“Wollen einen Impfstoff für die ganze Welt”: Curevac erteilt Trump eine Absage
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Bei Curevac wird möglicherweise ein Impfstoff gegen das Coronavirus entwickelt.
© Quelle: Sebastian Gollnow/dpa
In der Coronavirus-Krise gibt es zwischen Deutschland und den USA nach einem Bericht der “Welt am Sonntag” Auseinandersetzungen um die Tübinger Impfstofffirma Curevac. US-Präsident Donald Trump versuche, deutsche Wissenschaftler mit hohen finanziellen Zuwendungen nach Amerika zu locken oder das Medikament exklusiv für sein Land zu sichern, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Regierungskreise in Berlin. Mittlerweile zeichnet sich allerdings ab, dass das Tübinger Unternehmen nicht mitmacht.
Der US-Präsident bietet dem Bericht zufolge der Firma einen hohen Betrag, um sich deren Arbeit exklusiv zu sichern. Trump tue alles, um einen Impfstoff für die USA zu bekommen. “Aber eben nur für die USA”, heißt es laut der Zeitung dazu in der Bundesregierung.
Curevac lehnt Trumps Avancen ab
Ein Exklusivvertrag etwa mit den USA für einen Corona-Impfstoff kommt für Curevac nach einem Bericht der Zeitung “Mannheimer Morgen” (Montag) indes nicht infrage. “Wir wollen einen Impfstoff für die ganze Welt entwickeln und nicht für einzelne Staaten”, sagte der Geschäftsführer und Mitbegründer des Hauptinvestors dievini Hopp Biotech Holding, Christof Hettich.
Der SAP-Mitbegründer und Mäzen Dietmar Hopp und der Unternehmer Friedrich von Bohlen gehören demnach ebenfalls zu den Gründern und Geschäftsführern. Seit Januar forscht das Pharmaunternehmen Curevac an einem Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus. Zudem halte Hopp entschlossen an dem Unternehmen, den Mitarbeitern und auch dem Hauptstandort in Tübingen fest, sagte Hettich weiter.
Curevac arbeitet mit der Bundesregierung zusammen
Das Bundesforschungsministerium wies eindringlich darauf hin, dass die dortige Forschung mit staatlichen Geldern gefördert werde. “Die Bundesregierung hat die finanzielle Förderung der Entwicklungen zuletzt stark ausgeweitet”, sagte ein Sprecher von Ministerin Anja Karliczek (CDU) den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Die Impfstoffentwicklung werde insbesondere über die internationale Impfstoffallianz CEPI vorangetrieben, die auch von der Bundesregierung mitfinanziert wird. “CEPI hat unter anderem die Firma Curevac mit der Entwicklung eines Impfstoffs beauftragt”, so der Sprecher. Die Regierung stehe im intensiven Kontakt mit Curevac.
Jüngst Fortschritte angekündigt
Curevac hatte erst jüngst angekündigt, Fortschritte bei der Suche nach einem Impfstoff gemacht zu haben. Derzeit laufen Versuche mit einer niedrig dosierten Impfung, erste Versuche seien vielversprechend verlaufen. Ab Juni oder Juli könnten – sofern es keine Rückschläge gibt – Tests an Menschen beginnen. Zugleich erklärte Curevac, auf die Herstellung von Milliarden Dosen eines Impfstoffs vorbereitet zu sein.
Altmaier verweist auf Sicherheitsinteressen
Die mögliche Trump-Offerte hat zugleich auch die Politik hellhörig gemacht. “Die Bundesregierung hat ein hohes Interesse, Wirkstoffe und Impfstoffe in Deutschland und Europa zu produzieren”, zitierte die Funke-Mediengruppe zudem Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Das Wirtschaftsministerium habe auch auf die Vorgaben des Außenwirtschaftsrechts verwiesen, wonach die Bundesregierung die Möglichkeit habe, sich Übernahmen deutscher Unternehmen aus Drittstaaten näher anzuschauen, “insbesondere wenn es um nationale oder europäische Sicherheitsinteressen geht”.
Das Bundesgesundheitsministerium verwies auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur auf Äußerungen, die ein Ministeriumssprecher bereits gegenüber der “Welt am Sonntag” gemacht habe. “Die Bundesregierung ist sehr daran interessiert, dass Impf- und Wirkstoffe gegen das neuartige Coronavirus auch in Deutschland und in Europa entwickelt werden”, zitierte die Zeitung den Sprecher. “Diesbezüglich ist die Regierung in intensivem Austausch mit der Firma Curevac.” Das Unternehmen arbeitet dem Bericht zufolge gemeinsam mit dem bundeseigenen Paul-Ehrlich-Institut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel an einem Impfstoff gegen das Virus.
Viel Kritik aus der Politik
“Der exklusive Verkauf eines eventuellen Impfstoffes an die USA muss mit allen Mitteln verhindert werden. Der Kapitalismus hat Grenzen”, schrieb der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach auf Twitter. Scharfe Kritik wegen US-Begehrlichkeiten kam auch von der Vizevorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion, Bärbel Bas: “Wenn es einen Impfstoff gibt, muss er allen zur Verfügung stehen. Alles andere wäre ein Skandal. Bei einer Pandemie geht es um alle Menschen und nicht um ‘America first’.”
Zuletzt hatte die Ausbreitung des Coronavirus auf verschiedenen Ebenen nationale Alleingänge provoziert. Unter anderem schlossen zahlreiche Länder ihre Grenzen, obwohl die Wirksamkeit solcher Maßnahmen von Experten bezweifelt wird. Auch gab es zeitweise Streit in der EU, weil Staaten wie Deutschland und Frankreich den Export von Schutzkleidung für den medizinischen Bereich blockiert hatten.
RND/dpa/hö