Vom Blechbieger zum Dienstleister: Volkswagen und Co. müssen endlich Service lernen
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Autos zu bauen ist das Eine, den Kunden einen Rundum-Mobilitätsservice zu bieten, eine ganz andere (Symbolfoto).
© Quelle: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbil
Hannover. Bevor am Wochenende in Wolfsburg der unantastbare Werksurlaub ausbricht, hat VW-Chef Herbert Diess noch den vorerst letzten größeren Punkt der strategischen Runderneuerung abgehakt. Die Elektrifizierung der Autos läuft, ihre Vernetzung hat begonnen, jetzt geht es ans Servicegeschäft: Der neu gekaufte Autovermieter Europcar soll Kern einer künftigen Mobilitätsplattform werden.
In ein paar Jahren sollen VW-Kunden Transportmöglichkeiten aller Art buchen können. Eine gemeinsame App wird alles verfügbar machen, vom Taxiservice in fünf Minuten über den Umzugstransporter am nächsten Wochenende bis zur Limousine für die Dienstreisen des nächsten halben Jahres.
Geredet hat die Branche von so etwas schon oft, die Vision vom Mobilitätskonzern stammt buchstäblich aus dem vorigen Jahrhundert. So reizvoll sie ist: Funktioniert hat es nie. Das hatte vor allem zwei Gründe: Es gab noch nicht die Smartphone-Apps, die diesen ziemlich komplizierten Service buchstäblich kinderleicht machen können. Und die Autohersteller haben nie den gedanklichen Sprung vom Blechbieger zum Dienstleister geschafft.
Auch bei VW, wo Europcar schon einmal vor Jahren zum Konzern gehörte, betrachtete man Autovermieter und ähnliche Geschäfte zu oft als Auffangbecken der Überproduktion. Was gerade nicht zu verkaufen war, lief ein halbes Jahr in der Vermietung und wurde dann als „junger Gebrauchter“ verscherbelt.
Der entscheidende Schritt muss also in den Köpfen passieren: Im App-Zeitalter ist Mobilitätsgeschäft nicht nur Autoverkauf. Die Nutzung muss schnell und einfach sein, der Prozess hinter den Kulissen reibungslos, der Preis transparent, die Abwicklung stressfrei. Dass das nicht jeder Industrie in die Wiege gelegt wurde, erfahren gerade Energieversorger und Banken, denen kleine Start-ups zeigen, wie es geht.
Theoretisch hat man das bei VW zweifelsfrei verstanden. Die Umsetzung gehört zu den schwierigeren Aufgaben auf den vielen Strategiebaustellen.