Eingefroren in der Arktis: Eisbrecher „Polarstern“ wird für historische Expedition fit gemacht

Der Eisbrecher Polarstern auf einer Forschungsfahrt. Nach dem Vorbild einer Expedition vor 125 Jahren wird sich das deutsche Forschungsschiff „Polarstern“ 350 Tage im Nordpolarmeer einfrieren lassen.

Der Eisbrecher Polarstern auf einer Forschungsfahrt. Nach dem Vorbild einer Expedition vor 125 Jahren wird sich das deutsche Forschungsschiff „Polarstern“ 350 Tage im Nordpolarmeer einfrieren lassen.

Bremerhaven. Die "Polarstern" mit Heimathafen Bremerhaven zählt zu den leistungsfähigsten Forschungsschiffen der Welt. Mit seinem doppelwandigen Stahlrumpf kann es bis zu 1,5 Meter dickes Eis brechen. Außentemperaturen von bis zu minus 50 Grad Celsius machen dem Schiff nichts aus. Doch für die am 20. September ab Tromsø in Norwegen beginnende Mosaic-Expedition wird das Schiff zurzeit auf der Lloyd Werft noch besser ausgerüstet. Ein Jahr lang wird die "Polarstern" sich im Packeis der zentralen Arktis einfrieren lassen. "Eine vergleichbare Expedition hat es noch nie gegeben", sagt Markus Rex vom Alfred-Wegener-Institut, der die Forschungsreise leitet, am Mittwoch an Bord des Schiffes.

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Von Februar bis Juni ist die zentrale Arktis eigentlich unzugänglich, weil das Eis dann selbst für Eisbrecher wie die „Polarstern“ zu dick ist. Für Forscher ist es aber wichtig, dort auch im Winter Messungen vorzunehmen, um mehr über den Klimawandel zu erfahren. Deshalb wird das Schiff mit etwa 100 internationalen Wissenschaftlern und Besatzungsmitgliedern an Bord vom Eis eingeschlossen ohne eigenen Antrieb über die Polkappe driften – so wie es der Forscher Fridtjof Nansen vor 125 Jahren schon mit dem Segelschiff „Fram“ vorgemacht hat. „Er hat uns gezeigt, dass das möglich ist“, sagt Rex.

„Polarstern“ wird weiter versorgt

Anders als die „Fram“ wird die „Polarstern“ während der Expedition von anderen Eisbrechern und Flugzeugen versorgt. Auch werden Crew und Forscher alle paar Monate wechseln. Die „Polarstern“ allerdings muss das ganze Jahr über zuverlässig Dienst leisten. Damit das klappt, wird sie zurzeit nicht nur regulär gewartet, sondern auch aufgerüstet, etwa mit einer neuen Tankheizung. Auch ein geheizter Tunnel wird installiert, um Wasserproben und Messgeräte aus dem minus 1,5 bis minus 1,8 Grad kühlen Ozean unbeschadet an Bord zu holen. „Sie würden bei Außentemperaturen im Winter von bis zu minus 45 Grad sonst schockgefrieren“, erläutert Rex.

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Ein mit Helium gefüllter Fesselballon wird unweit des Forschungsschiffs Polarstern von den Wissenschaftlern für den Aufstieg vorbereitet. Im Herbst soll unter deutscher Leitung die größte Forschungsexpedition in die zentrale Arktis starten, die es jemals gegeben hat. Der Eisbrecher „Polarstern“ soll dabei ein Jahr lang eingefroren im Packeis über die Polkappe driften.

Ein mit Helium gefüllter Fesselballon wird unweit des Forschungsschiffs Polarstern von den Wissenschaftlern für den Aufstieg vorbereitet. Im Herbst soll unter deutscher Leitung die größte Forschungsexpedition in die zentrale Arktis starten, die es jemals gegeben hat. Der Eisbrecher „Polarstern“ soll dabei ein Jahr lang eingefroren im Packeis über die Polkappe driften.

Wie warm wird die Arktis noch?

Am Mittwoch wurde auf dem Bug des Schiffes zudem ein zusätzlicher Kran installiert. Der wird benötigt, um von dort aus Messinstrumente bis aufs Eis herunterzulassen. „Wir messen, wie viel Wärme aus dem Ozean durch Rinnen und Risse im Eis an die Atmosphäre abgegeben wird“, sagt Rex. Die Ergebnisse sollen in Modelle zu Vorhersagen über den Klimawandel einfließen. „Je nach Modell geht man davon aus, dass die Arktis bis Ende des Jahrhunderts 5 bis 15 Grad wärmer sein wird“, betont Rex. Für konkrete Prognosen sei die Spanne bei den Berechnungen viel zu groß.

Herausforderung Klimawandel: Es gibt kaum noch altes Eis

Größte Herausforderung während der Expedition werde in den ersten Wochen sein, eine geeignete Eisscholle zu finden, an der die „Polarstern“ andocken wird. Auf ihr wird ein Camp aus Messstationen und Zelten aufgebaut. Sie wird mit dem Schiff mitdriften. „Wir brauchen eine stabile Eisscholle mit einem Durchmesser von 1,5 Kilometern“, sagt Rex. Da es wegen der Erderwärmung kaum noch altes Eis gebe, werde die Suche vermutlich länger dauern. „Das wird ein Wettlauf mit der Polarnacht. Ab 20. Oktober wird es durchgehend fast vollständig dunkel sein.“ Bis dahin müsse die ganze Ausrüstung auf dem Eis sein.

Erst wenn das geschafft sei, werde er Zeit haben, die Arktis auch zu genießen. „Das Licht ist dort jeden Tag anders. Das wird nie langweilig“, betont Rex. Um die „Polarstern“ jedenfalls braucht er sich keine Sorgen zu machen. Sie halte jeden Eisdruck aus. „Sie ist stabil genug“, sagt der Expeditionsleiter.

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Von RND/dpa

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