Bis der Arzt kommt: Warum die 112 nicht immer die beste Wahl ist
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Hat man weniger schlimme Beschwerden, ist an Abenden, Wochenenden oder Feiertagen die Telefonnummer des ärztlichen Bereitschaftsdienstes 116 117 die richtige Wahl.
Berlin. Damit weniger Patienten in oft überfüllte Notaufnahmen gehen, obwohl sie auch von einem Hausarzt behandelt werden könnten, hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn vor kurzem einen Gesetzesentwurf vorgelegt. Er will die Nummern 112 und 116 117 zusammenschalten – und damit würden Mitarbeiter einer Notfallleitstelle einschätzen, ob ein Patient in die Notaufnahme muss oder nicht. Solange das noch nicht der Fall ist, geben Experten vom Deutschen Roten Kreuz und der Kassenärztlichen Bundesversicherung Tipps.
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Wann die Notrufnummer 112 gewählt werden sollte
Ist jemand in Lebensgefahr, dann sollte man die Notrufnummer 112 wählen, rät Bundesarzt Peter Sefrin vom Deutschen Roten Kreuz, der früher die präklinische Notfallmedizin der Universität Würzburg geleitet hat. Nach dem Anruf werden Patienten gegebenenfalls mit einem Rettungswagen in die Klinik gefahren. Andernfalls besteht die Möglichkeit, selbst in die Notaufnahme zu fahren.
Bei weniger schlimmen Beschwerden wie akuten Bauchschmerzen, Fieber oder anhaltendem Brechdurchfall sollte man sich während der Bürozeiten an einen Hausarzt wenden. An Abenden, Wochenenden oder Feiertagen kann man eine Bereitschaftspraxis oder die Telefonnummer des ärztlichen Bereitschaftsdienstes 116 117 anrufen.
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Kein Notfall: Was leistet der ärztliche Bereitschaftsdienst?
Der Anrufer erhält beispielsweise Adressen für die nächste geöffnete Bereitschaftspraxis oder Hausärzte, die vorbeikommen. Ist das Leiden weniger akut, gibt es manchmal den Rat, am nächsten Tag zum Hausarzt zu gehen – oder einfach nur etwas im Bett zu bleiben und sich auszukurieren. Oft würden Leute einfache Mittel, die unsere Großeltern noch kannten, nicht mehr kennen, sagt Sprecher Roland Stahl von der Kassenärztlichen Bundesversicherung, die den ärztlichen Bereitschaftsdienst organisiert.
Wie merke ich, ob jemand in Lebensgefahr schwebt?
Hat jemand schwere Verletzungen, Atemnot oder heftige Brust- oder Herzschmerzen, kann er in Lebensgefahr schweben, wie das Bundesgesundheitsministerium auf seiner Internetseite schreibt.
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Bei leichten Beschwerden: Den Hausarzt aufsuchen
Wer wegen leichter Beschwerden zur Notfallambulanz geht, müsse für gewöhnlich lange warten. Das können in einer überfüllten Abteilung gut mal sechs Stunden sein, wie Sefrin sagt. Manchmal würden die Patienten bei Kleinigkeiten auch nach Hause geschickt – mit dem Hinweis sich einfach bei nächster Gelegenheit beim Hausarzt zu melden. Das passiere beispielsweise, wenn man schon eine Woche lang Schmerzen am Knie hat und dann am Wochenende eine Notfallambulanz aufsucht, weil man keine Lust hat, auf einen Termin beim Hausarzt zu warten.
Laut Stahl haben einige Patienten auch das Gefühl, dass es in der Notaufnahme eine Art Rundum-Check gibt. Das sei nicht der Fall. Handelt es sich nicht um einen Notfall, erfahre man bei der 116 117 schneller, was man tun kann.
Wann sollten sich Betroffene an Spezialisten wenden?
Dienste wie den kinderärztlichen oder augenärztlichen Bereitschaftsdienst gibt es in einigen Regionen. Darüber informiert man sich über die 116 117 oder über die Internetseite 116117.de. Leidet man etwa in der Nacht an starken Zahnschmerzen, kann man sich an den zahnärztlichen Bereitschaftsdienst wenden. Verschlucken Kinder versehentlich Omas Tabletten, kann man sich rund um die Uhr an Giftnotrufzentralen wenden. Zudem gibt es teils auch gynäkologische oder psychiatrische Hilfe am Abend und am Wochenende. Die Kosten übernimmt immer die Krankenkasse.
RND/dpa