Ältestes menschliches Begräbnis in Afrika: Archäologen entdecken 78.000 Jahre altes Kinderskelett

In drei Metern Tiefe haben die Archäologen das Skelett entdeckt.

In drei Metern Tiefe haben die Archäologen das Skelett entdeckt.

Nairobi. Die Panga-ya-Saidi-Höhle an der Küste Kenias ist ein Ort menschlicher Geschichte. Dort entdeckte Fundstücke wie bearbeitete und mit Schnitzereien versehene Knochen, bearbeitetes Ocker, Perlen aus Straußeneiern und Muscheln zeugen noch heute von den Anfängen und der Lebensweise des Homo sapiens. Und gleichzeitig beherbergt die Höhle eine rund 78.000 Jahre alte Grabstätte, wie ein internationales Forscherteam um Archäologen des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte in Jena jetzt festgestellt hat.

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In einem flachen Grab direkt unter dem schützenden Felsüberhang am Eingang der Höhle haben sie bei Ausgrabungen das Skelett eines zweieinhalb bis drei Jahre alten Kindes gefunden. Es handelt sich dabei um das älteste menschliche Begräbnis in Afrika.

Knochen müssen stabilisiert werden

Die ersten Knochenteile des Skeletts hatten die Archäologen 2013 entdeckt, vier Jahre später konnten sie schließlich die Grabstätte vollständig freilegen. Sie stabilisierten die in etwa drei Metern Tiefe entdeckten Knochen zunächst, ummantelten sie mit Gips, damit sie nicht zerfielen, und ließen sie im Nationalmuseum Nairobi und in den Laboren des Nationalen Forschungszentrums für menschliche Evolution (CENIEH) im spanischen Burgos genauer untersuchen.

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„Niemand wusste zum damaligen Zeitpunkt, was für Knochen wir entdeckt haben“, erinnert sich Prof. Michael Petraglia vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte. „Einige meiner Kollegen spekulierten: ‚Vielleicht sind es Überreste eines Affen.‘“ Die Laboruntersuchungen zeigten schließlich, dass es bei dem Fund um menschliche Überreste handelte. Das Kind, das den Spitznamen „Mtoto“ (suahelisch für „Kind“) erhielt, musste unmittelbar nach seinem Tod bestattet und mit Erde bedeckt worden sein.

„Mtoto“ hat wohl auf einer Unterlage gelegen

Anhand von zwei Zähnen konnten die Forscher das Alter des Jungen bestimmen. Besonders auffällig war jedoch seine Haltung. „Mtoto“ lag auf der rechten Seite, die Knie angewinkelt und zur Brust gezogen. „Noch bemerkenswerter ist, dass die Position des Kopfes in der Grube darauf hindeutet, dass er auf einer Unterlage gelegen haben könnte, zum Beispiel auf einem Kissen“, sagte Prof. María Martinón-Torres, Direktorin am CENIEH. „Vermutlich hat die Gemeinschaft irgendeine Form von Bestattungsritus durchgeführt.“ Zudem fanden die Forscher Steinwerkzeuge, die der afrikanischen Mittleren Steinzeit zugeordnet werden konnten.

In einem Sedimentblock fanden die Archäologen das artikulierte Teilskelett von "Mtoto" (oben). Zudem legten sie den Schädel und Unterkiefer (unten) des Kindes frei.

In einem Sedimentblock fanden die Archäologen das artikulierte Teilskelett von "Mtoto" (oben). Zudem legten sie den Schädel und Unterkiefer (unten) des Kindes frei.

Petraglia geht davon aus, dass es weitere, noch ältere Grabstätten auf dem afrikanischen Kontinent geben könnte. „Zurzeit wissen wir aber nicht, ob dies wirklich der Fall ist“, sagte er. Zum Vergleich: Bestattungen von Neandertalern und modernen Menschen in Eurasien reichen bis zu 120.000 Jahre zurück.

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Warum bisher keine vergleichbaren, früheren Bestattungen in Afrika entdeckt wurden, obwohl der Homo sapiens dort seinen Ursprung hat, ist bislang noch ungeklärt. Fest steht nach Ansicht von Petraglia jedoch: „Die Bestattung von Panga ya Saidi zeigt, dass die Beerdigung der Toten eine kulturelle Praxis ist, die Homo sapiens und Neandertaler gemeinsam haben.“

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