Darum sollten auch Jungen gegen HPV geimpft werden
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Zum Schutz vor Krebs und anderen Infektionen wird auch Jungen eine HPV-Impfung empfohlen.
© Quelle: Patrick Pleul/ZB/dpa
Memmingen. Rund 80 Prozent aller sexuell aktiven Menschen infizieren sich mindestens einmal im Leben mit Humanen Papillomviren (HPV) – so ein Bericht der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU). Meist heilt die Infektion unbemerkt von allein aus, doch bei manchen Menschen lösen die Viren Krebs aus. Vor 2018 wurde eine Impfung nur Mädchen zum Schutz vor Gebärmutterhalskrebs empfohlen. Doch inzwischen gilt: Auch bei Jungen kann die Infektion gefährlich sein. Dr. Peter Schneede, Chefarzt der Urologie am Klinikum Memmingen rät daher zu einer HPV-Impfung bei Jungen.
HPV: Was sind Humane Papillomviren?
Humane Papillomviren sind sexuell übertragbar und können Krebs verursachen. Gebärmutterhalskrebs bei Frauen ist häufigste Form von Krebs, die HPV auslösen kann. Bei Männern werden sie beispielsweise in Verbindung mit dem seltenen Peniskrebs gebracht. Bei beiden Geschlechtern können durch HPV Karzinome im Mund- und Rachenraum sowie am Darmausgang ausgelöst werden. Die Ansteckung erfolgt über Haut- und Schleimhautkontakt. Laut DGU-Angaben erkranken jährlich 7850 Frauen und Männer an HPV-bedingten Krebsarten. Seit 2007 wird eine Impfung für Mädchen empfohlen, seit 2018 auch für Jungen.
Warum werden Jungen gegen HPV geimpft?
Jungen können Humane Papillomviren an Mädchen übertragen, aber auch an HPV-bedingtem Krebs erkranken. "Früher entstand der Eindruck, dass allein Mädchen gegen HPV geschützt werden könnten", so HPV-Experte Schneede in einem Aufklärungsvideo. Zunächst war häufig nur von Gebärmutterhalskrebs die Rede. "Heute weiß man, dass auch Jungen an Krebs im Genital-, Mund-, Hals- und Rachenbereich durch Humane Papillomviren erkranken können", betont der Urologe. Hinzu kommen Genitalwarzen, die sehr ansteckend sind.
Wann sollten Jungen geimpft werden?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt, die Jungen – genauso wie Mädchen - im Alter zwischen neun und 14 Jahren gegen HPV zu impfen. "In diesem Alter reichen bereits zwei Impfungen, bei 15 bis 17 Jährigen sind drei Impfungen notwendig", so Schneede. Ab 15 Jahren sollten versäumte Impfungen bis zum 18. Lebensjahr nachgeholt werden, da die Impfreaktion mit dem Alter abnimmt.
Für Männer ab 18 Jahren gibt es derzeit keine Empfehlung, jedoch können auch sie in manchen Fällen noch geimpft werden. Das hänge von den Ergebnissen einer ärztlichen Prüfung ab, heißt es bei der Techniker Krankenkasse. „Nachimpfungen sind nach jetzigem Stand nicht notwendig, da die Impfung einen Langzeitschutz bietet“, sagt Schneede. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen bis zum 18. Geburtstag die Kosten für eine Impfung. Eltern können ihre Jungen bei Kinder- und Jugendärzten sowie Urologen immunisieren lassen.
Wie sicher ist eine HPV-Impfung?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft die Sicherheit der HPV-Impfstoffe als sehr hoch und die Verträglichkeit als gut ein. "Die Impfstoffe sind hoch wirksam gegen die durch HPV verursachten Krebserkrankungen und deren Vorstufe", so Schneede. Seit 2007 wurden etwa 300 Millionen Menschen geimpft. Mögliche Nebenwirkungen seien laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Schwellungen, Rötungen und Schmerzen an der Einstichstelle. Vorübergehend kann es beispielsweise zu Kopf- oder Muskelschmerzen, Fieber und Magen-Darm-Beschwerden kommen. Schwere Nebenwirkungen seien selten.
Von RND/bk