Ärzte fordern: „Höchste Zeit für eine Zuckersteuer“

Ärzte und Krankenkassen fordern von der Bundesregierungen Maßnahmen gegen Krankheiten, die durch Zucker ausgelöst werden können

Ärzte und Krankenkassen fordern von der Bundesregierungen Maßnahmen gegen Krankheiten, die durch Zucker ausgelöst werden können

Berlin. Ärzteorganisationen und Krankenkassen haben von der Bundesregierung wirksame Maßnahmen gegen Fettleibigkeit, Diabetes und Zahnkrankheiten gefordert. In einem am Mittwoch in Berlin veröffentlichten Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und mehrere Fachminister fordern sie unter anderen eine Sonderabgabe auf gesüßte Getränke, eine verständliche Lebensmittelkennzeichnung in Form einer Nährwert-Ampel sowie weniger an Kinder gerichtete Lebensmittelwerbung.

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Es sei höchste Zeit, mit der Prävention ernst zu machen, heißt es in dem Offenen Brief der mehr als 2.000 Ärzte. Unterstützt werden sie von einem Bündnis aus 15 Ärzteverbänden, Fachorganisationen und Krankenkassen. Initiiert wurde die Kampagne vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, von der Deutschen Diabetes Gesellschaft und der Verbraucherorganisation Foodwatch.

„Konsequente Werbeverbote“

"In Sachen Prävention ist Deutschland ein Entwicklungsland", erklärte Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. Während andere Staaten in Europa im Kampf gegen Fehlernährung die Lebensmittelwirtschaft in die Pflicht nähmen, setze die Bundesregierung weiterhin auf freiwillige Vereinbarungen mit der Industrie. "Das ist die falsche Strategie", erklärte Fischbach. In Großbritannien etwa ist eine Zuckersteuer am 6. April in Kraft getreten. Das Steuergeld soll dem Schulsport zu Gute kommen.

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Für klare gesetzliche Rahmenbedingungen zur Prävention sprach sich auch der Arzt und Entertainer Eckart von Hirschhausen aus. Dies würde allen helfen, gesünder zu bleiben. Seit Jahren werde „politisch gestritten und privat zugenommen“. Es sei höchste Zeit für eine wirksame Zuckersteuer, konsequente Werbeverbote und eine sinnliche und humorvolle Vermittlung von Gesundheitskompetenz in den Schulen“, sagte Hirschhausen.

Anteil der übergewichtigen Kinder verdoppelt

Die deutsche Gesundheitsministerin Julia Klöckner hat sich hingegen deutlich gegen eine Zuckersteuer ausgesprochen. "Es klingt einfach und verlockend, eine zusätzliche Steuer für Fertigprodukte in unserem Land zu erheben. Aber die Praxis tut der Theorie nicht immer den Gefallen", sagte Klöckner dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) im April.

Klöckner riet davon ab, die Debatte um bessere Ernährung auf den Zuckergehalt von Lebensmitteln zu beschränken. Nötig sei „eine Gesamtstrategie zur Reduzierung von Fett, Zucker und Salz“, sagte Klöckner und kündigte an, „diesen Prozess weiter vorantreiben“ zu wollen.

Laut Robert-Koch-Institut gelten 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland als übergewichtig oder fettleibig. Im Vergleich zu den 1980er- und 1990er-Jahren habe der Anteil übergewichtiger Kinder damit um 50 Prozent zugenommen, der Anteil adipöser Kinder habe sich verdoppelt. Die Anzahl der Diabetes-Erkrankungen stieg seit Beginn des Jahrtausends um etwa 38 Prozent, altersbereinigt um etwa 24 Prozent. Zur Zeit leben in Deutschland 6,7 Millionen Menschen mit Diabetes.

Von RND/epd

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