„Dart“-Mission: Warum die Nasa einen Asteroiden rammen will
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/WEQRIQGC4RCSJNBFZKK6HF3SY4.jpeg)
Abbildung der Nasa-Raumsonde „Dart“, die am 27. September auf einem Asteroiden einschlagen soll.
© Quelle: Steve Gribben/NASA/Johns Hopkins
Ein Asteroid, der auf der Erde einschlägt – das könnte für das irdische Leben katastrophale Folgen haben. Das Zentrum für erdnahe Objektstudien der US‑amerikanischen Weltraumbehörde Nasa beobachtet zurzeit knapp 30.000 dieser Gesteinsbrocken, die in Zukunft der Erde gefährlich nahe kommen könnten. Darunter sind fast 900, die einen Durchmesser von mehr als einem Kilometer haben. Würde ein solcher Asteroid mit der Erde kollidieren, wäre die Zerstörungskraft unvorstellbar groß. Aber auch kleinere Versionen der Himmelskörper würden Schäden anrichten.
Die Frage ist nicht, ob es zu einem Asteroideneinschlag kommen wird, sondern wann. Der Gefahr, die von den Gesteinsbrocken ausgeht, sind sich Astronomen und Astronominnen schon seit Langem bewusst. Doch bisher beschränkte sich die Planetenverteidigung darauf, Asteroiden jeglicher Größe im All aufzuspüren, ihre Eigenschaften zu bestimmen und ihre Umlaufbahnen zu studieren. Am Dienstag, dem 27. September, will die Nasa nun erstmals einen Test zur Asteroidenabwehr durchführen. Der Name der Mission: „Dart“, kurz für Double Asteroid Redirection Test.
So läuft die Mission ab
„Das wird ein wahrhaft historischer Moment für die ganze Welt sein“, ist Tom Statler überzeugt. Er ist Programmwissenschaftler beim Planetary Defense Coordination Office der Nasa. „Die Asteroidenabwehr ist ein weltweites Problem, das eine weltweite Antwort erfordert.“
Gegen 1.14 Uhr mitteleuropäischer Zeit soll die unbemannte Raumsonde „Dart“ absichtlich auf einem Asteroiden einschlagen. Ende vergangenen Jahres war sie an Bord einer SpaceX-Rakete ins All gestartet. Ihr Ziel: Der 160 Meter große, mondähnliche Asteroid Dimorphos, der einen anderen größeren Asteroiden namens Didymos umkreist. Beide stellen keine Gefahr für die Erde dar, sondern dienen nur als Testobjekte.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/IGOJHKLVERGONIU2VAHAO73SEQ.jpg)
Das binäre Asteroidensystem Didymos ist das Ziel der „Dart“-Mission.
© Quelle: NASA/Johns Hopkins APL
Geplant ist, dass „Dart“ den Asteroiden Dimorphos frontal trifft. Dadurch soll zum einen die Zeit, die er braucht, um Didymos zu umrunden, um einige Minuten verkürzt werden. Zum anderen soll er seine Umlaufbahn messbar verändern. Beim Einschlag sind die beiden Asteroiden etwa elf Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Das macht es den Forscherteams am Boden leichter, sie mit den Teleskopen zu beobachten.
Einschlag auf Asteroid ist kompliziert
Doch genau der Einschlag stellt eine große Herausforderung dar: Erst rund anderthalb Stunden vor dem Aufprall könne die Raumsonde mit ihrer Kamera den Asteroiden ins Visier nehmen, erklärte Nancy Chabot, Leiterin der „Dart“-Koordination am Applied Physics Laboratory der Johns Hopkins Universität, vorab in einem Pressegespräch. Mit 6,1 Kilometern pro Sekunde rast die Raumsonde dann auf Dimorphos zu. Dabei kann es durchaus passieren, dass sie ihr Missionsziel verfehlt.
„Das ist eine Testmission“, stellte Chabot klar. Selbst aus Fehlern könne man lernen. „Wir wollen den Test jetzt durchführen, um Technologien zu entwickeln, die in Zukunft bei der Planetenverteidigung von Nutzen sein könnten.“ Allein in diese Mission hat die Nasa rund 330 Millionen Dollar investiert.
Verfolgen Sie hier den Nasa-Asteroidenabwehrtest im Livestream.
„Hera“-Mission soll Einschlagskrater untersuchen
Ist der Einschlag von „Dart“ tatsächlich erfolgreich, beginnt die eigentliche Forschungsarbeit. Dann geht es darum, zu schauen, was genau während und nach dem Zusammenprall mit dem Asteroiden Dimorphos passiert ist.
Dazu soll es eine weitere Mission geben: „Hera“. Sie wird von der Europäischen Weltraumbehörde Esa organisiert und umfasst eine Sonde und zwei Begleitsatelliten, die den Einschlagkrater genau untersuchen und die Masse des Asteroiden bestimmen sollen. Diese Arbeit wird nach Angaben von Missionsleiter Ian Carnelli mehrere Monate dauern.
Starten soll die „Hera“-Mission im Jahr 2024. Zwei Jahre später soll dann das Rendezvous mit Dimorphos und Didymos stattfinden.
Bei diesen Asteroiden handelt es sich um vergleichsweise kleine Gesteinskörper. „Hera“ werde ebenso dabei helfen zu verstehen, ob sich die Abwehrtechnik auch für größere Gesteinsbrocken eignet, hatte Michael Küppers, Esa-Projektwissenschaftler für die Mission, 2019 in einem Beitrag der Weltraumbehörde erklärt. „Damit hätten wir dann auch die Gewissheit, dass wir unseren Heimatplaneten effektiv vor einem Asteroideneinschlag schützen könnten.“