Coronavirus: Schulschließungen sind ein Stresstest für Eltern
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Ab Montag bleiben in den meisten deutschen Bundesländern die Schulen geschlossen.
© Quelle: Sebastian Gollnow/dpa
“Liebe Nachbarn, mein Seminar wurde abgesagt, ich kann mich in den kommenden Tagen um eure Kinder kümmern”: Für viele Eltern sind Worte wie diese in diesen Tagen ein Segen. Zahlreiche Bundesländer haben in den vergangenen zwei Tagen die Osterferien verlängert. Die meisten deutschen Schulen, Hochschulen und Berufsschulen bleiben von Montag an geschlossen.
Schulschließungen waren nicht leichtfertig
Die Entscheidung zu den Schulschließungen ist den Kultusministern der Länder und der Bundespolitik am Freitag sicherlich nicht leicht gefallen. Schließlich hat sie zur Folge, dass rein rechnerisch Millionen deutscher Eltern vor dem nächsten Mammutproblem stehen: Sie müssen in den kommenden Wochen nicht nur unter teilweise erschwerten Bedingungen ihrer Arbeit nachgehen, sondern sich auch noch um eine angemessene Kinderbetreuung kümmern. Es ist bitter, dass die Vorsichtsmaßnahme vor allem wieder die besonders hart trifft, die es ohnehin schon schwer haben: Alleinerziehende, die oftmals schon allein finanziell nicht gut genug ausgestattet sind, um etwa Babysitter zu bezahlen.
Für Großeltern ist Betreuung jetzt zu gefährlich
Und die Großeltern, das haben Charité-Virologe Christian Drosten und seine Kollegen in den vergangen Tagen häufig genug betont, fallen als Alternative für Kindertagesstätten und Ganztagsschulen aus: Gerade Menschen von 60 Jahren an gelten als Risikopersonen, wenn sie an Covid-19 erkranken. Sie gilt es zu schützen. Die Realität sieht allerdings vielerorts anders aus: Die Großeltern sind in vielen Familien eine große Stütze - sie springen immer dann ein, wenn Kitas und Schulen Schließzeiten haben oder es andere Notfälle gibt. Kritiker warnen schon jetzt, dass die Schulschließungen kontraproduktiv sind - und sehr wahrscheinlich einen sprunghaften Anstieg der Erkrankungen zufolge haben werden.
Ab Montag ist es Zeit für den Krisenmodus
Deshalb ist es spätestens ab Montag Zeit, auch den Alltag auf Krisenmodus umzuschalten: Das höchste, von Virologen und der Bundesregierung ausgerufene Ziel muss es jetzt sein, die Zahl der Neuerkrankungen möglichst gering zu halten und Ausbreitung zu verlangsamen. Das bedeutet auch, dass alle mithelfen müssen.
Notbetreuungsplätze für medizinisches Personal reservieren
Die begrenzten Notbetreuungsplätze sollten unbedingt nur von Eltern genutzt werden, die in medizinischen Einrichtungen tätig sind. All die anderen sind aufgerufen, sich zu helfen und gegenseitig zu unterstützen. Wer kann, sollte in diesen Tagen für alte Menschen einkaufen oder bei Bedarf auch die Kinder des Nachbarn betreuen. Jeder muss jetzt, auch wenn das für manche neu ist, helfen, wo er kann. Alle müssen an einem Strang ziehen, und zwar “beherzt”, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel sagt. Sie hat recht. Für unsere individualisierte und Ich-bezogene Gesellschaft mag das ein Stresstest sein. Für Werte wie Solidarität und Nächstenliebe ist die Corona-Krise eine Chance.