GDL fordert mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen
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Claus Weselsky, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft GDL, kündigt neue Verhandlungen mit der Deutschen Bahn an (Archivbild).
© Quelle: imago images/Mauersberger
Frankfurt am Main. Die Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) hat‘s mit Zahlenspielen. Sie stellte am Montag unter dem Motto „Fünf für Fünf“ die zentralen Forderungen für die Tarifrunde vor, die aber erst im Herbst beginnen wird. Es soll eine „allgemeine Entgelterhöhung“ um 555 Euro nebst einer einmaligen steuerfreien Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro und ein Plus bei den Aufschlägen für Schichtarbeit um 25 Prozent geben.
Ferner geht es der GDL um bessere Arbeitsbedingungen. So verlangen die Gewerkschafter, die wöchentliche Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden zu reduzieren und nach fünf Schichten oder spätestens fünf Tagen eine Ruhezeit von mindestens 48 Stunden folgen zu lassen.
Fair train soll Lokomotivführer vermitteln
Zugleich will die Gewerkschaft ganz neue Wege bei der Beschäftigung gehen: Geplant ist eine Genossenschaft namens Fair Train, die Lokomotivführer vermittelt. „Ziel der Genossenschaft ist es, fachlich qualifizierte Lokführer zur Verfügung zu stellen und die daraus resultierenden Gewinne den Genossenschaftsmitgliedern selbst zufließen zu lassen“, heißt es in einer Mitteilung. „Die Eisenbahner nehmen ihr Schicksal in Zukunft schrittweise in die eigenen Hände“, sagte GDL-Chef Claus Weselsky auf einer Veranstaltung in Berlin, die als „Der große Tag“ angekündigt worden war. Man habe zu lange zuschauen müssen, wie einige Arbeitgeber mit unterschiedlichen Tricks und Winkelzügen gültige Tarifverträge umschifften.
Fair Train wolle im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung von Lokführern mit fairen Bedingungen aufwarten. Für den GDL-Vorsitzenden ist es in Zeiten des Personalmangels zwingend notwendig, Eisenbahnerberufe attraktiver zu machen. Doch derzeit entziehe die Deutsche Bahn als Marktführer den eigenen Mitarbeitern „tarifliche und soziale Leistungen absichtlich“. Damit müsse Schluss sein. „Sonst werden wir in Deutschland in wenigen Jahren auf neu ausgebauten Strecken Ziegen halten können, weil keiner mehr in Zügen arbeiten will“, so Weselsky.
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Standing Ovations für die neuen Forderungen
Prozentuale Erhöhungen der Tabellenentgelte verlangt die GDL diesmal nicht. Sie will die Laufzeit des neuen Tarifvertrages auf maximal zwölf Monate begrenzen. Nach der Bekanntgabe der Forderungen gab es stehenden Applaus von rund 650 Mitgliedern, die aus ganz Deutschland nach Berlin gekommen waren. Weselsky betonte, es bedürfe „schnellstmöglich einer deutlichen Verbesserung der materiellen und immateriellen Arbeits- und Lebensbedingungen der Eisenbahner“.
Nach Angaben der GDL kommen bei Verkehrsunternehmen derzeit auf 100 offene Stellen bei den Lokführern im Schnitt lediglich 54 qualifizierte Bewerber. Zudem werde rund die Hälfte der derzeit angestellten Fachkräfte in den kommenden Jahren aus dem Arbeitsleben ausscheiden. Auch im direkten Bereich gebe es zu wenig Interessenten. Das gelte sowohl für Zugbegleiter und Bordgastronomen als auch für Beschäftigte in den Werkstätten und bei den Fahrdienstleitern.
Parallel zur Präsentation der GDL verhandelte die konkurrierende Eisenbahnergewerkschaft EVG mit dem Bahnmanagement. Hier hat es bereits mehrere Warnstreiks gegeben. Beide Seiten lagen beim Entgelt zuletzt weit auseinander. Die EVG verlangt 650 Euro mehr und 12 Prozent für höhere Tarifgruppen (Laufzeit zwölf Monate). Die Bahn hat Aufschläge zwischen 8 und 12 Prozent bei einer Laufzeit von 24 Monaten offeriert sowie eine Inflationsausgleichsprämie von 2850 Euro, die die EVG kategorisch ablehnt.