Erholung von der Pandemie

Trotz Krieg in der Ukraine: Kurzarbeit sinkt deutlich

Der Bundestag hat das erleichterte Kurzarbeitergeld bis zum 30. Juni verlängert. Die maximale Bezugsdauer erstreckt sich nun auf 28 Monate.

Der Bundestag hat das erleichterte Kurzarbeitergeld bis zum 30. Juni verlängert. Die maximale Bezugsdauer erstreckt sich nun auf 28 Monate.

Einen „super Sommer“ versprach Karl Lauterbach im Februar – und mit Blick auf den Arbeitsmarkt könnte der Bundesgesundheitsminister recht behalten: Nach erfreulichen Zahlen vom Arbeitsmarkt ist im April auch die Kurzarbeit kräftig gesunken, wie am Freitag das Ifo-Institut mitteilte. Dessen Schätzungen zufolge waren zuletzt 426.000 Menschen in Kurzarbeit, was 1,3 Prozent der Beschäftigten entspricht.

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Im März waren laut den Wirtschaftsforschern noch etwa 2,1 Prozent der Beschäftigten in Kurzarbeit. Doch seitdem sind die Corona-Regeln, etwa für das Gastgewerbe, weitgehend gelockert worden – mit spürbaren Folgen für dortige Angestellte: „Die deutlichsten Rückgänge gab es erneut in den kontaktintensiven Branchen, die sich weiter von Corona erholen“, sagt Ifo-Experte Stefan Sauer.

Die Gastronomie brummt wieder

Ihm zufolge hat sich die Zahl der Kurzarbeiterinnen und Kurzarbeiter in der Gastronomie mehr als halbiert, statt 18,4 seien nun 8,5 Prozent der Beschäftigten in Kurzarbeit, ein Rückgang von 196.000 auf 90.000. Auch im Einzelhandel war demnach die Kurzarbeit rückläufig.

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Zugleich trotzen hiesige Unternehmen offenbar dem Materialmangel: „Sogar in der Industrie nahmen die Zahlen ab, trotz der Lieferengpässe“, erklärt Sauer weiter. Dort gebe es statt 179.000 Betroffenen nun noch 135.000. Selbst in der Automobilindustrie, in der zuletzt auch wegen des Krieges in der Ukraine Teile fehlten und die Produktion stockte, sind statt 44.000 nun 35.000 Menschen in Kurzarbeit.

Dreimal so viel Kurzarbeit wie vor der Pandemie

Insgesamt ist die Zahl der Kurzarbeitenden damit seit der Hochphase der Pandemie deutlich zurückgegangen. Im März 2020 mussten etwa 2,6 Millionen Menschen die Stunden reduzieren oder ganz zu Hause bleiben. Schlussendlich liegt die Zahl der Kurzarbeitenden derzeit aber immer noch etwa dreimal so hoch wie vor der Pandemie, wie aus den Ifo-Zahlen hervorgeht.

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Das liegt womöglich an weiterhin geltenden Erleichterungen beim Zugang zu Kurzarbeit. Kritiker warnen davor, dass Unternehmen das Instrument wegen struktureller Probleme und nicht wegen Corona nutzen – oder schlicht, weil sie Personalkosten sparen wollen. Ford etwa begründet seine Kurzarbeitspläne in Saarlouis und Köln mit Lieferengpässen – woran der Betriebsrat mittlerweile offen zweifelt: Für das Konkurrenzwerk im spanischen Valencia gebe es offenbar genug Teile, dort würden sogar Sonderschichten gefahren, kritisierte die Arbeitnehmervertretung im Saarland jüngst.

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Im Juni laufen Sonderregelungen aus

„Klar ist, dass von Kurzarbeit auch Unternehmen profitiert haben, in denen es schon vor der Pandemie gekriselt hat“, sagt Ifo-Ökonom Sauer. Wie groß die Mitnahmeeffekte derzeit sind, sei aber schwer zu beziffern. Sauer hält es deshalb für überlegenswert, den aktuell erleichterten Zugang zur Kurzarbeit weiter einzuschränken. Ende Juni könnte es so weit sein, dann müssen entsprechende Regelungen gegebenenfalls verlängert werden.

Trotzdem stellen Fachleute der Kurzarbeit ein weitgehend positives Zeugnis aus, während der Pandemie griffen zahlreiche Staaten zu vergleichbaren Lösungen. Wie es ohne Kurzarbeitsregelung läuft, lässt sich in den USA beobachten: Dort verloren während der Pandemie Millionen ihre Jobs. Mittlerweile suchen US-Unternehmen wieder händeringend nach Personal – und werden nicht immer fündig, weil Beschäftigte anderweitig untergekommen sind.

In Deutschland hingegen blieb die Arbeitslosigkeit halbwegs stabil, die verzweifelte Personalsuche blieb Unternehmen denn auch weitgehend erspart. Das hat freilich einiges gekostet: Die Bundesagentur für Arbeit bezifferte die Gesamtkosten der Kurzarbeit zuletzt auf 46 Milliarden Euro. Der größte Teil wird aus der Arbeitslosenversicherung finanziert, ein Teil aber auch durch staatliche Zuschüsse.

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