Trump schockt die Finanzmärkte: Welche Folgen hat das Einreiseverbot für die Wirtschaft?
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Die Lufthansa prüft die Folgen des US-Einreisestopps.
© Quelle: Peter Kneffel/dpa
US-Präsident Donald Trump hat eine neue Schockwelle an den Finanzmärkten ausgelöst. Er kündigte einen Einreisestopp für 30 Tage für Reisende aus der EU an. Daraufhin gab zunächst der US-Börsenleitindex Dow Jones fast 6 Prozent ab und verlor nachbörslich noch einmal mehr als 1000 Punkte.
Es folgte der japanische Nikkei mit minus 4 Prozent. Zum Start des europäischen Handels rutschte der Deutsche Aktienindex (Dax) unter die wichtige Marke von 10.000 Punkten. Zeitweise machte das Minus am Vormittag mehr als 7 Prozent aus.
Lufthansa: Folgen noch nicht absehbar
Damit haben die im Dax versammelten 30 hiesigen Topunternehmen in gut drei Wochen fast ein Viertel ihres Gesamtwerts verloren. Am heftigsten traf es die Lufthansa – mit einem Abschlag von rund 12 Prozent. Der Transatlantikverkehr ist das Rückgrat der blau-gelben Kernmarke des Konzerns. Auch die Schweizer Tochter Swiss gehört zu den wichtigsten Anbietern von Verbindungen in die USA.
Ein Lufthansa-Sprecher sagte, die Folgen von Trumps Einreiseverbot seien noch nicht absehbar. In jedem Fall werde es aber weitere Flugstreichungen geben. Die Airline hat ihr Angebot bereits massiv zurückgefahren und will unter anderem Kurzarbeitergeld für Beschäftigte beantragen.
Anleger befürchten weitere Restriktionen
Trumps Ankündigung trifft zwar viele andere Branchen nicht unmittelbar. Börsianer sprachen in Frankfurt aber von einer weiteren Verunsicherung der Anleger. Zumal der US-Präsident in seiner Ansprache zunächst auch Restriktionen für den Warenverkehr ankündigte. Dies nahm er aber kurze Zeit später per Twitter wieder zurück. Das Einreiseverbot gilt nicht für Großbritannien. Beobachter betonten, dies habe politische Gründe – Trump hat den Brexit vehement befürwortet und er wirft der EU unfaires Verhalten beim Handel mit den USA vor.
Erst am Montag waren die Börsen weltweit abgestürzt. Die zweite Schockwelle hängt nun mit wachsenden Befürchtungen über die wirtschaftliche Entwicklung zusammen. Insbesondere werden von vielen Anlegern weitere Restriktionen in vielen europäischen Ländern befürchtet – das würde viele deutsche Unternehmen, die vom Export abhängig sind, besonders hart treffen.
Dreht sich die Abwärtsspirale immer weiter?
Die Abwärtsspirale in der Wirtschaft könnte sich demnächst immer schneller drehen. Szenarien nach chinesischem Vorbild machen die Runde: Dazu könnte auch gehören, dass wegen Quarantänen Industriebetriebe zeitweise lahmgelegt werden. Klar ist bereits jetzt, dass durch Produktionsausfälle in der Volksrepublik die Lieferketten für viele Unternehmen weltweit in der nächsten Zeit bedroht sind.
Die EU ist noch längst nicht so weit. Die Regierung in Italien hat aber am Mittwochabend verkündet, dass landesweit Läden, Restaurants und Bars geschlossen werden. Nur die zur Versorgung der Bevölkerung notwendigen Lebensmittelgeschäfte sowie Tankstellen sollen noch offen bleiben. Dies bedeutet aber auch, dass der private Konsum zumindest zeitweise einbrechen wird – dieser war aber in den vergangenen Monaten nicht nur in Italien eine wichtigste Stütze für die Konjunktur.
Verursacht Trumps Krisenmanagement Panik an den Börsen?
Derweil wächst in den USA die Kritik an Krisenpolitik der Regierung. So sagte der frühere Finanzminister Larry Summers in einem Interview mit dem TV-Sender Bloomberg, Trump habe die Coronaepidemie zu lange heruntergespielt. Nun fehle es an einem Notfallplan zur Bekämpfung des Virus. Es gebe viel zu wenig Tests auf Infektionen. Das Virus breite sich massiv aus.
Kritisiert wurde auch, dass die US-Regierung keine konkreten Informationen über die Zahl der Infizierten nannte. Die Panik an den Börsen sei ein klares Signal, dass die Akteure an den Finanzmärkten die Maßnahmen der Regierung für unzureichend hielten, sagte Mick McCathy, Chefstratege des Finanzdienstleisters CMC Markets. Dahinter steckt die Befürchtung, dass durch Unterlassung die Folgen der Epidemie in den USA umso schlimmer werden.