Klimawandel und Gewitter: Die Risiken könnten deutlich steigen
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Blitze entladen sich am Himmel über Salgotarjan in Ungarn. In Zentraleuropa könnte es einer Prognose zufolge bis 2100 sogar weniger Gewitter geben (Archivbild).
© Quelle: Peter Komka/MTI/AP/dpa
Es ist ein düsteres Szenario, das die Forschenden für ihre Simulation gewählt haben: Die Länder dieser Welt setzen ihre bisherige Klimapolitik fort, nutzen fossile Brennstoffe noch stärker als ohnehin schon – und der Klimawandel kann folglich nahezu ungebremst fortschreiten. Die britischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geben in ihrem Aufsatz zwar zu, dass es „nicht das wahrscheinlichste“ Szenario sei. Aber es handele sich dennoch um ein „plausibles Szenario“.
Die Forschenden widmeten sich folgender Frage: Wie würde sich die Blitzaktivität bis zum Jahr 2100 in Europa verändern, wenn dieser Extremfall eintritt? Die Antwort sollte ein Hochleistungscomputer geben, mit dem die Gewitterforschenden in einer Simulation in den verschiedenen Regionen Europas gezielt Gewitterwolken verfolgen und die Blitzaktivität prognostizieren.
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Prognose für 2100: Mehr Gewitter im Norden, weniger Blitze in Zentraleuropa
Ihre Ergebnisse, die Ende Oktober im Fachjournal „Environmental Research Letters“ veröffentlicht wurden, zeigen: Die regionalen Unterschiede sind groß. In Nordeuropa und in den Alpen würde die Blitzaktivität in diesem Szenario laut der Prognose bis zum Jahr 2100 steigen. Beispielsweise gäbe es in den Britischen Inseln bis dahin demnach doppelt so viele Blitze im Juli und August. Die Forschenden vermuten, dass die prognostizierte höhere Frequenz an Sommergewittern dafür maßgeblich verantwortlich ist.
Im Winter könnte es zudem in der Nord- und Ostsee ein höheres Blitzrisiko geben. Im Süden Europas könnte die Blitzaktivität der Prognose zufolge im Jahr 2100 sogar gesunken sein – zumindest in den Sommermonaten, die bis zu diesem Zeitpunkt höchstwahrscheinlich trockener sein sollen. Im Frühling und insbesondere im Herbst sieht die Simulation dagegen mehr Blitze in dieser Region voraus.
Für Zentraleuropa prognostizieren die Forschenden wiederum eine Abnahme der Blitzaktivität. Sie erklären sich das so, dass die höheren Temperaturen dazu führen, dass sich weniger Eiskristalle in den Wolken befinden. Denn Eiskristalle seien wichtig, damit sich die elektrische Ladung des Gewitters aufbauen könne.
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© Quelle: RND
Folgen der veränderten Blitzaktivität: Waldbrände und höheres Risiko für Offshore-Windparks
Wie eingangs geschildert, bezieht sich die Simulation nur auf ein Szenario, in dem es zu einem ungebremsten Klimawandel kommt – die tatsächliche Entwicklung der Blitzaktivität könnte also deutlich von dieser Prognose abweichen, wenn beispielsweise viele Staaten ihren CO₂-Ausstoß drastisch reduzieren. Tritt der Extremfall jedoch ein, suggerieren die Ergebnisse der Simulation, dass die Gefahr von Waldbränden in Nordeuropa wegen der steigenden Zahl an Blitzen bis 2100 größer werden könnte.
Auch Offshore-Windparks in der Nord- und Ostsee könnten einem höheren Risiko ausgesetzt sein, von einem Blitz getroffen zu werden. Die Forschenden betonen daher, dass das Risiko von Blitzen für Mensch und Umwelt neu bewertet werden muss.