Kolumne „Weltwirtschaft“

Warum deutsche Einzelhändler besser als amerikanische sind – und deutsche Airlines schlechter

Eine Verkäuferin in einem Schuhladen: RND-USA-Korrespondent Karl Doemens lobt die Fachkenntnisse deutscher Einzelhandelsgeschäfte.

Eine Verkäuferin in einem Schuhladen: RND-USA-Korrespondent Karl Doemens lobt die Fachkenntnisse deutscher Einzelhandelsgeschäfte.

Washington. Etwas hat sich verändert. Wer in diesem Sommer aus den USA nach Deutschland fliegt, der reibt sich die Augen: Dass jeder zweite Zug verspätet oder überfüllt ist, wenn er nicht ganz gestrichen wird, kennt man von der amerikanischen Eisenbahngesellschaft Amtrak an der Ostküste so nicht. Natürlich ärgere ich mich öfter über die unzuverlässigen US‑Airlines. Aber nicht einmal beim lausigsten Billigflieger ist je ein Koffer komplett und ohne jede Erklärung verloren gegangen wie jüngst bei der Lufthansa.

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Irgendwo zwischen Corona-Pandemie, Arbeitskräftemangel und bräsiger Selbstgefälligkeit scheinen die deutschen Tugenden der Pünktlichkeit und Verlässlichkeit beerdigt worden zu sein.

Der Gegenpol zu den Großkonzernen

Wenn ich meinen amerikanischen Bekannten trotzdem leicht sentimental von dem Trip in die Heimat erzähle, liegt das nicht an den arroganten Großkonzernen, sondern an deren gefühltem Gegenpol: der Einzelhandels­fachverkäuferin (und ihrem männlichen Kollegen).

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Wahrscheinlich muss man einmal in einem amerikanischen Geschäft vergeblich auf Beratung gehofft haben, um diesen unerhörten Kompetenzschatz würdigen zu können. „Sie sind eine 43″, taxierte mich sekunden­schnell die Bedienung in einem Berliner Schuhladen. Eine Kollegin in einem Schreibwarengeschäft erklärte mir, dass ich gar keine neue Bleistiftmine brauche, weil sich die alte nur im Stift verhakt habe. Ein paar Minuten suchte der Eisenwarenhändler nach dem Ersatz für die verlorene Schraube eines alten Schrank­scharniers, um dann das exakt passende Stück hervorzuzaubern. 15 Cent wollte er dafür haben.

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„In den USA hätten wir einen neuen Kleiderschrank kaufen müssen“, sagte meine Begleiterin. Es sollte ein Scherz sein.

Zange statt Wärmeregler

Eine Woche später brach in Washington der marode Drehknopf an einem Heizkörper ab. Der Handwerker kam mit einer großen Zange. „Wollen Sie die Heizung ab- oder aufdrehen?“, fragte er. Meinen Wunsch, die Temperatur je nach Wetterlage individuell regeln zu können, fand er offenkundig befremdlich.

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Auf das Ersatzteil warte ich bis heute.

Karl Doemens ist USA-Korrespondent des RND. Was die größte Volkswirtschaft der Welt antreibt, erklärt er in der Kolumne „Weltwirtschaft“, die er im wöchentlichen Wechsel mit seinen Kolleginnen und Kollegen aus Peking, London, Brüssel sowie für Russland und Osteuropa schreibt. Alle bisherigen Beiträge der Kolumne finden Sie hier.

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