Adieu Mademoiselle, bonjour Madame: Zwei Französinnen geben Tipps fürs stilvolle Altern
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Ex-Model Caroline de Maigret und die Filmproduzentin Sophie Mas aus Frankreich geben Tipps fürs stilvolle Altern. (Symbolbild)
© Quelle: Juanmonino/Istockphoto
Paris. Na gut, sie sind nicht mehr die ewig 30-Jährigen, die zum Champagner hemmungs- und folgenlos Mousse au Chocolat schlemmen können und deren wunderbarer Teint nichts über ihre Vorliebe für Slimzigaretten verrät. Wenn ihnen heute jemand ein Kompliment für ihren „sexy Blick“ macht, dann nur, weil sie zu faul waren, ihre Brille herauszukramen – und deshalb angestrengt die Augen zusammenkneifen. Und wenn man mit ihnen ausgehen will, dann bitte nicht zu spät am Abend, damit sie vor zwölf Uhr im Bett sind: Der Schönheitsschlaf geht vor.
Soll das aber heißen, sie seien keine echten Pariserinnen mehr, wie sie (im wahrsten Wortsinn) im Buche stehen? Keineswegs! Sie sind nur ein bisschen älter geworden – älter, aber besser, aber älter, so beschreiben es das Ex-Model Caroline de Maigret und die Filmproduzentin Sophie Mas in ihrem Buch mit dem englischen Titel „Older, But Better, But Older“ (btb Verlag, 272 Seiten, 17 Euro). Seit kurzem ist es auch in deutscher Sprache erhältlich. Es knüpft an ihr Werk „How To Be Parisian Wherever You Are“ an, das die beiden Freundinnen 2014 mit zwei weiteren Co-Autorinnen verfasst haben.
Von erniedrigenden Onlinedates und den Schwierigkeiten einer Mutter
Der Schreibstil ist derselbe: frisch, selbstironisch, ohne viel Tiefgang, eine Mischung aus Anekdotensammlung, Lebensratgeber, Schmink- und Modetipps. Damals wie heute wird die Pariserin als mädchenhafte Femme Fatale zelebriert: So spontan es wirkt, wenn sie mit bezaubernd zerzaustem Haar und in lässiger, aber gekonnt aufeinander abgestimmter Garderobe mit der obligatorischen Verspätung zu ihrem Rendezvous schlendert – hinter allem steckt Kalkül.
Dass sie keine 28 mehr ist, fällt ihr wieder ein, wenn andere sie plötzlich als erwachsene „Madame“ bezeichnen, anstatt sie mit einem jugendlichen „Mademoiselle“ anzusprechen. Sie selbst merkt es daran, dass es heute ein anderer Männertyp ist, der sie anzieht: „Sein Haar ist zwar schon ein wenig schütter – dafür beeindruckt aber sein Wortschatz.“ Oder: „Er hat schon ein paar Kinder. Großartig – du ja auch.“
Doch nicht alles ist einfach. Ein Kapitel behandelt die Erniedrigungen, die die frisch Getrennte bei ihren Onlinedating-Versuchen einstecken muss, ein anderes die Schwierigkeiten einer Mutter, ihrem 18-jährigen Sohn ein selbstständiges Leben mit erster Freundin und eigenem, nicht von ihr überwachtem, Instagram-Account zuzugestehen.
„Loblied auf die Unvollkommenheit“: Wie sich das Selbstverständnis der Autorinnen verändert hat
Dieses Sammelsurium aus kurzen Erzählungen, bisweilen banalen Erkenntnissen und humorvollen Listen (sie reichen von „Sätze, die ich nie sagen wollte“ bis „Dinge, die du überlebt hast“) wird immer dann am interessantesten, wenn es um das veränderte Selbstverständnis dieser Pariserin jenseits der 40er-Marke geht – als Frau, die sich selbst besser kennt und weiß, was sie will. De Maigret und Mas, optisch beispielhafte Vertreterinnen der alters- und makellosen Pariserin, singen ein „Loblied auf die Unvollkommenheit“, die sie früher so unsicher machte und die für sie heute Charakterstärke offenbare: „Unsere Makel eröffnen uns die Möglichkeit, Schönheitsstandards neu zu definieren – uns selbst zu behaupten, ungeachtet der verbreiteten Meinung, die wir damit kritisch in Frage stellen. Und das tun wir so kühn, dass wir am Ende triumphieren.“
Schwächen zeigen statt immer perfekt sein: Warum Makel auch etwas positives sein können
Die Autorinnen bestärken Frauen darin, jenem Druck zu widerstehen, dem vor allem viele Französinnen ausgesetzt sind: Ob als Mutter, Ehefrau, Geliebte oder bei der Arbeit – stets sollen sie perfekt sein. Mas und De Maigret warnen vor der Versuchung, Make-up zu dick aufzutragen und gewinnen den Falten, die man schließlich auch von der Sonne, vom Lachen und vom Feiern bekomme, etwas Positives ab. Tenor: „Mein Gott, wie langweilig muss das Leben von Leuten sein, die keine Falten haben?“ Wie zum Beweis für Falten als Garant einer umwerfenden Ausstrahlung zeigen Nahaufnahmen von de Maigret das einstige Model im Wollpullover, ungeschminkt und mit zahlreichen Lachfältchen um die Augen.
Die eigenen Schwächen anzunehmen heißt für die Autorinnen aber nicht, sich gehen zu lassen, sondern zu wissen, wie man sie geschickt kaschiert: „Sieh dir deine Mutter genau an. Erkenne die Makel und beuge ihnen vor“, raten die beiden Französinnen. Oder: „Finde heraus, welche Kleidungsstücke dir besonders gut stehen. An schlechten Tagen kann das sehr praktisch sein.“ Denn auch an diesen will die Pariserin mühelos elegant aussehen, egal in welchem Alter. Sonst wäre sie ja keine Pariserin.