Tesla wird zum wertvollsten Autobauer an der Börse
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Die Erfolgsgeschichte des amerikanischen Elektroautoherstellers Tesla und seines Gründers Elon Musk an der Börse geht in die nächste Runde: Die Aktien von Tesla haben am Mittwoch ihren Rekordlauf fortgesetzt und bei zeitweise über 1130 Dollar den bislang höchsten Stand ihrer Geschichte erreicht.
© Quelle: Jae C. Hong/AP/dpa
Stuttgart. Die Erfolgsgeschichte des amerikanischen Elektroautoherstellers Tesla an der Börse geht in die nächste Runde. Die Aktien von Tesla haben am Mittwoch ihren Rekordlauf fortgesetzt und bei zeitweise über 1130 Dollar den bislang höchsten Stand ihrer Geschichte erreicht.
Mit einem daraus resultierenden Börsenwert von mehr als 209 Milliarden Dollar ist das Unternehmen von Elon Musk damit an Toyota, der bisherigen Nummer Eins der Autobranche, vorbeigezogen.
Der japanische Konzern ist aktuell an der Börse knapp 179 Milliarden Dollar wert. Das Kuriose an der Börsenbewertung von Tesla ist, dass die Amerikaner nicht nur an Toyota vorbeigezogen sind, sie sind zudem teurer bewertet, als alle deutschen Autoproduzenten aus dem Dax zusammen: BMW, Daimler und Volkswagen kommen gerade einmal auf einen Börsenwert von 145 Milliarden Euro.
Unbestrittener Marktführer
Was fasziniert so sehr an Tesla? Die nackten wirtschaftlichen Zahlen können es kaum sein. Die Zahl von 370.000 produzierten Autos im vergangenen Jahr mag sich nach viel anhören, im Vergleich zum Absatz von Toyota, ist es aber eher klein-klein. Die Japaner setzten 2019 zuletzt mehr als zehn Millionen Autos ab. Und auch im direkten Absatz-Wettbewerb zu den deutschen Autoherstellern kann Tesla nicht mithalten.
Dennoch werden viele Analysten nicht müde, die Aktie anzupreisen. Zuletzt hatte eine Studie der Schweizer UBS für Fantasie an der Börse gesorgt. Das Kursziel von Tesla wurde von der UBS von 420 auf 800 Dollar angehoben, die Aktie nur mit “neutral” bewertet, das heißt nicht unbedingt zum Kauf empfohlen. Fantasie löste die Studie aber aus, weil der Analyst einmal mehr die Meinung vieler bestätigte, dass Tesla die technologische Marktführerschaft unbestritten innehabe.
Das kommt bei Anlegern gut an, denn an der Börse wird bekanntlich die Zukunft gehandelt. Und die ist im Automotive-Bereich für viele ganz eng mit Tesla verbunden. Das weiß auch Elon Musk.
Elon Musk weiß was er tut
Der illustre und umtriebige Konzernchef und Großaktionär versteht es wie kein anderer, sein Unternehmen mit persönlichen Einschätzungen über die sozialen Medien wie Twitter ins Rampenlicht zu bringen. Erst Anfang der Woche hatte Musk in einer internen Mail an die Tesla-Mitarbeiter vermelden lassen, dass der Elektroautohersteller im zweiten Geschäftsquartal keinen Verlust verbuchen müsste. Das reichte schon, um den Aktienkurs ein weiteres Mal um mehr als 6 Prozent in die Höhe schnellen zu lassen.
Konzernlenker Musk weiß aber auch, dass trotz des Hypes an der Börse Tesla im wahrsten Sinne des Wortes liefern muss. Die Corona-Krise hat das Unternehmen in der Produktion zurückgeworfen und muss diese aufholen. Möglichst mit allen Mitarbeitern. Das klappt aber nur bedingt und nun droht der Elektroautohersteller seinen Angestellten: Wer seit der Wiedereröffnung aus Angst vor dem Coronavirus noch nicht zur Arbeit im kalifornischen Werk zurückgekehrt sei, dem könne gekündigt werden.
Tesla schreibt das Messen von Fieber, Handschuhe und Masken bei der Arbeit vor. Barrieren zwischen Arbeitern und das Wahren von Abstand sind in dem veröffentlichten Sicherheitskonzept ebenfalls enthalten. Anfang Mai hatte Musk gesagt, wer sich damit nicht wohl fühle, müsse nicht zur Fertigungsanlage zurückkehren. Musk hatte die Anlage am 11. Mai wieder geöffnet, trotz einer zunächst gegenteiligen Anweisung des Bezirks Alameda, die später jedoch aufgehoben wurde.
Aktionäre hoffen auf weiteren Quartalsgewinn
Musk weiß dennoch was er tut. Als Großaktionär profitiert er davon. Sollte sich bestätigen, was der Tesla-Gründer an seine Mitarbeiter geschrieben hat, würde Tesla den vierten Quartalsgewinn in Folge verbuchen.
Es wäre der bisher längste Zeitraum der Profitabilität von Tesla seit der Gründung 2003. An der Börse dürfte dieses weitere Kurs-Fantasie mit sich ziehen. Denn aktuell geht das Gros der Analysten eher von einem Verlust-Quartal aus. Wenn nun schwarze statt rote Zahlen publiziert werden würden – der Hype um Tesla würde die nächste Stufe erreichen.
Schon Mitte Juni hatten Analysten des Investmenthauses Jefferies das Kursziel für Tesla von 650 auf 1200 Dollar angehoben und zum Kauf der Aktie geraten. Die Begründung hierfür: Die Corona-Pandemie wirke als Katalysator auf dem Weg zur Elektromobilität und Tesla sei eben der Platzhirsch.
Viele Anleger werden sich bei solchen Einschätzungen nun fragen, in wie weit es sich lohnt, bei Tesla (noch) einzusteigen. Die Frage lässt sich nicht so leicht beantworten. Wer den jüngsten Chartverlauf sieht, könnte ein “Verpasst”-Gefühl bekommen. Denn seit dem Corona-Crash, der die Aktie von mehr als 850 Dollar auf 350 Dollar hat einbrechen lassen, hat sich der Kurs bis heute fast verdreifacht. Kurzum: Die Aktie hat einen Lauf.
Tesla könnte schon an der Börse bald geadelt werden
Nur wenige Analysten mahnen derweil. Unter anderem die UBS schrieb, dass die Bewertung der Aktie inzwischen schon sehr ambitioniert sei. Diese Einschätzung ging aber augenscheinlich bei vielen Investoren unter.
Die Skeptiker, die bei Tesla eine große Blase sehen, werden wohl weiter in der Minderheit bleiben. Seit der Musk-Konzern im Oktober vergangenen Jahres erstmals mit einem Quartalsgewinn überrascht hatte, ist die Rallye der Aktie im Gange. Sollten nun gute Zahlen für das zweite Quartal folgen, könnte es sogar zur Adelung von Tesla kommen, und das Wertpapier könnte in den breiten und wichtigsten US-Aktienindex S&P 500 aufgenommen werden.
Das wiederum würde für weitere Aufmerksamkeit sorgen und die Kurse dürften letztlich wieder eines machen - weiter steigen. Damit es aber dazu kommt, muss neben einer hohen Marktkapitalisierung noch eine andere Voraussetzung gegeben sein: Solide und schwarze Zahlen bei den Quartalsergebnissen.