Zinsen verzweifelt gesucht – Was können Sparer jetzt tun?

Obwohl es sich nicht lohnt, landet immer Geld auf Konten der Sparkassen.

Obwohl es sich nicht lohnt, landet immer Geld auf Konten der Sparkassen.

Frankfurt/Main. Weil Deutsche als recht ungeschickte Anleger gelten, sprechen angelsächsische Banker gern vom „dummen deutschen Geld“. Jüngste Zahlen der Sparkassen bestätigen dieses Bild. Denn dort steigen die Kundeneinlagen rekordverdächtig schnell – obwohl das Geld kaum Zinsen abwirft.

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Peter Schneider verblüfft die aktuelle Entwicklung: „In früheren Jahren, als Banken und Sparkassen noch Zinsen auf Einlagen gezahlt haben, wurden solche Steigerungsraten nie erreicht“, sagte der Präsident des Sparkassenverbands bei der Vorstellung der jüngsten Halbjahreszahlen der Geldhäuser.

Denen zufolge sind die Kundeneinlagen, also das Geld von Privatkunden und Firmen auf den Konten, seien im ersten Halbjahr 2019 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 5,3 Prozent auf 143 Milliarden Euro gestiegen, wie aus den am Mittwoch veröffentlichten Zahlen hervorgeht. Die von Privatkunden auf Konten der Sparkassen geparkte Summe stieg um 5,9 Prozent auf 107,4 Milliarden Euro – trotz aller Warnungen vor niedrigen Zinsen.

Und Hoffnungen auf eine Zinswende braucht sich eigentlich niemand mehr machen: Massenentlassungen, Gewinnwarnungen, nachlassende Nachfrage - die Aussichten für die Konjunktur trüben sich ein. Die meisten Wachstumsprognosen dürften sich deshalb inzwischen als zu optimistisch erweisen.

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Senkt die EZB die Zinsen?

Die Europäische Zentralbank (EZB) steuert angesichts der Lage auf eine weitere Lockerung ihrer Geldpolitik zu. Experten vermuten, dass die EZB auf ihrer Sitzung am 25. Juli eine Senkung des Einlagezinses von minus 0,4 auf minus 0,5 Prozent beschließt.

Dabei bieten Banken und Sparkassen schon jetzt nur spärliche Zinsen: Allein im ersten Halbjahr dieses Jahres erlitten Sparer deshalb 15,9 Milliarden Euro an Wertverlust, wie Berechnungen der Comdirect Bank zeigen. Der Grund sind Sparzinsen, die deutlich unter der Inflationsrate liegen.

Für Niels Nauhauser ist das aber keine vollkommen neue Situation. „Das Dilemma, dass Sparguthaben durch Inflation an Wert verliert, ist heute nur sichtbarer“, sagt der Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. In der Vergangenheit habe es zwar Phasen mit höheren Sparzinsen gegeben. Allerdings sei zeitweise auch die Inflationsrate höher gewesen. „Sparer schauen immer nur auf den Nominalzins, nicht den Realzins.“

Keine Zinsen mehr für Tagesgeld

Doch was tun? Auf das Sparen verzichten? „Sparen bei null Prozent Zinsen ist immer noch besser, als gar nicht zu sparen“, findet Max Herbst von der FMH Finanzberatung in Frankfurt am Main. „Wer jeden Monat 100 Euro beiseitelegt, hat nach einem Jahr immerhin 1200 Euro gespart.“

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Sparer, die jederzeit über ihr Geld verfügen wollen, können dafür ein Tagesgeldkonto wählen. Eine nennenswerte Rendite gibt es aber kaum. Die Stiftung Warentest listet in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Finanztest“ (8/2019) 20 Angebote auf. Die Zinssätze variieren zwischen 0,25 Prozent und 0,65 Prozent.

Wer Zeit hat, wählt Festgeldanlagen

Etwas mehr bekommen Sparer bei Festgeldanlagen. Je nach Anlagezeitraum sind hier nach Angaben der Stiftung Warentest bis zu 1,5 Prozent Zinsen möglich. Laut FMH gibt es manche Anbieter, die für ein fünfjähriges Festgeld sogar bis zu 2,00 Prozent Zinsen zahlen. Allerdings ist das Geld dann für den Zeitraum auch gebunden.

Noch mehr können Sparer für sich rausholen, wenn sie Kunde bei einem Zinsportal wie Savedo, Weltsparen oder Zinspilot werden. Die Portale bieten die Sparprodukte mehrerer Banken auch aus dem Ausland an, zum Teil mit guten Zinsen.

Vorsicht bei ausländischen Banken

Aus Sicht der Stiftung Warentest sind aber dennoch nicht alle Angebote empfehlenswert. Der Grund ist die Einlagensicherung. Zwar gibt es in Europa laut einer EU-Richtlinie nach einer Insolvenz 100 000 Euro Entschädigung pro Kunde und Bank.

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In manchen Ländern steckt aber möglicherweise zu wenig Geld in den entsprechenden Sicherungstöpfen. Empfehlenswert sind daher nach Ansicht der Warentester Banken aus Ländern mit guter Wirtschaftskraft.

Aktien versprechen Rendite – und Risiko

Wer langfristig etwas für sein Vermögen tun möchte, muss bereit sein, etwas mehr Risiko einzugehen. Die Renditeaussichten verbessern sich, wenn Tages- oder Festgeld mit einem Aktien-ETF kombiniert wird.

Stellt sich die Frage: Sind Aktien-ETFs angesichts der trüben Konjunkturaussichten jetzt sinnvoll? „Wie sich die Kurse in naher Zukunft entwickeln werden, lässt sich nicht vorhersagen“, erklärt Nauhauser. Grundsätzlich aber gilt: Je länger der Anlagezeitraum ist, desto geringer ist das Verlustrisiko.

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Von RND/dpa

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