetzt ist es also passiert. Wladimir Putin lässt die Gaslieferungen nach Deutschland und Westeuropa drosseln. Nicht vollständig, nicht unbefristet, nicht ohne Begründung – aber er tut es.
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Es ist eine Machtdemonstration, die so angelegt ist, dass dem Kremlherrscher alle Optionen bleiben: Er kann den Hahn weiter zudrehen und die Lage eskalieren. Er kann es bei der reduzierten Liefermenge belassen, um Ausnahmen von den Sanktionen des Westens zu erreichen. Und er kann die Lieferungen einfach wieder aufnehmen – war ja nur die Turbine. Man muss kein Experte in Kreml-Astrologie sein, um zu erahnen, welche diebische Freude der Ex-KGB-Mann an seinem jüngsten Schachzug hat.
Gazprom reduziert Nord Stream 1-Lieferung um 40 Prozent
Gazprom hat bekanntgegeben, dass er die maximale Gasliefermengen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 nach Deutschland um 40 Prozent reduzieren muss.
© Quelle: dpa
Putins Geschäftsmodell hat ein Verfallsdatum
Für Deutschland ist die Erkenntnis zwar nicht neu, aber dennoch bitter, dass seine Bürger und Unternehmen trotz aller Anstrengungen beim Bau von Flüssiggasterminals und der Suche nach anderen Lieferanten im kommenden Winter zu einem gehörigen Stück vom Wohlwollen des Despoten abhängig sind. Das ist keine gute Aussicht, denn auch Putin weiß ja, dass der Ausstieg aus russischem Öl und Gas in Berlin beschlossene Sache ist. Sein Geschäftsmodell hat damit ein Verfallsdatum.
Noch mag das Interesse der Kreml-Clique überwiegen, möglichst viele Milliarden einzusacken so lange es noch geht, aber der zu verteilende Kuchen wird mit jedem Monat ein Stück kleiner. Irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, an dem es für Putin reizvoller ist, Chaos und Instabilität in den verhassten Demokratien zu verursachen, als noch die letzten Milliarden mitzunehmen. Gut möglich, dass dieser Zeitpunkt im kommenden Januar oder Februar erreicht ist.
Deutschland sollte nicht in Panik verfallen, aber auf das Schlimmste vorbereitet sein. Der Überfall auf die Ukraine hat gezeigt, dass es ein Fehler wäre, Putin etwas nicht zuzutrauen. Bei ihm muss man mit allem rechnen.